Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 150
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0152
weil Max Läuger der für Bampi so wichtigen Zeit der »Brücke«, der »Blauen Reiter« und
dem »Bauhaus« ferne stand und seinen ihm ganz eigenen Weg der keramischen und malerischen
Entwicklung ging.

Schon 1928 stellt Bampi im Grassi-Museum auf der Leipziger Messe aus und wird
Mitglied im Badischen Kunstgewerbeverein. Dies zeigt auch, daß Bampi sich nicht in die
Einsamkeit seiner abgelegenen Werkstatt zurückzieht, sondern neue Kontakte sucht, in
die Öffentlichkeit geht und sich ihrer Kritik stellt.

Er hat erkannt, daß das Erneuern des Lebens im Kleinen anfangen muß, daß man die
Menschheit als Ganzes wohl nicht ändern kann, daß man aber den Menschen als Einzelwesen
ansprechen kann und dazu die Sprache der Kunst das geeignetste Mittel ist.

Besonders beeindruckt war Bampi 1929 von der großen Ausstellung chinesischer
Kunst in Berlin. Hier hat er zum ersten Mal die große Keramikkunst der Sung-Zeit gesehen
und erfahren, daß in ihr etwas von dem liegt und verborgen ist, was er schon lange
suchte.

So beginnt ein jahrelanges Studium der ostasiatischen Töpferkunst in kunst- und kulturgeschichtlicher
Hinsicht, aber auch im Bereich der chemotechnischen Fragen, besonders
aber der Herstellung des Porzellans und seiner Bemalung. Jahre des Suchens und
Versuchens folgen. Keramische Kunst ist für Bampi nicht mehr dekorierte Keramik,
sondern eine Einheit aus geformter Materie, bei der die Glasur untrennbarer Teil eines
Ganzen bedeutet und nicht Hinzufügung oder eigenständiges Dekor.

Seine Werkstatt gleicht einer alchimistischen Küche mit hundert Mixturen, erdhafte
Elemente, aus denen er bis dahin unbekannte Glasuren herstellt, die er unter immer höher
werdenden Temperaturen mit dem erdigen Ton in oft mehrfachen Bränden verbindet
.

1930 wird eine Periode der Craquele-Glasuren, eine Idee, die aus dem Zufall einer bis
dahin als Fehlbrand eingestuften Glasur mit feinen reizvollen Sprüngen in der Oberfläche
eine neue Kunstrichtung entstehen läßt, wenn der Künstler mehr und mehr Zufall
durch Absicht zu ersetzen weiß.

Seit 1932 entstehen dann die Reduktionsglasuren - durch Entzug des Sauerstoffs beim
Brand - mit herrlichen irisierenden Farben. Für die immer höher steigenden Temperaturen
ist der Kanderner Ton bald nicht mehr geeignet. Mit der Einrichtung eines keramischen
Versuchslaboratoriums 1939 bevorzugt Bampi den rötlichen Main-Ton, 1940 auch
Ton aus Sachsen.

Echtes Steinzeug mit Feldspatglasuren, das bei nun schon 1200 Grad gebrannt wird,
erweitert seit 1942 seine Palette keramischer Möglichkeiten auch von der technischen
Seite her, denn wissenschaftliche Forschung und künstlerische Vervollkommnung verfolgt
Bampi mit gleicher Intensität. Bampis Laboratorium mit seinen Gläsern, Flaschen
statistischen Reihen, Meß- und Prüfgeräten, wo Arbeit und Fleiß, technische Untersuchungen
, chemische Formeln und exaktes Prüfen, Mischen und Vergleichen die Atmosphäre
eines Wissenschaftlers entstehen lassen, lassen kaum den Gedanken an die Geburtsstätte
künstlerischer Schöpfung aufkommen. Und doch vereinen sich in geheimnisvoller
Weise diese äußersten Gegensätze - Kunst und Wissenschaft - hier zu einer eigenartigen
, ja großartigen Synthese. Denn - um es noch einmal zu sagen - Kunst in reinster
zweckfreier Form und wissenschaftlich-technisches Können bleiben die Quellen, aus
denen Bampis Arbeiten entspringen.

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges bringt für Bampi die Verpflichtung, Gebrauchsgeschirr
und Auftragsarbeiten zu fertigen. Sie sind für sein Werk ebenso untypisch wie die
WHW-Abzeichen, die in seiner Werkstatt entstehen. Aber dadurch wächst der Betrieb
so rasch, daß er sich einen vier cbm großen Brennofen baut und auch einen elektrischen
Ofen einrichtet.

Nun verschwinden die Majoliken ganz. Bampi verzichtet auch auf die leuchtende Glut
der Keramikfarben. Steinzeug entsteht, das Bampi Schritt für Schritt weiterentwickelt.
Es sind Jahre des Experimentierens im Laboratorium wie am Brennofen. In diesen Ver-

150


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0152