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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 250
(PDF, 36 MB)
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bislang zu immer günstigeren Kosten. Der Stromkonsum der Haushalte wuchs aus dem
damaligen Nichts über 50 kWh im Jahre 1928 auf rund 1000 kWh je Einwohner im Jahre
1980. Der Strombezug durch die regionale Industrie-vornehmlich Textilindustrie-begann
nur zögernd, weil in aller Regel eigene Wassertriebwerke oder Dampfmaschinen
vorhanden waren, die die Fabrikationsmaschinen über mechanische Transmissionen antrieben
. Erst bei Aus- und Umbauten kam dann allmählich die wirtschaftliche und leicht
anwendbare elektrische Kraft aus dem inzwischen entstandenen Uberlandnetz zur Anwendung
.

Die stetige Entwicklung des Gebrauches von elektrischem Strom führte zu wirtschaftlicher
Leistung und damit zu bemerkenswertem Wohlstand in dieser Region. Ausgangsbasis
dafür war die Wasserkraft des Hochrheins, die ab der Jahrhundertwende dank der
technischen Fortschritte immer günstiger für die Erzeugung elektrischen Stromes genutzt
werden konnte.

Die Kraft des Wassers, vom Menschen lange Zeit eher gefürchtet als vertraut, erwächst
aus der potentiellen Energie, indem dessen Masse durch Gefälle in Bewegung gesetzt
, kinetische Energie gewinnt. Diese kann sich bei Bächen und Flüssen entweder im
Wellenspiel der Fließstrecken verbrauchen oder aber in geeigneten Triebwerken zur Abgabe
von mechanischer Kraft genutzt werden. Zahlenmäßig sieht das so aus:

Steht ein Wasserlauf mit einem Wasserangebot V in mVs (d. h. V xl 000 kg/s) zur Verfügung
und ist die nutzbare Fallhöhe H in m, so ergibt sich, wenn r\ der Wirkungsgrad
der Wasserkraftmaschine ist, die abgegebene Leistung

p = i ooo x v x h x n in Pferdestärken (PS) oder P = 735 x v7* H x n in Kilowatt (kW), wird der Wir-
kungsgrad mit 0,75 angesetzt - er liegt bei modernen Anlagen deutlich höher - so gilt
für Uberschlagsrechnungen die einfache Formel:

P = 10 x V x H in PS oder P = 7,35 x V x H in kW(l kW = 1,360 PS)

(1 PS = 0,735 kW)

Für die Beurteilung, ob derartige hydraulische Daten einer Wasserkraft günstig genutzt
werden können, sind noch weitere Kriterien zu beachten. Neben den für die Errichtung
der Stauanlagen und des Maschinenhauses wichtigen geologischen und topographischen
Voraussetzungen ist vorteilhaft, die gewonnene Kraft in der Nähe zu verwerten
.

Eine mit diesen Merkmalen ausgezeichnete Flußstrecke stellt heute der Hochrhein
beim derzeitigen Stand seiner erdgeschichtlichen Entwicklung dar. Das epochale Aufsteigen
der Alpenmassive vor einigen Millionen Jahren ließ die Alpenwässer zunächst
nach Norden zur Donau hin abfließen. Die nachfolgende Rücksenkung des Alpenvorlandes
begründete die Entstehung des Bodensees und gab dem Abflußsystem die heute
erkennbare Grobstruktur. Das Wechselspiel von extremen Temperaturschwankungen
in den Warm- und Kaltzeiten des Quartär bewirkte die Erosion der Massive durch
Druckgleiten der Eismassen und führte in den Warmzeiten zur Verlagerung von Geröllmassen
, die durch mächtige Schmelzwasserfluten transportiert wurden. In das so entstandene
Relief schnitten sich die Talwege des Stromsystems ein. Ein Geschehen, das in
der Würm-Nacheiszeit - etwa vor rund 20 000 Jahren - zum Auslaufen kam und das Bild
der heutigen Landschaft vorbereitete.

Die Wasser der Gebirgsbäche und Flüsse sammelten sich im »Rhein« und strömten
mit Fließrichtung Westen bis Basel. Don ermöglichte der früh entstandene Graben zwischen
Vogesen und Schwarzwald den Weiterfluß nach Norden, nachdem zuvor das aus
den Westalpen gespiesene Rhone-System erreicht wurde.

Der Hochrhein - so wird im heutigen Sprachgebrauch der Flußlauf zwischen Bodensee
und Basel in Unterscheidung zum anschließenden Oberrhein bezeichnet - fließt auf
einer Länge von etwa 140 km mit einem Gefälle von rund 145 m. Im Durchschnitt der
beobachteten Jahrzehnte fließen aus dem Bodensee etwa 450 m3/s ab. Nach Aufnahme

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