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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 297
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0119
Archäologische Denkmäler und Funde auf der
Gemarkung Grenzach-Wyhlen (II)

von Erhard Richter

Die Römerzeit bis zum Einfall der Alemannen im Jahre 260

Der von Grenzach-Wyhlen eingenommene Hochrheinabschnitt lag seit der Mitte des
ersten vorchristlichen Jahrhunderts im unmittelbaren Vorfeld des römischen Imperiums
. Wie ist es nun zu dieser Situation gekommen?

Seit Beginn des letzten Jahrhunderts v. Chr. stießen immer mehr germanische Scharen
an den Oberrhein vor, wodurch die hier bis zum Main hin wohnenden keltischen Stämme
langsam zurückwichen und schließlich über den Hochrhein in das Gebiet der heutigen
Schweiz zogen. Doch auch dort wurde der Druck der Germanen immer unerträglicher
, denn seit 72 oder 71 v. Chr. standen die germanischen Sueben unter ihrem Führer
Ariovist auch schon im südlichen Elsaß.38' Deshalb beschlossen nun die keltischen Hel-
vetier und die mit ihnen verbündeten Rauriker, Tulinger und Latobriger, ihr Siedlungsgebiet
zu verlassen und sich im Westen Galliens an der unteren Garonne niederzulassen.
Doch Caesar stellte sich ihnen entgegen und besiegte sie 58 v. Chr. bei Bibracte südlich
des Mont-Beuvray in der Nähe des heutigen Autun (Dep. Saöne-et-Loire). Danach
zwang er die geschlagenen Reste zur Rückkehr in ihre alte Heimat, um dadurch ein Eindringen
der Germanen in das unbevölkerte Gebiet zu verhindern. Dort erhielten sie das
beste Untertanenrecht, das Rom anzubieten hatte, denn sie wurden Foederati (Bundesgenossen
).59)

Im September des gleichen Jahres 58 v. Chr. besiegte Caesar dann auch die Sueben unter
Ariovist (wohl bei Mülhausen) und trieb diesen germanischen Stamm wieder über
den Rhein zurück. Es ist anzunehmen, daß die Germanen bald danach größtenteils über
den Main nach Norden abzogen. Von drei der sieben unter Ariovist vereinigten germanischen
Stämme wissen wir allerdings, daß sie später im Elsaß und in der Pfalz gesiedelt
haben. Auf jeden Fall muß aber das südliche Oberrheintal damals von ihnen geräumt
worden sein, denn nach der Schlacht bei Bibracte haben sich die in die heutige Schweiz
zurückgekehrten Kelten z.T. auch wieder rechts des Rheines niedergelassen. Als nämlich
die Römer dieses rechtsrheinische Gebiet im 1. Jahrhunden n. Chr. in Besitz nahmen
, trafen sie don nicht auf eine germanische, sondern keltische Bevölkerung.60^

Nach der Niederlage der Helvetier, Rauriker, Tulinger und Latobriger bei Bibracte
reichte zwar der römische Einflußbereich bis an den Hochrhein, doch wurde dieser erst
wirklich bedeutsam mit der Gründung der Colonia Raurica im Jahre 44/43 v. Chr. durch
den Unterfeldherrn Caesars, Lucius Munatius Plancus. Wie ihr Name besagt, lag diese
Kolonie im Gebiet der Rauriker. Bis vor kurzem war man der einhelligen Meinung, daß
diese gleich auf dem Boden des heutigen Äugst gegründet worden sei. Allerdings bereitete
diese Datierung stets Schwierigkeiten, denn die frühesten Augster Bodenfunde können
erst in das zweite Jahrzehnt v. Chr. datien werden. 1972/73 stellten nun Hans Bögli
und Max Manin die ernstzunehmende These auf, daß die erste Colonia Raurica direkt
am Rheinknie lag und ihren Namen von der keltischen Stadt Raurica auf dem Münsterhügel
erhalten hat. Das don gefundene keltische Oppidum mit dem neuentdeckten
mächtigen murus gallicus sowie der keltische Umschlagplatz am Rhein bei der ehemaligen
Gasfabrik stützen die Vermutung, daß auf dem Basler Münsterhügel die keltische
Stadt Raurica gelegen hat und das Zentrum der Rauriker gewesen ist.61' Diese don von
Munatius Plancus gegründete Veteranenkolonie scheint aber nur von kurzer Lebensdauer
gewesen zu sein, denn während des in Rom neu aufflammenden Bürgerkriegs sind
nachweislich auch Veteranen wieder zu den Waffen geeilt. '

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