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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 166
(PDF, 31 MB)
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die landschaftlich verschiedenen, üblichen Bezeichnungen in mehreren Fällen vernachlässigen
, ja verbieten. Das gleiche gilt vom Milchgesetz von 1931, wo z. B. das
Wort Rahm - ausgenommen in einer Zusammensetzung - durch das obskure Wort
(man kennt seine Herkunft nicht) Sahne, das Schlüsselwort der bundesrepublikanischen
Fettlebe, ersetzt worden ist. Dabei zeigt der deutsche Sprachatlas (z. B. dtv Nr.
3025) weit überwiegend und noch in Schleswig-Holstein und den Niederlanden usw.
den Gebrauch des Wortes Rahm in seinen Varianten. Oder vielmehr, daß dieses Wort
gebraucht wurde, denn hier hat die behördliche Sprachmanipulation ihre zerstörende
Wirkung schon gezeigt.
Es ist an der Zeit, daß diesem Treiben sprachunkundiger einzelner Bürokratien ein Ende
gesetzt wird. Wir kennen die Verheerungen, die durch verständnislose, sprachunkundige
Beamte in den Grundbüchern, den Gemeindeflurkarten bei den Flurnamen im 18.
und 19. Jh. angerichtet worden sind. Es bedarf heute eines eigenen Wissenschaftszweiges
, der Flurnamenkunde, um die ursprünglichen von den Bodenformen, der Geologie,
der Pflanzenwelt, der Nutzung usw. abgeleiteten Flurnamen wieder zu erschließen, zu
erkennen und zu deuten.

Kurzgutachten

Die Bezeichnung »Rebland«, »Reben«, »Rebberg« usw. ist am Oberrhein
seit mindestens 600 Jahren historisch gewachsenes sprachliches Erbe. Der
Gesetzgeber muß sich seiner Verantwortung vor der regionalen Kultur und
ihrer Tradition bewußt bleiben und darf nicht einfach, gegen den Willen der
Betroffenen, zur Tagesordnung übergehen. Von der Seite der Sprachwissenschaftbetrachtet
, käme die Ersetzung von »Rebland« u. ä. durch »Weingärten
« fast einer Geschichtsfälschung gleich. Würde doch dadurch, auf obrigkeitlichem
Wege, eine Bezeichnung gegen die Mundart eingeführt, welche
diese vor 600Jahren aufgegeben hatte. Da » Weingärten« (Wingert u. ä.) die
Bezeichnung in den übrigen deutschen Weinarealen ist, wo sie es auch bleiben
sollte, verlöre das Alemannische durch diesen Eingriff nicht nur ein
Stück Geschichte, sondern auch seine Eigenart.

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