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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 202
(PDF, 36 MB)
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weniger schillernd, vielleicht auch weniger genial, dafür aber um so stetiger, zuverlässiger
und seriöser geschildert als sein Vater. Dafür spricht vor allem, daß er die von Küpfer
sen. übernommene Schuldenlast bereits 1773 vollständig abgetragen hatte und dann einen
Aufschwung einleitete, welcher erst 1787/88 gebremst wurde, allerdings nicht aufgrund
persönlicher Unzulänglichkeiten wie bei seinem Vater.

Wie er selbst schreibt78', sind außenpolitische Ereignisse und zollpohtische Maßnahmen
anderer europäischer Länder (Schutzzölle) dafür verantwortlich zu machen, daß
das Unternehmen um 1787 herum in erhebliche Absatzschwierigkeiten geriet, weshalb
die markgräflichen Behörden um finanzielle Hilfe ersucht werden mußten. Denn in
Holland, dem zu der Zeit wichtigsten Absatzgebiet der Firma, kam es Mitte der achtziger
Jahre zu politischen Unruhen, in Rußland wurden die Zollsätze um 45 % erhöht und
darüber hinaus trat die Schweiz auf diesen Märkten mehr und mehr als Konkurrent auf,
weil ihr durch drastische Zollerhöhungen Frankreichs der Absatz in dieses Land fast unmöglich
gemacht wurde. Dazu schreiben Küpfer und Gmelin in ihrem Darlehensgesuch
, die Schweiz hätte diesen (den Absatz) nun »in Teutschland... zu suchen, und dahe-
ro soviel gedruckte Waaren auf die Frankfurter Messe gebracht, daß dieser Plaz als die
Haupt Niederlage für Ober Teutschland und die Niederlande überfüttert und würcklich
überschwemmt worden seye«.79^ Zur Uberwindung dieser Durststrecke erbitten sie aus
Karlsruhe einen Kredit von fl. 30.000.- und ersuchen die Behörden darum, ihnen »diese
Summe gegen Verpfändung ihres ganzen Gewerbes mit sämtlichen Gebäuden, Liegenschaften
, Gerätschaften und Emolumenten... vorzuschießen«8C), wie das Rentkammerkollegium
im Oktober 1787 in seinem Befürwortungsschreiben formulierte. Es sei
zu bedenken, so das Rentkammerkollegium weiter, daß diese Fabrik schon seit 1753 bestehe
und zwar als bisher einzige im Staat ohne jeden finanziellen Zuschuß, »daß sie eines
der beträchtlichsten Gewerbe in den Fürstlichen Landen seye« und immer »schöne Geschäfte
« gemacht habe. Weiter müsse man in Erwägung ziehen, »daß sie mehrere 100
Menschen und zwar meistens Landes Kinder nähre und alle ihre Waaren außer Landes
absetze«. Hier wird also wieder der immense volkswirtschaftliche Nutzen dieses 'Etablissements
' herausgestellt, welches, dem Rentkammerkollegium zufolge, aufgrund seiner
Bedeutung für das Land Baden und insbesondere für den Lörracher Raum die landesherrliche
Unterstützung verdiene.

Das Darlehen wird schließlich Anfang 1788 zu 4% Zinsen gewährt. Ihrem Dankesschreiben
von Februar gleichen Jahres legen sie eine Liste der jährlich an die Arbeiter bezahlten
Löhne bei, aus der, so Küpfer, ersichtlich werde, »welchen fatalen Einfluß... die
auf 45 % gestiegene rußische Zollerhöhung, die französische neue Verordnung, und die
in Holland ausgebrochenen verderblichen Unruhen auf unser Gewerbe gehabt haben
«.81' Tatsächlich ist festzustellen, daß die ausbezahlten Löhne bis Mitte der achtziger
Jahre in etwa gleich blieben, dann aber gegenüber 1770 um fast die Hälfte abgenommen
haben. Gleichzeitig ist aber nirgends von Entlassungen die Rede. Die Beschäftigten hatten
eben nur den halben Lohn zur Verfügung, da dieser sich ausschließlich nach dem Geschäftsgang
richtete, es also keinerlei Lohngarantie für den Arbeiter gab.

Die eben dargestellten Vorgänge können vielleicht verdeutlichen, wie stark der Geschäftsgang
eines Manufakturbetriebes bereits im 18. Jahrhundert von entfernten politischen
Unruhen oder zollpolitischen Maßnahmen anderer europäischer Länder tangiert
und beeinträchtigt werden konnte, so daß staatliche Hilfe nötig wurde, um das Unternehmen
am Leben zu erhalten.

Dank der vom Staat gewährten finanziellen Hilfestellung erholte sich das Unternehmen
in diesem Falle wieder sehr rasch und war bis in die neunziger Jahre hinein »eine der
wichtigsten Nahrungsquellen für Lörrach, denn es kommen im Durchschnitt alljährlich
20.000 fl. bloßer Arbeitslohn durch sie in Umlauf ;, schrieb Amtmann Posselt in seiner
'Statistischen Beschreibung der Herrschaft Sausenberg und Rötteln' aus dem Jahre 1790.
Die Fabrik arbeite zur Zeit - so Posselt weiter - »auf Commission, die sie aus den entlegensten
, besonders den nördlichen Gegenden Teutschlands erhält und an denen es noch

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