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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 130
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0132
Wohl der nächsten Blutsverwandten vergessenden Zeit...«. Dieser Brief umfaßt sechs
engbeschriebene Seiten, dennoch entschuldigt sich Bougine zu Ende seiner Ausführungen
, daß er nicht weiterschreiben möchte, da ihn »ein abscheuliches Kopfweh erfasst«
und er sich weiterer Klagen um den Verstorbenen enthalten möchte.

Mehr und mehr wurde ihm sein Amt und die damit verbundenen mehr oder weniger
tagtäglichen Anstrengungen, wenn nicht Uberforderungen, zu einer Last. Unterm 16.
März 1867 hören wir: »Gerne hätte ich Dir mehr geschrieben, und zwar so mancherlei,
was ich Dir zu sagen hätte, aber die Uberhäufung mit Geschäften, die, wenn auch im
Ganzen sehr erfreulich, doch insofern etwas lästig... dass man nichts Anderes thun kann
als diesen leben und nachgehen, lässt mir's nicht zu... nachher eine ganze Last weiterer
Kranken, so dass ich zum Voraus weiss, dass ich vor 8-9 Uhr Abends ... nicht fertig
werde...«.

Trotz allem eine lebhafte und reiche Korrespondenz, die sich in diesen Jahren zwischen
dem Vater und seinen auswärtigen Söhnen angebahnt hat. Bougine bereiten solche
Briefe entgegen allen äußeren Widerwärtigkeiten stets sichtlich Freude. An Ermahnungen
, aber auch an Berichten läßt er es nie fehlen. Eine pädagogische Ader ergänzt den
schriftstellerischen Elan. Wichtiges findet sich neben Bagatellhaftem, echte Ereignisse
neben Episodischem, wenn nicht Idyllischem. Keine Zeile ist ihm zuviel, das Aktuelle
wird seinerseits stets rasch aufgearbeitet: »Kaum sind es 12 Stunden, dass ich den Brief an
Dich fortschickte, und schon muss ich, trauriger Weise wieder die Feder zur Hand nehmen
.. . Gestern Abends erhielt ich p. Telegraph... die Nachricht, dass mein theurer Bruder
Wilhelm (der nachweislich eine Speditionsfirma in Freiburg betrieben hatte,) in der
verflossenen Nacht... verschieden sey. Die Nachricht kam um so erschreckender, als wir
nicht im Geringsten davon unterrichtet waren, dass er krank war, d. h. kränker als seit
langer Zeit, und wir wussten gar nichts Näheres...« (datiert am 15. Juli 1867).

Mit der Rückkehr Emils endet der umfangreiche Pariser Briefwechsel Bougines. Bedauerlich
ist es freilich, daß von den Söhnen überhaupt keine Antwortbriefe überliefert
sind. Deren jeweilige Reaktion und Resonanz wäre immerhin aufschlußreich gewesen.
Emil war über Straßburg zunächst nach Karlsruhe gelangt, wo er sich - zumindest zur
Verwunderung seiner Eltern - eine gute Weile aufhielt, ehe er nach Wehr zurückkehrte.
Tante Caroline hatte ihn nach dorthin begleitet. Man rechnete »von Tag zu Tag, von Post
zu Post« mit dem Eintreffen der beiden oder doch mit entsprechenden Nachrichten.
Schon an der Schrift erkennt man eine gewisse Gereiztheit des Vaters. Doch das ist dann
ein Kapitel Familiengeschichte, auf das einzugehen hier nicht der Ort, zumal die Verhältnisse
im Nachhinein nicht ganz zu klären sind. Nur soviel sei noch angefügt: 1876
gratuliert der Vater seinem Sohn Emil zur Wachtmeister-Ernennung!

Uns ging es im Gesagten und Zitierten ja in erster Linie um den schriftstellernden und
schreibgewandten Landarzt Dr. Bougine, der ein gutes Dutzend seiner besten Berufsjahre
in Wehr verbrachte. Seine Gedichte und Briefe geben Zeugnis von einer überdurchschnittlichen
Begabung, die freilich schon auf Grund seiner beruflichen Verpflichtungen
im Provinziellen im besten Sinn stagnieren mußte. Ob das zu bedauern ist, soll
dahingestellt bleiben. So wie er schrieb und dachte, möchte man das Gesagte, wenn man
es durchstöbert und dieses und jenes Detail zur genaueren Kenntnis nimmt, eigentlich
nicht missen. Und das genügt.

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0132