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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 60
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0062
Von besonderer Bedeutung sind aber die drei gefundenen Münzen, da sie über die Datierung
des Gebäudes wertvolle Aufschlüsse geben können. Obwohl eine sachkundige
Reinigung noch nicht stattgefunden hat, läßt sich schon jetzt eine der Münzen der Regierungszeit
des Kaisers Trajan (98 - 117 n. Chr.) zuordnen. Dies würde gut zu der Annahme
Dr. Fingerlins passen, daß die Römer nach der militärischen Besetzung Südwestdeutschlands
ums Jahr 50 n. Chr. zuerst nur das Hoch- und Oberrheintal besiedelten
und den Dinkelberg und das Wiesental erst später erschlossen.

Im letzten Herbst wurden alle Funde nach Freiburg gebracht, wo sie nun bearbeitet
und zum Teil restauriert werden. Die schönsten Stücke sollen dann im Sommer oder
Herbst nach Lörrach zurückkommen und im Museum am Burghof ausgestellt werden.
Dort laufen zur Zeit ja schon die Vorbereitungen für die Einrichtung einer ständigen Abteilung
für Ur- und Frühgeschichte, und dabei beabsichtigt man, den Brombacher Funden
als Zeugen der Römerzeit in unserem Gebiet einen besonderen Platz zuzuweisen.

Nach Ansicht Dr. Fingerlins gehört das in seinen Grundmauern freigelegte große
Steingebäude zu einem römischen Landgut, einer sogenannten Villa rustica. Aus Anlaß
der Brombacher Fundstelle beschreibt der Freiburger Archäologe in seinem noch unveröffentlichten
Beitrag zur Lörracher Stadtgeschichte die Funktion und Bedeutung dieser
Landgüter wie folgt: »Solche Gutshöfe, die inmitten ihrer Ländereien lagen, sind neben
den Straßendörfern und größeren Städten kennzeichnend für das Siedlungsbild der römischen
Zeit. Sie dienten nicht nur der Versorgung der Garnisonen und städtischen
Märkte mit Lebensmitteln, sondern beteiligten sich auch an der handwerklichen Produktion
. Meist gehört zu einer Villa rustica noch eine Ziegelei, Töpferei, Kalkbrennerei
oder man verstand sich auf die Herstellung von Gegenständen aus Metall, Holz und anderen
Materialien (Bronzegießerei, Blechnerei, Wagnerei usw.). So spielten diese Gutshöfe
eine wichtige Rolle im römischen Wirtschaftsleben und hatten einen wesentlichen
Anteil an der Versorgung der Bevölkerung und der Truppen. Das in Brombach teilweise
freigelegte Fundament dürfte das Wohnhaus eines solchen Gutshofs gewesen sein. Weitere
zugehörige Baulichkeiten sind mit Sicherheit anzunehmen. Nach besser untersuchten
Beispielen gehören zu einer Anlage dieser Art zehn und mehr verschiedene Gebäude,
darunter oft ein einzelstehendes Bad, ein kleiner Tempel und selbstverständlich die notwendigen
Stallungen, Speicher und Werkstätten«.

Dieser römische Gutshof wird wohl beim Einfall der Alemannen im 3. nachchristlichen
Jahrhundert zerstört worden sein, denn eine durch das ganze Gebäude verlaufende
Brandschicht weist auf sein gewaltsames Ende hin.

Zur Zeit bemüht sich die Stadt Lörrach zusammen mit der Ortsverwaltung Brombach
um den Erwerb der betreffenden Grundstücke, damit die Fundamente dieser Villa rustica
restauriert werden können. Diese Restaurierung wird auch vom Landesdenkmalamt
sehr befürwortet, denn die Fundstelle besitzt für die Gemarkung Lörrach und das ganze
Wiesental eine große siedlungsgeschichtliche Bedeutung. Mit ihr wurde nämlich erstmals
bewiesen, daß die Römer auch im Wiesental gesiedelt haben. In diesem Zusammenhang
gewinnt auch die ziemlich nahe am Gutshof vorbeiführende sogenannte »Römerstraße
« eine möglicherweise neue Bedeutung, da sie ja die Verbindung zum Hochrhein
und Augusta Raurica hergestellt haben könnte. Dr. Fingerlin hält es deshalb für nicht
mehr ausgeschlossen, daß die »romantische« Namengebung einer späteren Zeit hier tatsächlich
einmal das Richtige getroffen hat.

Die bisher anfallenden Kosten für die Baggerarbeiten und den Abtransport der rund
200 Kubikmeter Erde wurden dankenswerterweise alle von der Stadt Lörrach übernommen
. Großer Dank gebührt auch Ingenieur Wilhelm Kammerer, der als Mitglied des
»Vereins für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen e. V.« die Vermessungs- und Planarbeiten
kostenlos ausgeführt hat.

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