Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 52
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0054
Die Brombacher Schanze liegt auf einem leicht nach Westen abfallenden Gelände, das
im Norden vom Tannengraben begrenzt wird. Eine vorläufige Vermessung ergab, daß
ihre Nord-, West- und Ostseiten je etwa 70 m lang sind, während die Südseite eine Länge
von ungefähr 57 m aufweist. Die bis zu 80 cm hohen und zum Teil 2 m breiten Erdwälle
werden in der südöstlichen Ecke der trapezförmigen Anlage leider vom Adelhauser
Sträßlein durchschnitten, wodurch der Wall der Südseite auf etwa 14 m und derjenige der
Ostseite sogar auf 18 m zerstört ist. Außerdem wurde die Westseite durch die Anlegung
eines Waldweges auf einer Länge von ca. 8 m unterbrochen. Vom nördlichen Wall und
Graben sind nur noch rund 15 m erhalten, während der größere Teil in den Tannengraben
abgerutscht ist.

In den Innenraum dieser Anlage gelangte man von Süden her durch ein Tor, dessen
einstige Lage an einer etwa 5 m breiten Lücke in Wall und Graben noch gut erkennbar
ist.

Das Verbreitungsgebiet dieser Viereckschanzen gab früher beträchtliche Rätsel auf,
denn zwischen der Gruppe im Gebiet der unteren Seine sowie der mittleren Loire und
ihrem Auftreten im östlichen Baden-Württemberg, im bayerischen Voralpenland sowie
in Böhmen schien keine räumliche Verbindung zu bestehen. Einzelne Anlagen an der
Mosel, in Rheinhessen und in der Westschweiz weckten aber die Vermutung, daß das
westliche und östliche Verbreitungsgebiet nicht ganz ohne Zusammenhang gewesen
sind. Wichtig für diese These war dann vor allem die Entdeckung der Rührberger Schanze
im Jahre 1963, da ja das Hochrheintal früher mit Sicherheit als Verbindungsweg zwischen
den in Frankreich und im nördlichen Alpenvorland lebenden Kelten diente.3'
1974/75 fand man dann auch bei der Latenesiedlung am Basler Rheinhafen St. Johann ein
abgegrenztes Viereck, das diesen Schanzen zumindest sehr nahesteht.4' Die 1980 bei
Gelterkinden entdeckte Anlage gehört wohl auch zu diesen Kultstätten3', so daß wir nun
mit der im Brombacher Wald festgestellten Schanze im Basler Raum doch schon auf etwa
vier dieser umfriedeten Heiligtümer kommen. Wenn wir die bei Schaffhausen61 und
Bern7' entdeckten Viereckschanzen noch dazu nehmen, dann wird der Zusammenhang
des westlichen und östlichen Verbreitungsgebietes immer wahrscheinlicher.

Früher deutete man diese Erdwerke als römische Militärlager, umwallte keltische
Gutshöfe oder Lager, ja sogar als einfache Viehpferche.81 Erst seit der gründlichen Untersuchung
der Viereckschanze von Holzhausen a. d. Isar (Landkreis Wolfratshausen)
durch Dr. Klaus Schwarz und seine Mitarbeiter zwischen 1957 und 1963 weiß man mit
Sicherheit, daß es sich hierbei um keltische Kultstätten handelt.91 Damit trifft die Bezeichnung
»Schanze« nicht mehr zu, denn eine solche setzt ja eine militärische Funktion
voraus. Als Terminus technicus wurde aber dieser Name trotz verschiedener anderer
Vorschläge im allgemeinen noch beibehalten.

Diese größtenteils in der späteren Latenezeit, also im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr.
entstandenen Kultplätze weisen alle ein ähnliches Bauschema auf. In der Form der Anlage
dominiert das Viereck als Quadrat oder Rechteck, doch auch das Trapez kommt häufig
vor. Auf den vier Seiten besitzen sie einen durchlaufenden Spitzgraben, dessen beim
Ausheben gewonnenes Material nach innen zu einem wallartigen Damm aufgeworfen
wurde (Abb. 2). In den Innenraum führte gewöhnlich ein Tor, das nie im Norden lag und
folglich mit dem Lauf der Sonne in Zusammenhang stand, woraus ebenfalls der kultische
Charakter dieser Anlagen ersichtlich wird. Der größte Teil des Innenraums war völlig
frei von Bauten und wird deshalb für größere Ansammlungen und religiöse Feierlichkeiten
verwendet worden sein. Nur in einer Ecke stand ein kleines hölzernes Haus, das vielleicht
den Priestern vorbehalten war oder zur Aufbewahrung ihrer Geräte diente.10'

Welche kultischen Handlungen wurden nun in diesen Anlagen vorgenommen? Bei
der Lösung dieser Frage halfen der Forschung die Ausgrabungsergebnisse von Holzhausen
entscheidend weiter, denn dort stieß man am Rande des Innenraums auf drei Schächte
, von denen der größte bis zu 35,3 m Tiefe reichte. In ihrer Füllmasse befanden sich in
Abständen bestimmte Schichten von stark eiweißhaltigem Material, das von Blut und or-

3:


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0054