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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 197
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0019
Landvogts Wallbrunn. Dieser hebt bereits 1749 in einem Schriftstück für die Errichtung
von Manufakturen in diesem Gebiet besonders hervor, daß diese Gegend ideale Voraussetzungen
für ein solches Vorhaben biete. Der Markgraf verhält sich wohlwollend gegenüber
solchen Vorschlägen und setzt sich ebenfalls dafür ein, »solchen Leuthen, die
mit Succes eine Manufaktur betreiben könnten, das freie exercitium ihrer Religion« zu
gestatten. ;

In der Folgezeit muß in mehreren markgräflichen Zeitungen für die Ansiedelung von
Fabriken geworben worden sein; erhalten geblieben ist allerdings nur das bereits zitierte
'Patent' von 1752. Darin werden den Anhängern der reformierten Kirche, die der lutherischen
ja nahestand, u. a. freie Religionsausübung, die Befreiung von Frondiensten und
bestimmten Abgabepflichten, sowie diverse andere Erleichterungen für den Fall der Errichtung
»nützlicher Manufakturen« in Aussicht gestellt. Unter solchen nützlichen Manufakturen
hat man sich wohl Unternehmen vorzustellen, die dazu beitrugen, den Export
und damit den Geldvorrat des Landes zu steigern und so auch die Entstehung einer
aktiven Handelsbilanz förderten.

Aus dem Kreis der verschiedenen Bewerber, die sich auf solcherlei Anstrengungen der
Behörde meldeten, erhielt schließlich ein Württemberger Färbersohn, Philipp Jacob
Oberkampf, am 6. April 175249) die Konzession zur Errichtung einer Stoffdruckerei,
nachdem er in der Zeit davor als erfolgreicher Drucker in Basel bereits Erfahrungen in
diesem Metier sammeln konnte. Es dürfte also kaum seinem Mangel an technischen Fertigkeiten
zuzuschreiben sein, wenn bereits kurze Zeit nach Aufnahme der Produktion
erhebliche Schwierigkeiten auftauchten, welche das Unternehmen auch verhältnismäßig
früh scheitern ließen. Die Probleme waren eher finanzieller Natur, denn es gelang Oberkampf
nicht, die zur Aufrechterhaltung der Produktion notwendigen Kapitalien beizu-
schaffen.

Auch Wallbrunn, voller Sorge um den Erhalt des Unternehmens, konnte die fehlenden
20.000 Gulden trotz seines Vorschlags, eine 'Aktiengesellschaft' (400 Aktien ä fl. 50)
zu gründen, nicht aufbringen. Dies lag wohl in erster Linie an der seinerzeit noch bestehenden
großen Kapitalarmut des vorwiegend agrarisch strukturierten Raumes.

Dennoch lohnt es sich, seinen in diesem Zusammenhang entstandenen »Entwurf zu
einer anzulegenden Kotton-Fabrique, wie nehmlich solche durch eine aufzurichtende
Kompagnie ohne Verlust eingerichtet und bestritten werden könnte«^5 vom 24. Januar
1753 zu studieren, weil darin typische Elemente merkantilistischen Denkens sichtbar
werden. Zunächst spricht er von dem »Vortheil und Nuzen, welche die Beförderung der
Manufakturen und Commerzien in einem Lande gewähret«.31' Er stellt anschließend
fest, daß die Oberlande zwar Handel trieben und daß so auch einiges fremdes Geld ins
Land hineingezogen würde; gleichzeitig würde aber zuviel Geld das Land wieder verlassen
, weil eben zuwenig im Lande selbst verfertigt werde, um es dann im Ausland mit Gewinn
absetzen zu können. In diesem Zusammenhang verweist er besonders auf die
Baumwollindustrie: »Nicht nur im Lande selbsten werden des Jahres viele hundert Stück
verbraucht; sondern man hat sich die gegründete Hoffnung zu machen, daß man weit
mehr auswärts werde verschleißen32' können. Die benachbarte Schweitz hat bishero
Handgreifliche proben von dem Gewinn, welcher bey dieser Fabrique zu machen, abgelegt
. Warum sollte man nicht in einem Lande, dergleichen die obere Marggrafschaft ist,
es ihro im kleinen wenigst nachthun können?«'3)

Hier hat Wallbrunn als Vorbild also wiederum die Schweiz vor Augen, das ihn außerordentlich
stark zu seinen Aktivitäten anspornte, die aber in diesem Falle noch erfolglos
blieben, da sich keine Geldgeber fanden und der Staat sich, seinen merkantilistischen
Zielsetzungen gemäß, nicht direkt finanziell an dem Unternehmen beteiligen wollte.

Erfolgreicher verläuft der zweite Versuch mit dem Berner Fabrikanten Johann Friedrich
Küpfer, der bekanntlich aufgrund seines politischen Engagements des Landes verwiesen
wurde und in seinem Exil in Mömpelgard von den Bemühungen der markgräflichen
Behörden gehört haben muß. Denn in seinem Bewerbungsschreiben vom

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