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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 7
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mokratischen Zukunft Deutschlands und den französischen Absichten, »die republikanischen
Einrichtungen wieder aufzubauen«, wurde fortan unablässig gesprochen, so etwa
in der Eröffnungssitzung der Beratenden Landesversammlung, als der französische
Militärgouverneuer Pierre Pene am 22. November 1946 im Kaufhaussaal in Freiburg
sagte: »Auf verfassungsmäßigem Gebiet werden Sie die Grundlage für einen neuen demokratischen
Staat Baden legen, der, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, sich in einem
Bund deutscher Staaten wird einreihen können«21. Immer wieder ist auch aus zahlreichen
anderen Äußerungen zu erkennen gewesen, daß es keinen Zweifel an der Tatsache
hat geben dürfen, daß es allein Frankreich sei, das Baden auf den Weg der Demokratie
zurückführen würde.

Betrachten wir nun die andere Seite: wie hat man sich in Baden dieser französischen
Politik gegenüber verhalten? Eine ausreichende Antwort gerade auf diese Frage zu geben
, fällt nicht leicht, weil es gilt, bei der Beurteilung der damaligen Verhältnisse sorgsam
zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden. Die Hand der französischen
Besatzungmacht lastete schwer auf der südbadischen Bevölkerung. Hält man sich dies
vor Augen, so wird verständlich, warum Walter Vetter in einer Neuauflage der 1951 erschienenen
Schrift »Baden von 1945 bis 1951, was nicht in der Zeitung steht« um Verständnis
gebeten, ja sich gegen die teilweise recht polemisch vorgebrachten Vorwürfe
zur damaligen badischen Politik gewandt und versucht hat, sie abzuschwächen. Es waren
vor allem die als eigenwillig und als viel zu konziliant bewertete politische Richtung
Leo Wohlebs sowie die politische Grundhaltung des späteren Oberlandesgerichtspräsidenten
Dr. Paul Zürcher, die im Kreuzfeuer der Anschuldigungen und von z. T. höchst
unsachlichen Angriffen gestanden sind. Es habe, so sagt Vetter, »im damaligen Lande
Baden einer gehörigen Portion Zivilcourage und fachlicher Eignung« bedurft, »um die
schwierigen Nachkriegsprobleme, insbesondere in Verbindung mit den alle sonstigen
und vergleichbaren Maßstäbe sprengenden Lasten der französischen Besatzungsmacht
fertig zu werden«". Für die Mitbeteiligten in Baden erschien - so formulierte es der ehemalige
badische Wirtschaftsminister Eduard Lais - das Leben mit der Besatzungmacht
»als ein jahrelanger Grabenkrieg, in welchem die Mitspieler auf beiden Seiten, die einen,
was auf dem Papier verordnet wurde, möglichst buchstabengemäß durchzuführen, die
andern möglichst abzuschwächen und zu mildern versuchten«-4.

Vetters Bitte um Verständnis kann sicherlich aus der rückschauenden Betrachtung ihren
berechtigten Platz beanspruchen. Inwieweit sie jedoch auch in Einzelheiten zutreffend
ist, müßte dem Ergebnis einer vielschichtigen Einzelstudie vorbehalten bleiben, die
- nebenbei bemerkt - ohne eine besondere Akzentuierung dergestalt, daß sie auf die charakteristische
badische Wesensart Rücksicht nimmt, nicht würde auskommen können.

2.3 Die demokratischen Anfänge

Zur unmittelbaren Nachkriegsgeschichte in Baden und zum Wieder- bzw. Neubeginn
des öffentlichen Lebens finden sich Darstellungen in einer so großen Zahl, daß hier auf
eine eigene Beschreibung der unmittelbaren Nachkriegssituation verzichtet werden soll.
Unsere Betrachtung soll zu einem Zeitpunkt einsetzen, wo feststand, daß die »Landesverwaltung
Baden« - das war die Zusammenfassung ehemals einzelner Zentralverwaltungen
(Ministerien) in der Gestalt des sog. »Badischen Direktoriums« - abgelöst werden
sollte durch die »Vorläufige Landesregierung Baden«.

Diese oberste Landesbehörde war von Anfang an als ein Provisorium gedacht und
sollte ihrerseits ersetzt werden durch die auf Grund der einzuführenden Verfassung bestellte
Regierung. Die Einsetzung der verfassungsmäßigen Regierung sollte ihrerseits der
letze Akt der demokratischen Neuordnung sein, nachdem der Staatsausbau von unten
her, d. h. also von den kleinsten Verwaltungsgemeinschaften aus, vor sich zu gehen hatte
, d. h. die Volksvertretung des ganzen Landes also zuletzt zu wählen war23. Abgelöst


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