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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 132
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0134
In Colmar schaute ich wieder um Arbeit um und der Zufall wollte es, daß ich solche
bei einem Meister erhielt, welcher schon bei meinem Vater gearbeitet hatte. Nachdem er
mir mein Wanderbuch abverlangt und es gelesen hatte, lachte er und sagte: »Ich habe bei
Deinem Vater gearbeitet, nun kannst Du auch bei mir arbeiten!« und behielt mir mein
Wanderbuch. Wir hatten die Absicht, über Straßburg nach Mannheim und Mainz zu reisen
. Weil ich Arbeit genommen hatte, mußte ich mich von meinem St. Etienner Reisekameraden
aus Sulzburg trennen. Ich arbeitete da auf der Hechelei im Winter. Im Frühjahr
, im Februar wurde ich krank und sollte ins Spital. Weil ich aber so nahe bei meinen
Eltern war, zog ich es vor, nach Hause zu gehen. Nach ca. 6 Wochen war ich wieder so
weit hergestellt, daß ich meine Wanderjahre fortsetzen konnte. Zuerst kam ich nach
Saarbrücken, blieb ca. 7 Monate dorten, hierauf gelangte ich nach Trier, Coblenz und
Mainz. Hier arbeitete ich den Winter über auf der Hechlerei und im Frühjahr 1842 ging
ich nach Frankfurt a. M., wo ich ca. 4 Monate verblieb und von da nach Hanau. Ich sollte
schon von Frankfurt nach Hause und nun bekam ich ein Brief von meinem Bruder Wilhelm
, worin er mir mittheilte ich möchte zurückkommen, indem mein Vater Seile auf die
Dampfschiffe »Adler« auf dem Ober Rhein übernommen habe, welche von Mannheim
nach Basel fuhren, und so kam ich im Sommer 1842 nach Haus. Wir hatten viel Arbeit,
unserem Vater machte es viel Vergnügen, daß wir so stramm eingriffen. Die Schiffahrt
mußte aber schon 1843 wieder eingestellt werden, weil sich die Kiesbänke im Rhein
manchmal von dem einen zum anderen Tag verschoben.

Wir begannen nun den Hanf zur Seilerei herzurichten was wir in der Fremde gut kennen
gelehrt hatten, auch verlegten wir uns mehr auf den Hanfhandel. Da verstarb mein
Vater ganz unerwartet schnell am 20. März 1844. Damals wohnten wir im Hause vis ä vis
der Rubin'schen Mühle, zweiter Stock, welches mein Vater im Jahre 1834 kaufte.

Im Jahre 1 8 4 9 mußte ich zu dem Aufgebot der Freischaren. Aus dem Amt Emmendingen
wurde ein Bataillon gebildet. Unser Hauptmann war C. Ringwald zum Weiherschloß
. Wir wurden nach Freiburg zum Einexerzieren beordert,mußten aber schon nach
10 Tagen nach Bruchsal und von da nach Philippsburg mit der Aufgabe, den Preußen den
Ubergang über den Rhein zu wehren. Badische Artillerie war bereits anwesend. Eines
Abends kam die Nachricht, die Preußen gingen bei Mannheim über den Rhein. Wir kamen
abends spät mit der Artillerie nach Phillipsburg. Morgens vier Uhr war der Feind
bereits vor letzterem Ort erschienen, die Husaren sprengten in kleinen Abtheilungen um
die Stadt und verwundeten mehrere Mann von unserem Bataillon. Wir zogen uns sammelnd
nach Bruchsal zurück und bezogen hier Quartier. Erwähnen muß ich noch, daß
wir uns zuerst bis Carlsruhe und den anderen Morgen um 4 Uhr nach Bruchsal zurückzogen
. Den 2. Tag, als wir in Bruchsal waren, rückten die Preußen über Langenbrücken
vor. Bei Ubstadt kam es zu einem Gefecht, bei welchem ca 10.000 Freischaren (auch aus
der Pfalz) und das sog. Willi'sche Corps engagiert waren. Wie vorauszusehen war, kam
Unordnung in die Freischaren und wurden auseinandergesprengt. Das Gefecht begann
morgens 7 Uhr und wähne bis Nachmittags 3 Uhr. Wir sammelten uns wieder in Bruchsal
, aber von ca. 800 Mann kamen nur noch ca. 600 zusammen. Abends 6 Uhr marschierten
wir von Bruchsal ab nach Gondelsheim und Diedelsheim auf die Straße Bretten-
Carlsruhe. Wir sahen, daß unsere Sache verloren war und zogen uns dem Gebirge entlang
über Langensteinbach, Spielberg, Frauen Alb, Herren Alb über Loffenau nach
Gernsbach und, an der Murg hinauf über den Kniebis nach Allerheiligen Oppenau, Zell
a. Harmersbach, Biberach über den Schönberg nach Lahr zurück und von da mit der
Bahn nach Hause. Bis zur Occupation der Preußen hier hielt ich mich im Elsaß auf, die
Artillerie mit ihren Geschützen trat in die Schweiz über.

Im Jahre 1846 kauften wir das Haus von Ziegler Maier in der Freiburger Vorstadt zum
Preise von fl. 7.000,-. Nach dem Tode unseres Vaters vergrößerten wir unser Geschäft
mit jedem Jahr, so daß wir in Bälde ca. 30 bis 36 Arbeiter auf der Hechel und in der Seilerei
beschäftigten. Sommerszeit trieben wir auch die Seegrasfabrikation, auf welchem Geschäft
wir auch 100 bis 150 Arbeiter beschäftigten. Ferner wurde dem Geschäft noch der

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