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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 201
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0023
ker, Streicher und Taglöhner ohne ausnahm accurat notieren« und Küpfer abends melden
zu können. Von den Druckern, welche »per Stück« oder nach dem Wochenlohn arbeiteten
, wurde verlangt, »die ihnen zugegebene Streicher und Streicherinnen mit erforderlich
- entweder lind- oder strengere Arth zu ihrer Schuldigkeit an, und von allen
üblen Sitten so viel möglich abzuhalten«.

Die Aufseher als Vorarbeiter, bzw. Vorgesetzte der Drucker, sollten zusätzlich »denen
Streicher Buben und Mägdten genau nachsehen... (und) alles Fleisses trachten eben
bei derley ungezogener Jugendt etwann wider Tugendt und gute Sitten lauffende Beginnen
zu hintertreiben...« In solchen Passagen wird deutlich, daß die Arbeit von Kindern
in Fabriken keineswegs nur als Beschäftigungsverhältnis, sondern ganz offensichtlich
auch als Erziehungsverhältnis definiert war. Mittels der Arbeit unter strenger Aufsicht
sollten die Kinder zu sittlicheren Menschen gemacht werden, womit man sich wiederum
mit den Intentionen der Behörden in Ubereinstimmung befand.

In der Fabrikordnung finden sich auch Regelungen, die Arbeitszeit betreffend :75) Im
Sommer hatten die Handlanger und Taglöhner »pracisse um 4 Uhr, die Drucker aber
zwischen 4 und 5 Uhr bey ihrer Arbeith sich einzufinden und (diese) nach gewöhnlich
beobachteten Ess- und ruh- Stunden nach 7 Uhr abendts... zu verlassen... Im Winter
(dagegen) soll(te) der Anfang ihres Geschäfts bey anbrechendem und der Feyerabend
bey Endigung des Tages gemacht werden...«

Die 'Societät', für die diese Ordnung gelten sollte, existierte aber insgesamt kaum länger
als ein Jahr. Es ist aber anzunehmen, daß die Ordnung im wesentlichen beibehalten
wurde. 1762 kommt es zur Auflösung der Gesellschaft, da es zwischen Gaupp und Küpfer
ständig Zwistigkeiten gegeben hatte und sich außerdem herausstellte, daß der dritte
Kompagnon, Breitenbach, welcher sich um den Ausbau der Weberei kümmern sollte,
die nötigen Fachkenntnisse für dieses Vorhaben nicht besaß. Breitenbach schied aus;
Gaupp zog sich ebenfalls zurück, und Küpfer verpflichtete sich, seine beträchtlichen
Schulden bei Gaupp in Raten zurückzubezahlen. Bis zu seinem Tode (1766) führte Küpfer
das Unternehmen mit Mühe alleine weiter.

Johann Friedrich Küpfer kann, trotz seiner charakterlichen Mängel, den vorhandenen
Quellen zufolge als ein schöpferischer und initiativer Pionierunternehmer bezeichnet
werden. Ihm, dem Tüftler und Erfindertyp, ging es weniger um die kommerzielle Seite
des Unternehmens als vielmehr um die permanente Verbesserung der bisher bekannten
Produktionsverfahren auf färbe- und drucktechnischem Gebiet. Seinen Platz sah er daher
nicht in erster Linie im Kontor, sondern er hielt sich vorwiegend an den Farbbottichen
und Drucktischen auf, war also quasi - neben seiner Unternehmerfunktion -
gleichzeitig erster Vorarbeiter seiner Manufaktur, der auch Erfolg hatte bei der Entwicklung
neuer, wirkungsvollerer Herstellungsverfahren. In diesem Zusammenhang
schreibt Zinzendorf 1764 u. a.: »In dem Blauen soll er ein Geheimnis besitzen, das kein
anderer in der Schweiz hat..., nämlich das Geheimnis, ...auf den vielfärbigten Stücken
die blaue Farbe, nicht wie zu Neufchatel, zu malen, sondern zu drucken... Auch druckt
kein anderer so feine Ware...«76*

Daneben war er aber auch, wie bereits oben erwähnt, der riesige Geldsummen verschlingenden
Alchimie verfallen, die ihm schließlich zum Verhängnis wurde und sogar
seinen Tod mitverursacht haben soll.77-1

3.3 Die Weiterentwicklung des Unternehmens bis zu seiner vorübergehenden Stillegung
(18o3/04)

Der Sohn J. F. Küpfers, Niclas, seit zwei Jahren bereits im Betriebe tätig und in die
produktionstechnischen Geheimnisse eingeweiht, führt das Unternehmen ab 1766 zunächst
alleine und mit zunehmendem Erfolg weiter. Anfang der siebziger Jahre wird sein
Schwager Gmelin Associe und entlastet in der Folgezeit als kaufmännischer Leiter den in
der Fabrikation tätigen jungen Küpfer. Dieser wird in verschiedenen Quellen als weit

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