http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0045
Laut den Aussagen seines Gewährsmannes, wiederum J. Eglin, seien die Funde »ca. 35
cm unter dem Boden, auf der Kiesoberfläche« beobachtet worden. Nach den Angaben
des Arbeiters lagen die Funde, wie bereits bekannt, in der Urne. Die Urnenscherben seien
fortgeworfen worden. Die bronzenen Fundgegenstände dokumentiert Stehlin in
Wort und Bild: zwei Nadeln, ein Messer, ein massiver Armring und - zusätzlich - ein
bandförmiger Armring (Abb. 1).
Den letztgenannten bandförmigen Armring hat Leuthardt 1926 fälschlicherweise im
Zusammenhang mit frühlatenezeitlichen Ringschmuckstücken aus Muttenz-Unterwart
publiziert.9' Diese sind aber frühestens 1923 aus dem Boden gekommen10), und schon
deshalb kann unser bandförmiger Armring, den Stehlin ja bereits 1917 gezeichnet hat
(Abb. 1), nicht zu ihnen gehören.
Da die Funde vom Käppeliboden und Unterwart etwa gleichzeitig, nämlich im Jahre
1924, ins Museum gelangten, muss die Verwechslung, die auch Eingang in die Inventarbücher
gefunden hat, sehr rasch und unmittelbar vor der Publikation Leuthardts erfolgt
sein. Jedenfalls findet man unseren Ring in einer kürzlich erschienenen gesamtschweizerischen
Materialvorlage ebenfalls unter den frühlatenezeitlichen Ringschmuckstücken
aus Muttenz-Unterwart abgebildet. ll\
Das besprochene Armband (Abb. 2, 3) besteht aus einem ca. 7 mm breiten Band von
dünner Bronze, dessen Aussenseite durch sechs flache, horizontale Rippen verziert ist.
Während das eine Ende des Bandes abgebrochen ist, weist das andere eine Oese auf. Da
kein vollständig erhaltenes Armband dieser Art bekannt ist, kann über seine Verschlußart
nichts Genaues gesagt werden. Vermutlich ist das eine Ende hakenförmig zu ergänzen
, so daß es in die gegenüberliegende Durchbohrung eingehakt werden konnte. Daß
dieser Typ Armband nicht besonders geläufig oder verbreitet war, erfährt man rasch,
wenn man die reiche Literatur zur Bronzezeit durchsieht. Das einzige vergleichbare,
aber leider sehr stark fragmentierte Stück fand sich im nur wenige Kilometer von Mut-
tenz entfernten Grab von Binningen. Dieses bekannte Binninger Grab ist bereits im letzten
Jahrhundert entdeckt worden; es zeichnet sich durch eine besonders reiche Trachtausstattung
aus. Das dazu gehörende, unscheinbare und gestreckte Bandstreifchen mit
Lochöse aus Bronze wurde zwar schon mehrere Male abgebildet, doch hat man seine
Funktion bis jetzt nicht richtig erkennen können.12^
Unter den übrigen Beigaben des Grabes vom Käppeliboden gehören zwei Gewandnadeln
zum sogenannten Binninger Typ- Sie setzen sich aus einem unverzierten, runden
Schaft und einem aufgegossenen Kopf- und Halsteil zusammen. Der Kopf ist bei beiden
massiv, von gedrückt kugeliger Form mit glatter, unverzierter Oberfläche. Der Halsteil
besteht bei beiden Nadeln aus fünf Rippen. Bei der einen (Abb. 2, 1) ist die oberste Rippe
fein gekerbt, die übrigen sind unverziert. Bei der andern (Abb. 2, 2) ist keine Kerbung
mehr zu erkennen, aber wohl im gleichen Sinne zu ergänzen.13' Diese Nadel ist ganz erhalten
und weist eine Länge von 25,2 cm auf, während jene erst in neuester Zeit auf etwa
die gleiche Länge ergänzt worden ist.
Ein fast identisches Paar fand sich in dem bereits erwähnten Frauengrab aus Binningen
, das auch als namengebende Station für diesen Nadeltyp gedient hat. Weitere ähnliche
Paare kennen wir aus den Urnenbrandgräbern von Endingen, Kanton Aargau, und
Belp, Kanton Bern.14j Binninger Nadeln wurden aber auch in Siedlungen, besonders am
Bieler- und Neuenburgersee, gefunden. Sie gelten als Leitform einer Stufe der beginnenden
Spätbronzezeit. '
Als weiters Schmuckobjekt konnte ein massiver, rundstabiger Bronzearmring von offener
Spangenform geborgen werden (Abb. 2, 4). Er weist zwei sich verjüngende Enden
auf, die stumpf abschließen. Der ganze Ring ist unverziert. Rundstabige Ringe dieser
Form finden sich in der frühen Spätbronzezeit häufig, meist ist jedoch der Ringkörper
mit einem feinen Liniendekor versehen.16' So z. B. der Armring aus dem Binninger Grab
oder derjenige aus Sutz, Kanton Bern, wo diese Ringe wohl an den Knöcheln getragen
wurden.17^
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