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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 24
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0026
IV

Bei einer umfassenden Landesaufnahme ist es notwendig, alle Möglichkeiten zur
Identifikation von Siedelungsplätzen zu nutzen, um zu einer möglichst sicheren Beurteilung
der Qualität einer Ansiedelung (Größe, Zeitdauer, Kulturgruppe, Ökologie) zu
kommen. Das ist einerseits eine Frage der Beschaffung einwandfreier Siedelungsindika-
toren, andererseits eine Frage der kritischen Auswertung des Fundstoffes. Uber Ober-
flächenfunde ist eine Beurteilung von Siedelungsstellen oft nur möglich, wenn genügend
aussagefähiges archäologisches Material aus einer frisch angeschnittenen Kulturschicht
vorliegt. Neolithische Keramik ist häufig sehr brüchig und wird nach und nach von den
landwirtschaftlichen Maschinen oft vollständig zerstört, so daß die verbleibenden Objekte
- wie Silexartefakte, Steinbeile - ein falsches Bild über eine Ansiedelung abgeben
können, z. B. das Bild des Platzes einer keramiklosen Gruppe des sogenannten »Steinbeil
-Horizontes«. Probegrabungen sind daher in vielen Fällen notwendig, wenn präzisere
Aussagen gemacht werden sollen.

Zahlreiche archäologische Siedelungshinterlassenschaften, die der Pflug an die Oberfläche
gebracht hat, sind zeitlich und kulturell besonders schwer zu beurteilen; sie werden
aus verschiedenen Gründen oft weniger beachtet, obschon sie in ihrer spezifischen
An ein wesentliches Charakteristikum für urgeschichtliche, bäuerliche Ansiedelungen
aus verschiedener Zeit sind19J. Mit ihnen ist z. B. nachzuweisen, welche Gebiete man außerhalb
des Siedelungsplatzes zur Beschaffung technischer Wirtschaftsgüter für bestimmte
Produktionen begangen hat. So wurden wahrscheinlich Quarzite aus dem
Rheintal geholt, und quarzitische Sandsteine in bestimmten Zonen vor dem Schwarz -
wald2Cj gesucht, da sie dort mühelos und in ausreichender Menge zu beschaffen waren.
Sie dienten als Klopf- und Reibwerkzeuge. Begehrt waren des weiteren bestimmte Sandsteine
als Schleifmittel. Gesucht wurden verschiedene Granitgesteine, die - neben ihrer
Verwendung als Mahlsteine bei der Getreideverarbeitung - als Magerungsmittel, zerschlagen
und zerrieben bei der Tongefäßherstellung gebraucht wurden. Im allgemeinen
wird immer nur von Quarz als Magerungsmittel gesprochen. Gefäßscherben von der
Siedelung Matthurst bei Mauchen enthalten jedoch alle drei Minerale des Granits (dadurch
wurde sowohl das Reißen der Wandung verhindert wie auch die Sinterung der
Wandung durch die Feldspäte erreicht). Die Herkunft anderer Magerungsmittel ist noch
nicht geklärt: manche Gefäßscherben sind mit einem sandigen Substrat versetzt, in dem
dunkle Minerale (Augit oder Hornstein) auffallen. Augithaltiger Sand, sofern es sich um
solchen handelt, war bisher nur vom Kaiserstuhl bekannt. Leicht zugängliche Vorkommen
von Opalinuston in der Gemarkung Feldberg könnten bereits in der Bronzezeit genutzt
worden sein. Inwieweit Jaspis bergbaumäßig im tertiären Hügelland"1 gewonnen
wurde - entsprechend dem zeitgleichen Bergbau in Kleinkems221 - bleibt noch ungewiß.
Erstaunlich ist jedoch die Einheitlichkeit des verarbeiteten Silex-Werkstoffes in verschiedenen
Siedelungen des Hügellandes (weiße Varietäten in der Gemarkung Liel; roter
und brauner Jaspis, mit speziellem Vorkommen im Gebiet der Steinacker-Anhöhe, in
der Gemarkung Feldberg, einer Lagerstätte von eozänzeitlich umgelagerten Silexknol-
len23), die bei zusammengelesenem Material kaum zustande kommen konnte. Möglicherweise
wurde seit der Hallstattzeit im tertiären Hügelland auch nach Bohnerzen gesucht
. Eisenschlacken sind auf dem Siedelungsplatz Mauchen/Matthurst gefunden worden
, der allerdings auch geringe Siedelungsreste bis in die römische Zeit aufweist. Römische
Eisenverhüttung ist in jüngster Zeit im Gebiet der römischen Villa von Hertingen24^
nachgewiesen. Reste eines spätkeltischen Drehscheibengefäßes kamen in der Flur Steinacker
, Gemarkung Feldberg, zum Vorschein. Damit ist zumindest die vorübergehende
Anwesenheit von Menschen in dieser Zone bezeugt, die in besonderem Maße mit der Eisengewinnung
befaßt waren. Dieser Keramikfund könnte auch mit der Viereckschanze
von Auggen in Verbindung stehen.

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