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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 84
(PDF, 29 MB)
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befinden sich parallele Furchen, die unten paarweise verbunden sind, auf der Oberseite
des besser erhaltenen Flügels sind vier kurze, parallele Furchen zu erkennen (Abb. 9).

Die voll entwickelten Flügellanzen waren in der Zeit um 800 n. Chr. in Gebrauch,
stammen also aus einer Zeit, in der die Beigabe allgemein erloschen ist. Aus diesem
Grund sind in Süddeutschland nur wenige Exemplare dieser sogenannten Saufedern, also
typische Jagdwaffen, bekannt, die meist als Zufallsfunde aus Flüssen stammen. Somit
leistet auch die Neuenburger Flügellanze, von der eine Nachbildung in der stadtgeschichtlichen
Sammlung von Neuenburg ausgestellt ist, einen wertvollen Beitrag zur
Kulturgeschichte der Karolingerzeit in diesem Raum.«^

VII

Die römischen Fundstellen

F. Huggle berichtete in der 1876 veröffentlichten »Geschichte der Stadt Neuenburg«
über römische Fundstellen, die angeblich bei der Gutenau liegen. Einige Auszüge sind
ein Zeugnis dafür, wie man vor etwa 100 Jahren bei Neuenburg nach Hinterlassenschaften
aus der römischen Zeit suchte und wie man sie interpretierte:

»Von den ehemaligen Klostergebäuden (Gutenau) steht nämlich auf dem Hochgestade
nur noch ein einzelner Mauerblock von etwa fünf Schuh Höhe, während
alles übrige eingeebnet ist. Aber die ganze Umgebung zeigt, daß der Boden noch
viele Grundmauern birgt. . .

Man fand auch schon feste Gewölbe und eine große Deckplatte im Boden. Das
noch über der Erde stehende Gemäuer ist gerade so beschaffen, wie alles römische
Mauerwerk der Rheinlande. Es ist ein felsenhartes Gußgemauer aus Bruchsteinen
, Wacken mit eingefügten Ziegelstücken. In der ganzen Umgebung liegen
eine Menge Ziegel und Backsteinstücke römischer Herkunft und darunter fand
Vetter 1869 das Stück von einem Leistenziegel. Ein Graben soll ehemals das Ganze
umgeben haben. Die bekannte Hellseherin von Dornach bei Basel veranlaßte
auch hier das Schatzgraben und soll selbst Geld dazu hergegeben haben, wie Vetter
selbst, einer der elsässischen Schatzgräber, mitgeteilt hat.

Daß ehemals auch eine Wasserleitung unter der Erde von Auggen nach Gutenau
geführt habe, ist den Dorfbewohnern in dem genannten Orte sowohl als in
Neuenburg noch in lebhafter Erinnerung und eine solche aus Eisendeicheln,
wurde auch bei dem zwischen Gutenau und Auggen gestandenen römischen
»Kastelle« wirkliche gefunden, ebenso eine solche zweite von Hach wahrscheinlich
nach »St. Mathis«. . .

Der besagte Vetter will bei der Sigristen Wohnung in »Heilig-Kreuz« römische
Mauerreste neben vielen Ziegelstücken und die Reste einer Halbsäule gefunden
haben !«(15)

Einzelne römische Funde sind in neuerer Zeit bei der Gutenau, genauer gesagt bei St.
Mathis entdeckt worden. Jedoch läßt sich das »felsenharte Gußgemäuer« nicht als römisches
Mauerwerk belegen (s. Abb. 4) Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein mittelalterliches
Überbleibsel. Bei diesem Mauerblock konnte W. Werth 1971 einen römischen
Leistenziegel finden, an dessen Außenseite noch Reste eines Kalkmörtels hafteten. Ein
weiterer römischer Ziegelrest steckte noch im gleichen Mauerwerk(16). Auffallend sind
ein kleiner Terra Sigillatascherben und einfache römische Keramik, die etwas weiter
nördlich der Ruine aufgelesen worden sind.(17) 1969 führten hier Schüler zusammen mit
ihrem Lehrer eine Ausgrabung durch, die jedoch eingestellt werden mußte, weil dazu
keine denkmalrechtliche Genehmigung vorlag. Ein Teil der im Boden liegenden Bausubstanz
wurde angeschnitten und dabei auch einzelne menschliche Skelette zerstört. Letztere
stammen nicht aus römischer Zeit, sondern werden einem mittelalterlichen bis neuzeitlichen
Begräbnisplatz bei der füheren Kirche zugesprochen.

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