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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 191
(PDF, 36 MB)
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Im Berner Gebiet beispielsweise regierten in der Mitte des 18. Jahrhunderts ca. 80-100
Patrizierfamilien, obwohl das Patriziat zahlenmäßig insgesamt 4- bis 5mal so groß war.
Die von der Macht Ausgeschlossenen sammelten sich in der nach ihrem Anführer so benannten
»Henzi-Verschwörung«, der es um die Durchsetzung liberaler Forderungen
und um mehr Demokratie in den »versteinerten Aristokratien« ging. Unter den Verschwörern
befand sich auch ein Berner Fabrikant, Johann Friedrich Küpfer, der sein
Haus für konspirative Sitzungen zur Verfügung stellte. Nach dem Auffliegen der Verschwörung
wurden einige der Beteiligten hingerichtet, andere für immer des Landes verwiesen
. So auch Küpfer, den es aufgrund dieser Vorgeschichte in die Stadt Lörrach verschlug
, welche ihn wegen seiner Fähigkeiten und Erfahrungen im Druckereiwesen gerne
aufnahm. Hier kam, dank seiner und Landvogt Wallbrunns Initiative, die Gründung einer
Firma zustande, welche noch heute besteht und zu den größten und bedeutendsten
ihrer Art in Europa zählt. Die Entwicklung dieses Unternehmens soll im 3. Teil dieser
Arbeit als exemplarisch für den Lörracher Raum und das Wiesental verfolgt und analysiert
werden.

Außer Küpfer kamen auch aus anderen Schweizer Gebieten auf ähnliche Art und Weise
mißliebig gewordene Fabrikanten in den süddeutschen Raum, deren wirtschaftliche
Interessen sich mit denen des Oberamts Lörrach und der Badischen Regierung verbanden
, wobei die hieraus entstehenden Firmengründungen allerdings nicht annähernd die
Bedeutung erlangten, wie jene des Lörracher Textilunternehmens.

2.2 Historisch-politische und religiöse Faktoren

2.2.1 Kurzer Abriß der Geschichte Lörrachs

Es soll hier nur jener Teil der Lörracher Geschichte kurz skizziert werden, welcher relevant
ist für die wirtschaftliche Weiterentwicklung. '

Lörrach und das untere Wiesental gehörten bis 1315 zur Herrschaft Rötteln; anschließend
unterstand das Gebiet den Markgrafen von Hachberg - Sausenburg, welche dann
nach Rötteln übersiedelten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ging das ganze »Markgräf-
lerland« an Christoph I. von Baden über. Zwischen 1535 und 1771 war die Markgrafschaft
geteilt, wobei Lörrach zum Baden-Durlachschen Teil gehörte, der während der
Glaubensauseinandersetzungen auf der Seite der Reformation stand. Lörrach und das
vordere Wiesental wurden somit protestantisch, während die oberenTeile des Tales - zu
Österreich gehörend - katholisch blieben.

Während des Dreißigjährigen Krieges zählte das Markgräflerland im Deutschen Reich
zu den am meisten betroffenen Gebieten. Raub und Brandschatzung durch plündernde
Truppen waren an der Tagesordnung. Ganze Dörfer brannten nieder, Äcker und Rebberge
wurden zerstört. Hinzu kam die Pest, die ihrerseits ebenfalls stark zum rapiden
Bevölkerungsrückgang beitrug. Die Lörracher Einwohnerschaft schrumpfte bis zum
Jahre 1645 auf 454 Menschen, welche in der Folgezeit aufgrund der Zerstörung des wirtschaftlichen
Lebens unter bitterer Armut zu leiden hatte. Da es in den folgenden 100 Jahren
immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam - in diese Zeit fällt auch
die Zerstörung Röttelns 1678 -, war es der Wirtschaft dieses Gebietes lange Zeit nicht
möglich, sich zu erholen und damit die Not der Bevölkerung zu verringern. Basel und
die Schweiz hingegen blieben weitgehend verschont von den Folgen des Krieges, weshalb
sich ihre Wirtschaft praktisch ohne Bruch zu großer Blüte fortentwickeln konnte.

2.2.2 Der Einfluß der protestantisch-calvinistischen Ethik

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung
ist die Tatsache, daß Baden-Durlach und somit auch Lörrach protestantisch
wurden.

Auf den Zusammenhang von Protestantismus und kapitalistischer Wirtschaftsweise
hat Max Weber eingehend und überzeugend hingewiesen:"' Die protestantisch-punta-
nisch-calvinistische Ethik, die vor allem in der Schweiz und in England wirksam wurde,

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