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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 306
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0128
Beträchtliche Teile des Gemäuers waren bis etwa 1845 noch sichtbar, und 1909 wurden
dann von der Basler Historischen und Antiquarischen Gesellschaft die Mauer- und
Fundamentreste freigelegt. Dabei stellte man fest, daß dieser Brückenkopf aus einer hohen
terrassenförmigen Bastion mit Strebepfeilern und zwei höheren Flügelgebäuden bestanden
hatte. Auf der Landseite war er durch einen breiten und tiefen Graben geschützt
, über den einst eihe hölzerne Brücke führte, die jederzeit abgebrochen werden
konnte. Gegenüber diesem Brückenkopf wurde auf der linksrheinischen Seite eine römische
Straße festgestellt, welche die abnorme Breite von 14 m aufwies.97'

Auf der Büchelschen Zeichnung erkennt man bei der Ergolzmündung noch ein Inselchen
, auf dem sich ein Gebäude befindet, das der Maler mit »Castell« bezeichnete. Bevor
diese kleine Insel im Jahre 1817 völlig weggeschwemmt wurde, ist das Bauwerk zum
Glück noch vermessen worden, so daß wir heute die Größe dieses römischen Rundbaues
kennen. Dieser besaß einen Durchmesser von 65 m und bestand aus vier konzentrischen
Mauerringen von verschiedener Stärke. Die beiden äußeren Mauern waren weniger breit
und scheinen eine Plattform mit Umgang gestützt zu haben. Das zweitinnerste, 1,95 m
dicke Mauerfundament trug wahrscheinlich die eigentliche Gebäudemauer, die ein
turmartiges Monument von etwa 30 m Höhe und 32 m Durchmesser bildete.

Zuerst deutete man dieses mächtige Gebäude als militärisches Bollwerk oder als Grabmal
, doch später sah man in ihm ein Siegesdenkmal, ähnlich dem berühmten Tropäum
Traiani bei Adamklissi in der Dobrudscha. Nach Laur-Belart könnte dieses gewaltige
Denkmal weithin den Sieg der römischen Legionen anläßlich der Besetzung des Decu-
matenlandes im Jahre 74 n. Chr. verkündet haben.98'

Felix Stähelin brachte nun die hier über den Rhein setzende Brücke mit diesem Angriff
auf das nördliche Decumatenland in den Jahren 73 und 74 n. Chr. in Verbindung, während
er die obere Brücke dem spätrömischen Brückenkopf aus dem 4. Jahrhundert zuwies
.991 Nun hat aber Laur-Belart im Jahre 1966 diese Chronologie mit überzeugenden
Argumenten in Frage gestellt.10" Bei seinen Studien zum Stadtplan von Augusta Raurica
fiel ihm nämlich auf, daß die Straße, die durch das Kastell Kaiseraugst zum Rhein führte,
genau auf den Polarstern ausgerichtet ist und auf der Längsachse des Vermessungsnetzes
der Kolonie liegt. Deshalb müsse diese obere Brücke zur Uranlage der Stadt Augusta
Raurica gehören und folglich beträchtlich älter sein als das spätrömische Kastell Kaiseraugst
. Dafür spricht auch, daß der Abstand der Rheinufer bei der oberen Brücke mit
rund 200 m dreimal kleiner ist als der bei der Insel Gwerd. Außerdem war der Muschelkalkfelsen
im Rhein die von Natur aus geeignetste Stelle für die erste Brücke von Äugst.
Laur-Belart sieht den Bau dieser Brücke sogar im Zusammenhang mit der Unterwerfung
Raetiens und Vindehciens im Jahre 15 v. Chr. und glaubt, daß Drusus damals nicht auf
der linken Rheinseite vorrückte, sondern hier den Rhein überquerte, bevor er über
Waldshut und das Wutachtal zu den Donauquellen vorstieß.101'

Diese frührömische Brücke ist nach Ansicht Laur-Belarts vermutlich sogar an einem
vorrömischen, also keltischen Flußübergang angelegt worden, denn während des ersten
Weltkrieges hat man ja unter Turm I des dortigen spätrömischen Brückenkopfes ein La-
Tene-Grab mit Skelettresten und zwei bronzenen Armbändern entdeckt.10*'

Zu dieser Annahme passen auch sehr gut die am Westende des Alemannenfriedhofes
von Herten, unmittelbar am Rhein gefundenen zwei Fibeln aus der älteren La-Tene-
Zeit.103'

Auch G. Fingerlin nimmt aufgrund der frühen römischen Besiedlung unseres Gebietes
an, daß wohl schon vor der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine Brückenverbindung
zwischen Äugst und Wyhlen bestanden hat, und auch er sieht hier die Ubergangsstelle
der von Gallien über Basel kommenden Fernstraße zum oberen Donautal, wobei
er allerdings an die claudische und nicht an die augusteische Zeit denkt.104'

Nach der von Laur-Belart aufgestellten neuen Chronologie der beiden Römerbrücken
von Wyhlen ist aber auch die Ansicht Stähelins, daß die untere Brücke mit dem Angriff
der Römer auf das nördliche Decumatenland in den Jahren 73 und 74 zusammenhängt,

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