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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 120
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0122
Beruf) Carl Franz Bougine, aus Venaissain (Vaucluse) nach Aufhebung des Edikts von
Nantes (1685) eingewandert. Dieser hatte die Pforzheimerin Margarethe von Roth geheiratet
. Sein Sohn Johann Jacob Bougine (1704 - 1775) hatte zwei Söhne, der ältere
(1735 - 1797) hat sich als nachmaliger Gymnasiallehrer (1790 Rektor des Karlsruher
Gymnasiums illustre und auch Hebels Lehrer) und als (Geheimer) Kirchenrat einen Namen
gemacht: Verfasser eines fünfbändigen »Handbuchs der allgemeinen Litterarge-
schichte...« (Zürich, bei Orell, Geßner, Füßli, 1789 ff.), das in mehreren Auflagen zu einem
damaligen Standardwerk wurde (die Literaturgeschichte lag noch in ihren Anfängen
). Sein Bruder Johann Friedrich Wilhelm (1740 - 1796) hatte die Konditorei des Vaters
übernommen. Dessen Sohn August Wilhelm Bougine (geboren 1774 in Pforzheim,
verstorben 1837 in Freiburg) wirkte 1803 als badischer Beamter in Schopfheim, 1806
wurde er Regimentsquartiermeister, 1810-1820 hatte er die Stelle eines Amtsrevisors in
Oberkirch inne, danach übersiedelte er als Regierungsrevisor nach Freiburg. Auch unser
künftiger Arzt (geb. am 30. September 1815) war mit seinen Eltern fünfjährig nach Freiburg
gekommen, hier besuchte er in den Jahren 1825 - 1832 das Gymnasium, er bezog
dann die Universität und wurde 1837 zum Provisorischen Prosektor der Vergleichenden
Anatomie ernannt, zwei Jahre später legte er die Staatsprüfung für Innere Heilkunde ab
und wurde im Winter 1839/40 aushilfsweise Prosektor der Menschlichen Anatomie, danach
Prosektor der Chirurgie und Geburtshilfe; am 19. Dezember 1840 promovierte er
zum Dr. med. an der Freiburger Universität. Seine erste Stelle trat er sogleich als Hüttenwerksarzt
in Albbruck an. Dort arbeitete er bis 1851, um dann in Tiengen eine Landarztpraxis
zu beginnen, die er 1860 - 1862 nach Waldshut verlegte. Ab Oktober 1862 finden
wir ihn für die nächsten dreizehn Jahre in Wehr. Diese Zeit ist seine fruchtbarste. 1875
siedelte er mit seiner Praxis nach St. Georgen im Schwarzwald über, drei Jahre danach
wirkte er (bis 1880) in Graben(-Neudorf). Wegen seines Alters und zunehmender
Kränklichkeit zog er 1885 zu seiner in Kehl verheirateten Tochter Lina (seiner Ehe von
1844 mit Louise Christiane Haas aus Karlsruhe entstammten drei Töchter und drei Söhne
, zwei von ihnen hatten in Paris eine Fotografenlehre absolviert). Er verstarb in Kehl
am 30. Juni 1887.

Soviel zu den äußeren Lebensumständen des Adolph Heinrich Bougine. Was ihn für
uns interessant werden läßt, ist die Tatsache, daß unser Landarzt in gewisser Wreise ein
verhinderter Literat, Dichter und Schriftsteller zugleich gewesen ist. Dafür gibt es genügend
Beweise und Zeugnisse. Zum ersten existieren von ihm eine stattliche Reihe von
handgeschriebenen Heften, in denen er vor allem Anekdoten (auch politische, besonders
aus der Zeit des 70/71er Kriegs) gesammelt hat, zum andern auch solche umfänglichen
Hefte mit Gedichten fremder Feder, die er in Anthologiesinn zusammenstellte. Seine
Schrift ist schwungvoll und doch gut leserlich. Alles Schreiben muß ihm sichtlich Freude
bereitet haben. Dann aber - und das ist für uns das Ausschlaggebende - gibt es von ihm
auch »Gedichte eigener Fabrikation«, die seinen Humor und seine Lebenseinstellung
beweisen. Darüber hinaus finden sich zahlreiche vorweg an seine beiden zeitweise in Paris
weilenden Söhne Albert und Emil gerichteten Briefe, die sowohl literarische Fähigkeiten
als überdurchschnittliche Schilderungsbegabung mit vielerlei Sinn für Humor
aufzeigen. In ihren generellen und selbst in ihren alltäglichen Aussagen haben sie für uns
einigen dokumentarischen Wert. Daß großteils der Zeitgeist in spätbiedermeierlicher
Behaglichkeit regiert, versteht sich von selbst.

Daher möchten wir im folgenden es uns nicht versagen, einige Proben aus den Gedichten
und Briefen dieses wackeren und oft freilich auch eigenwilligen Landarztes aus seiner
Wehrer Zeit hier mitzuteilen. Daß wir uns dabei auf besonders aufschlußreiche Auszüge
beschränken, beeinträchtigt das Gesamtbild, das man sich vom Uberlieferten aufzeichnen
kann, in keiner Weise.

Noch aus seiner Albbrucker Zeit stammt das Gedicht »Theuerste aller Theuern!« an
seine »heißgeliebte Braut 19 Tage vor unsrer Hochzeit« (datiert vom 5. September 1844
zu Waldshut):

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