Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 154
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0156
Jenseits des Alltags der Zeit

Such immer den Geist im Sinn

In vertraulich vertrauender Freundschaft

Und eile nicht in verderblicher Hast...

Ein verklärendes und beruhigendes Element beherrscht mehr und mehr auch seine
Keramik. Den fast überschäumenden Glasurnen und Formen von einst folgen gelassene,
stille, edle. Die scharfen Farbkontraste verlieren sich, gehen ineinander über und werden
in verhaltenen Pastelltönen durch einen fast unerschöpflichen Reichtum immer neuer
Nuancen ersetzt.

Man spürt förmlich das angstvolle Verharren des Meisters, wenn er Form und Glasur
beinahe dem Brand übergeben hat. Denn jeder Brand ist ein neues Wagnis, ein neues
Bündnis mit den Elementen in ihrer spezifischen Zusammensetzung und Beeinflussung
der jeweiligen Metalloxyde, wenn sie sich zu nun je eigenen Farben entwickeln, aber
auch der Zeit, deren Maß schließlich das Gelingen oder Verwerfen des Brandes entscheidet
.

Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis von Bampis schöpferischer Kraft und künstlerischer
Demut, nämlich vom Wissen um die Verwandlung, das wieder übertönt ist von
seiner ängstlichen Vorsicht, das begonnene Werk anderen Kräften zu überlassen, ohne
es aber ganz frei zu geben. Es ist ein ständiges Paktieren mit den Kräften der Natur und
eine nie verzagende Hoffnung.

Nach diesen Bemerkungen ist es fast überflüssig zu sagen, daß Richard Bampi nach
zahlreichen Ausstellungen in Italien, New York, Holland, Tokio, Irland, Frankreich,
Österreich, in der Tschechoslowakei, der Schweiz und der gesamten Bundesrepublik,
wo seine Werke auch heute noch Bestand zahlreicher Museen sind, auch viele Auszeichnungen
und Würdigungen erfahren hat.

Diese erfolgten vor allem in den 50er Jahren, als er eine Vorliebe zum hellen Steinzeugton
gefunden hatte und mit seinen pastellartigen Glasurfarben und den auskristallisierenden
Metallen schier unerschöpfliche Varianten und Kombinationen hervorzauberte.
Auch die Oberfächenbehandlung - sei sie matt und stumpf oder glänzend - gehörte für
Bampi zur gezielten Einheit von Farbe und Form; denn in kaum einem Sektor der Kunst
ist das »Begreifen«, d.h. die Einbeziehung des ganz realen Tastsinns, so wichtig wie bei
der Keramik.

Von nun an führte der Weg Bampis zu immer größerer Reinheit der Farbe, Klarheit
und Strenge der Form, während im gleichen Maße die vegetativen Ansätze mehr und
mehr wieder verschwanden. Porzellanartige Scherben mit schönem hellem Klang - einer
weiteren Komponente des keramischen Gefäßes — erinnern gelegentlich an seine chinesischen
Vorbilder, wobei es ihm allerdings nur um die Eigenart des Scherbens ging, niemals
um eine Stilkopie der ostasiatischen Meister.

Gelegentlich begegnet uns Bampi auch in Arbeiten der Baukeramik. Dazu zählen viele
kunstvolle Kachelöfen, aber auch Fliesen und Wandbilder wie im Brunnen der Friedhofskapelle
Lörrach, am Gesundheitsamt und der alten Post in der Haagener Straße in
Lörrach, in der Markgrafenschule in Haagen oder im Hof der Alten Universität in Freiburg
, um nur einige zu nennen. Nicht vergessen sei auch der Erpel im Freiburger Stadtgarten
, der mit den Worten »Die Kreatur klagt, klagt an und mahnt« an die legendäre
Geschichte der Bombennacht vom 27. November 1944 erinnert.

Der Initiative und nachdrücklichen Sorge eines seiner ältesten Freunde ist es zu verdanken
, daß Richard Bampi wenige Stunden vor seinem Tod am 10. Juli 1965 noch die Ernennung
zum Professor erlebte, ein Titel, der ihm wie kaum einem anderen zustand,
nämlich einem, der - wenn wir es wörtlich übersetzen - im weitesten Sinne des Begriffes
ein öffentliches Bekenntnis ablegte in seiner Kunst, mit seinen Worten, mit seiner Haltung
, seiner Person und seinem ganzen Leben.

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