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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 146
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0148
Sie ist im Jahre 1504 in Säckingen als Tochter des kaiserlichen Feldhauptmanns Hans
Rosenblatt und dessen Frau Magdalena Strub von Basel geboren. Uber die Herkunft des
Familiennamens Rosenblatt gibt es nur Vermutungen, die wahrscheinlichste ist die, daß
er durch einen schwedischen Söldner in unsere Gegend gekommen ist. Da der Vater als
kaiserlicher Feldhauptmann die meiste Zeit fern der Heimat war, lebte die Mutter mit
der kleinen Tochter in ihrer Heimatstadt Basel. 1524, mit 20 Jahren eine anziehende junge
Dame, wurde sie mit dem Magister Ludwig Keller aus einer angesehenen Basler Familie
verheiratet. Aber schon nach 2 Jahren starb er. Seine Witwe blieb mit einem kleinen
Töchterlein zurück.

Damals bekamen nicht nur die Waisen, sondern auch die Witwen einen Vormund.
Renten und Pensionen gab es keine. Ein großes Vermögen wird in solch jungem Haushalt
noch nicht vorhanden gewesen sein. Die Universität Basel litt damals unter den Auseinandersetzungen
um die Reformation. Im kleinen Lehrkörper, dem als Professor der
Theologie der Pfarrherr von St. Martin Johannes Oekolampad angehörte, kannte man
jeden Promovierten in der Stadt, so ganz gewiß auch den Magister Keller und seine Familie
. Oekolampad, der Pfarrer und Universitätslehrer, pflegte persönliche und intensive
briefliche Beziehungen mit Ulrich Zwingli und den Straßburger Reformatoren Capito
und Bucer. Nach dem Tode seiner Mutter, die ihm den Haushalt führte und ihm damit
für seine vielseitige geistige und seelsorgerliche Tätigkeit den Rücken freihielt, sah der
ernste und nicht mehr ganz junge Mann, wohl auch beraten von seinen Freunden, die
Notwendigkeit, einen eigenen Hausstand zu begründen und zu heiraten. Im März 1528
verheiratete er sich mit der jungen Witwe Wibrandis Rosenblatt. Wohl hatte er selbst
Zweifel wegen der Jugend seiner Frau, die eben erst 24 Jahre alt war. Aber sie verflogen
offenbar rasch. Er schrieb bald: »...Ich habe bis heute nichts von jugendlicher Unreife an
ihr gefunden. Gott gebe, daß diese Ehe glücklich sei und lange währe!« Als Ehefrau des
Basler Reformators hatte Wibrandis ihre erste große Bewährungsprobe zu bestehen bei
der Einführung der Reformation im folgenden Jahr durch den Rat der Stadt Basel. Nicht
nur für Basel war es eine turbulente Zeit, in der Oekolampad erster Pfarrer am Münster
wurde und das, was später der Antistes, der Vorsteher der Basler Reformationskirche,
war. Wie alle Länder deutscher Zunge ergriff diese Unruhe die ganze Eidgenossenschaft,
und sie war hier wie anderswo nicht allein genährt von der Sehnsucht nach geistlicher Erneuerung
, sondern auch dem Drang nach rechtlicher und wirtschaftlicher bürgerlicher
Unabhängigkeit, insbesondere auch in dem Sinne, den man heute als Emanzipation bezeichnen
würde. Es war der moralische und geistliche Rigorismus von Zwingli, der dem
reformierten Bekenntnis nicht nur Freunde, sondern auch Gegner schaffte, vor allem die
mächtigen Kreise, die am eidgenössischen Söldnerwesen, dessen Organisatoren sie waren
, unbedingt festhalten wollten. In dieser Atmosphäre politischer Unsicherheit und
vielfacher gegenseitiger Unduldsamkeit waren die reformatorischen Pfarrhäuser eine
ständig in Anspruch genommene Zufluchtstätte von aus religiösen Gründen vertriebenen
oder auf Reisen befindlichen Kirchenmännern.

Der Tod Ulrich Zwingli's im Oktober 1531, im 2. Kappelerkrieg, der dem kämpferischen
Naturell dieses Mannes und den Ansprüchen, die er vor allem an sich selbst stellte,
so entsprach, beugte den Freund Oekolampad auf das tiefste. Eine böse Geschwulst, an
der er litt, verschlimmerte sich. Eine Blutvergiftung kam hinzu, der, wie es heißt, »der
überarbeitete Mann in wenigen Wochen erlag«. Er starb am 23. November 1531. Er hinterließ
seine Witwe mit dem Sohn Eusebius und den beiden Töchtern Irene und Alithia,
griechischen Namen, die gleichzeitig seine Wünsche für und seine Bitten an seine Kinder
zum Ausdruck bringen: Friede und Wahrheit.

Im Alter von 27 Jahren stand Wibrandis Rosenblatt mit ihren Kindern und ihrer Mutter
Magdalena wieder alleine da, mit der Aussicht bevogtet zu werden. Aber sie stand
eben im großen Kreis der Freunde der Familie nicht mehr allein. Sie zählte zweifellos mit
im Kreis der Freunde, und die Rolle, die offenbar beide Frauen in diesem großen, in gewisser
Weise anspruchsvollen Haushalt gespielt haben, hat ihnen wohl ein weitherum

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