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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 300
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0122
Die römische Nemaususmünze von Grenzach

Die Münze gehört zur ältesten von drei Serien, welche in Nemausus, dem heutigen
Nimes in der Provence, geprägt wurden. Diese Serie mit der Umschrift IMP. DIVI F.
wird wohl etwa zwischen 28 und 10 v. Chr. hergestellt worden sein, wobei die Datierungen
etwas schwanken.

Nach Michael Grünwald73! begann die Ausprägung nicht früher als zwischen 19 und
16 v. Chr., während sie Konrad Kraft711 in die Zeit zwischen 28 und (16?) 10 v. Chr. datiert
. Der letzteren Ansicht schloß sich auch Elisabeth Nau72) an, und auch H. Willers
glaubt, daß die Prägung von Nemausus 29 oder 28 v. Chr. begonnen hat, wobei er sich
aber nicht auf ein genaueres Enddatum festlegt.73)

Zuerst war die Münze nur für den rein städtischen Umlauf der Soldaten- und späteren
Bürgerkolonie Nemausus bestimmt gewesen, doch während der Feldzugsvorbereitun-
gen des Augustus und seiner Stiefsöhne Tiberius und Drusus um das Jahr 16 v. Chr. erlangte
sie in Gallien eine große Bedeutung als Legionsmünze. Wahrscheinlich wurde sie
damals für den ganzen Westen des Reiches als Soldatenmünze dekretiert, denn nur so ist
ihre erstaunliche Verbreitung von Gallien den ganzen Rhein hinunter und manchmal
weit in das »freie Germanien« hinein noch bis in claudische Zeit zu erklären. 4'

Nach Ansicht Dr. Fingerlins könnte die Münze mit gewissem Vorbehalt als Hinweis
für eine sehr frühe römische Fundstelle gelten, die mit der Gründung des Lagers Dangstetten
und damit entweder mit dem Alpenfeldzug gegen die Räter (16-13 v. Chr.) oder
den Angriffsvorbereitungen des Drusus gegen germanisches Gebiet (12 v. Chr.) zusammenhängt
. Dabei wäre womöglich an eine Versorgungsstation an der von Westen kommenden
Verkehrslinie zu denken, da das Hochrheintal wahrscheinlich als Anmarschweg
von Gallien her benutzt wurde. '

Bei den genannten militärischen Unternehmungen wurden ja auch an strategisch
wichtigen Stellen des rechten Rheinufers Posten oder Lager errichtet, wie etwa das im
Winter 1971/72 bei einer Rebflurbereinigung entdeckte frührömische Lager auf dem
Limberg bei Sasbach beweist.76'

Natürlich besteht bei Münzen auch immer die Möglichkeit, daß sie längere Zeit aufbewahrt
wurden und dann erst in die Erde kamen. Doch auffallend ist an unserer Münze,
daß sie keinen Gegenstempel (Contremarke) trägt, mit dem die Münzen aus augusteischer
Zeit besonders in der Zeit des Tiberius (14-37 n. Chr.) versehen wurden. So können
wir aus diesem Grenzacher Fund wohl schließen, daß schon in den beiden letzten
Jahrzehnten vor Christi Geburt römische Truppen auf dem Boden der späteren Gemarkung
Grenzach vorübergehend anwesend waren. Nach der Darstellung der historischen
Bedeutung dieses Fundes soll hier noch kurz eine Beschreibung der aus Bronze geprägten
Münze folgen. (Abb. 26 u. 27)

Die Abkürzung Col. Nem. auf der Rückseite weist auf die Colonia Nemausus (Nimes
) hin, und das an einen nach rechts geneigten Dattelpalmzweig angekettete Krokodil
erinnert an den Sieg der Legionäre des Octavian über Antonius und Cleopatra bei Ac-
tium (31 v. Chr.). Nach dieser entscheidenden Seeschlacht, die Octavian, den späteren
Kaiser Augustus, zum alleinigen Herrn Roms machte, wurden die Veteranen seines
Heeres im gallischen Nemausus angesiedelt und durften das angekettete Krokodil als
Zeichen dafür, daß sie das Niltal unterworfen hatten, auf ihre Münzen prägen.7/) Die
Stadt Nemausus hatte als Erinnerung an dieses Ereignis von Augustus auch ein Krokodil
geschenkt bekommen, das sie jahrelang in einem Bassin hielt, und die heutige Stadt Nimes
führt dieses Tier noch immer in ihrem Wappen.

Das Krokodil zeichnet sich auf den Nemaususmünzen übrigens oft durch eine anatomische
Eigentümlichkeit aus, denn zumeist hat der Oberkiefer die Zähne nicht auf der
unteren, sondern auf der oberen Seite, wie dies auch bei unserer Münze der Fall ist.

Auf der Vorderseite befindet sich das Doppelporträt des barhäuptigen Kaisers Octavian
(rechts) und seines Feldherrn und Schwiegersohnes Agrippa (links), die beide für
die Stadt sehr viel getan hatten und eine Reihe von Bauten errichten ließen.

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