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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 155
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0157
So gesehen, ist auch leicht erklärbar, daß der Hauptbestand an Archivalien erst mit der
Stadtrechtserneuerung einsetzt. Der heutige Kulturamtsleiter der Stadt Singen a. H.,
Stadtarchivdirektor Dr. Herbert Berner, ordnete 1953 die Lörracher Archivalien unter
Mitarbeit des Berichterstatters und erstellte das heute noch gültige Archivverzeichnis
von 1953. In seinem Vorwort ging er auch ausführlich auf die Geschichte des Registratur
- und Archivwesens der Stadt Lörrach und der damals eingemeindeten Orte Stetten,
Tumnngen und Tüllingen ein. Wenn er unter Tumringen feststellt: »In einem zweitürigen
Registraturkasten, der von Bürgermeisterhaus zu Bürgermeisterhaus wanderte, lagen
sämtliche Pläne, Akten und Bände«, so ist das bezeichnend für alle 4 Orte, denen es
lange an geeigneten und ausreichenden Räumen für die Gemeindeverwaltung gefehlt
hat. Ratschreiber Walter Jung schreibt in seinem Bericht zur Einweihung des neuen Lörracher
Rathauses 1976: »Wer über die Geschichte der alten Lörracher Rathäuser schreiben
will, muß sich zuerst mit der Geschichte der Lörracher Wirtshäuser befassen!« Das
hat auch durchaus seine Richtigkeit, wenn man weiß, daß die Gemeindeangelegenheiten
zum Beispiel in Lörrach bis 1756 noch in der Gemeindestube im sog. Stubenwirtshaus,
dem ältesten Gasthaus der Stadt (Ochsen seit 1552, heute Hotel Storchen) besorgt wurden
. Zur Ehrenrettung der seinerzeitigen (noch ehrenamtlichen) Bürgermeister und der
wenigen Gemeindebediensteten sei aber ausweislich der sauber und genau geführten Akten
, Bücher und Rechnungen festgestellt, daß auch damals angesichts der heute kaum
mehr vorstellbaren Umstände zum Wohle der Gemeinde gearbeitet worden ist. Das
1756 im Jahr der Stadtrechtserneuerung gebaute Rathaus in der Wallbrunnstraße weist
auf das noch dörfliche Gepräge der jungen Stadt hin. »Uber das ganze Erdgeschoß des
nicht unterkellerten Hauses zog sich die Kornkammer hin. Im zweiten Stock befanden
sich der Bürgersaal und einige wenige Räume für die Gemeindebediensteten«. Der 1869/
70 an gleicher Stelle ausgeführte Neubau ergab zwar eine Mehrzahl von Räumen für die
größer gewordene Gemeindeverwaltung. Da auch hier ein Keller fehlte, mangelte es
nach wie vor an geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für die Akten und Bücher.
Nur der 1911 geplante und am 23. April 1914 beschlossene Bau eines neuen Rathauses
auf dem heutigen neuen Marktplatz hätte die Verhältnisse entscheidend verbessern können
, denn durch die Eingemeindung von Stetten (1908) war die Stadt auf 15 000 Einwohner
angewachsen und erforderte auch eine Vergrößerung der Verwaltung. Zur Ausführung
des Neubaues kam es aber nicht mehr infolge des Kriegsausbruches. Nach dem 1.
Weltkrieg mußten einige Verwaltungdienststellen in Baracken auf dem heutigen neuen
Marktplatz provisorisch untergebracht werden. 1927 konnte die im Jahr 1920 von dem
Fabrikanten Eugene Favre aus Mülhausen erworbene »Villa Favre« in der Turmstraße als
künftiger Sitz der wichtigsten Ämter der Stadtverwaltung als »neues Rathaus« bezogen
werden. Die darin befindlichen 2 großen Gewölbekeller konnten einen Großteil der Archivalien
aufnehmen einschließlich der Akten und Bücher der Gemeinde Stetten. Schon
1935 durch die Eingemeindung von Tumringen und Tüllingen gab es neue Platzprobleme
bei der Übernahme der Registraturen dieser Gemeinden. Die Kriegsvorbereitungen
machten es zudem erforderlich, daß die Gewölbekeller in Luftschutzräume umfunktioniert
und Aktenmaterial, insbesondere Stadt- und Gemeinderechnungen,in verschiedenen
Räumen im Stadtgebiet ausgelagert werden mußten. Nach dem Frankreichfeldzug
wurde ein Teil der städt. Akten und Bücher in Bunkern an der Hohen Straße (Röttier
Wald) eingelagert. Im Herbst 1944 beim Herannahen der Front mußten diese eiligst wieder
aus den Bunkern abgeholt und in das Rathaus zurückgebracht werden. Bei dieser
Aktion sind auch mehrere Jahrgänge Gemeinderechnungen der Stadtteile Tumringen
und Tüllingen in Verlust geraten.

Als Dr. Berner im Oktober 1953 sich daran machte, die Archivalien zu ordnen, mußten
die völlig in Unordnung geratenen Bestände Stück für Stück aufgenommen, zum Teil
präpariert, geordnet und verzeichnet werden. Die Hauptarbeit wurde dabei in nur 28
Arbeitstagen bewältigt. Am 9. 9. 1955 konnte dann erstmals das Lörracher Stadtarchiv
der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Von der Größe und Inanspruchnahme dieses

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