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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 176
(PDF, 31 MB)
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Baden und nicht zuletzt auch das Markgräflerland daran genommen und gehabt hat, ist allbekannt.
Desto interessierter dürfte sich jeder Geschichtsfreund im Hinblick auf eine Neuauflage der diesbezüglichen
Struveschen Ausführungen zeigen. In ungekürzter (zudem zeitgenössisch illustrierter)
Form hat man die eigenwillige und in vielem aufschlußreiche und geistreiche Darstellung dieser Geschehnisse
, seinerzeit im neutralen Bern erschienen, daher neu herausgebracht. In einem Vorwort
wird sowohl die politische Situation jener Zeit als auch das Leben und Wirken Struves, eines der
Hauptagenten der Revolutionszeit, entsprechend skizziert. Das Vorwort der Orignialausgabe findet
sich mitreprintiert. In der Einleitung wird der gesamtdeutschen Geschichte sowie der französischen
Februarrevolution Rechnung getragen. Die erste Volkserhebung mit dem Treffen bei der
Scheidegg sowie den Gefechten bei Steinen, Günterstal und Freiburg berührte das Oberland bekanntlich
ebenso heftig wie die »Lörracher Republik« im Struveschen Alleingang, was im Abschnitt
der zweiten Volkserhebung - mitunter begreiflicherweise recht subjektiv-geschildert wird. Offenburg
, Karlsruhe und Rastatt werden innerhalb der dritten Volkserhebung angegangen. In einem
beigegebenen Anhang finden sich Kriegsberichte sowie ein Verzeichnis der Struveschen Schriften
und ein Personenregister. - Gustav von Struve (sein Adelsprädikat hat er ostentativ und konsequent
abgelegt) wurde 1805 geboren, hatte Jura studiert und war früh nach Mannheim gekommen, wo er
als Redakteur revolutionär wirkte; erstmals hatte er in Konstanz die Republik und Revolution ausgerufen
, nach dem Scheitern des Heckerzuges versuchte er es nochmals in Lörrach, er wurde mit
den Aufständischen bei Staufen geschlagen, zunächst gelang ihm die Flucht, dann wurde er im Wiesental
verhaftet und ins Bruchsaler Gefängnis verbracht, von wo aus ihn Freunde befreiten. Nach
der endgültigen Niederwerfung der Revolutionsbewegung floh er nach der Schweiz und wanderte
hernach nach Amerika aus, wo er im Sezessionskrieg als Offizier kämpfte. In Wien verstarb er 1870
(nach anderen Angaben 1869), nachdem er zuvor nach Deutschland zurückgekehrt war. Wie Kuhlmann
in seinem Vorwort zu Recht vermerkt, war er als Politiker, aber auch als Schriftsteller und
Journalist umstritten. Zeitweilig stand er auch unter Heckers größerem Ansehen, einerseits als
zweitrangiger Revolutionär, andererseits als Radikaler. Vereinseitigungen gibt es in seinen Texten
jederzeit, und man wird gut daran tun, als Parallellektüre eine andere Darstellung der Revolution
heranzuziehen, etwa die Blumsche Darstellung »Die deutsche Revolution 1848-1849« (Florenz
und Leipzig 1897; demnächst in Auswahl, die badische Revolution betreffend, in der »Badischen
Reihe«, Bd. 5, Waldkirch 1981). Helmut Bender

Hans Kälin »Papier in Baseibis 1500*, 486S. mit 20 Tabellen, 9 Tafeln und 117 Wasserzeichen-Abbildungen
, Selbstverlag (Postfach 72, CH-4009 Basel), Basel, 1974 (Fr. 24.-).

Das kürzlich in Basel eröffnete Papiermuseum (vergl. dieses Heft S. 152) legt nahe, dieses kurzweilige
Buch, vom Präsidenten der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Papierhistoriker verfaßt
, unsrem Leserkreis vorzustellen. Ein Blick ins Orts-Stichwortverzeichnis genügt, um »den
Markgräfler« anzusprechen: Allein die wichtigeren Stichworte - wie Badenweiler, Heitersheim,
Lörrach, Markgrafschaft, Neuenburg am Rhein, Rhein/Oberrhein, Schopfheim, Wiese/Wiesental
- sind mit über 90 Seitenhinweisen aufgeführt.

Neben den lesenswerten Ausführungen über die Basler Papiergeschichte sind für uns bemerkenswert
die Darlegungen über Michel Gallician - aus der bekannten Papiererfamilie, ursprünglich aus
dem Piemont stammend, dann stark in Basel verwurzelt —, der ums Jahr 1472 eine Papiermühle in
Lörrach besaß, und über die Gründung der markgräflichen Papiermühle von Ettlingen vor 1462.
Diese Papiermühle wurde 1495 durch Markgraf Christoph an Claus Gallician verliehen.

Bedauernd wird der Markgräfler vergeblich in diesem Buch die für uns bedeutende Papiererfamilie
Blum suchen: Bartlin Blum, »der Aelter«, Papierer aus Rothenburg o. d. Tauber, wurde 1525
Bürger von Basel (so daß er zu Recht nicht in Kälins Buch, das bis 1500 die Papiergeschichte verfolgt
, aufgeführt wurde) und zog vor 1537 nach Lörrach, wo er Stammvater der bedeutenden Markgräfler
Papierer-»Dynastie« wurde. Uber die Blum und ihre Wasserzeichen wurde in unserer Zeitschrift
(z. B. von Ernst Grether »die Markgräfler Papiermühlen und ihre Wasserzeichen« 8. Jg.
1937, H 1) bereits berichtet. Kälin stellt in seiner übersichtlichen Ausführung zur Familiengeschichte
der Gallician die Verwandtschaft der Nachkommen Blum und Gallician als nicht ganz gesichert
dar - S. 162 —: die Tochter Anton Gallicians, Frau Niklas Her(r)s, gilt bis jetzt als Urgroßmutter
Anna Weitnauers, der Frau von Bartlin Blum, dem älteren (vergl. etwa die Stammtafeln Herr und
Weitnauer im Wappenbuch der Stadt Basel, beide vom zuverlässigen Arnold Lötz aufgestellt).

Dr. Kälins Buch ist eine Fundgrube für viele geschichtliche Fragen, die mit der frühen Papierentwicklung
in Verbindung stehen. Man wird immer wieder gerne zu diesem Buch greifen, um etwas
nachzuschlagen. Martin Keller

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