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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 25
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0027
Untergang bestimmte kapitalistische System durch Blut und Mord, durch Krieg und
Vernichtung der anderen Völker noch einmal zu retten, mußte scheitern...«110.

Auch für die BCSV stand fest, daß Änderungen im Wirtschaftssystem herbeigeführt
werden mußten. Zu dieser Frage äußerte sich der hierfür zuständige Abgeordnete der
BCSV, Josef Schüttler: »Der Herr Abgeordnete Martzloff betonte in seinem Referat in
der Generaldebatte: Deutschland wird ein sozialistisches Land sein, oder es wird nicht
mehr sein. Diesem Grundsatz des Abgeordneten Martzloff kann ich in weitgehendem
Sinne beipflichten... Es muß mit aller Klarheit erkannt werden, daß die alte bürgerliche
Gesellschaftsordnung, wie sie vielleicht noch bis zum Jahre 1933 bestand, in sich zusammengebrochen
und als überlebt zu betrachten ist. Der totale Zusammenbruch und mit
ihm die Vernichtung fast aller Werte, auf die sich das Bürgertum stützte, lassen für den
denkenden Menschen keine andere Schlußfolgerung zu. Wir werden zu neuen Formen
und zu einer neuen Wirtschaftsordung kommen müssen, wenn Ordnung, Ruhe, Sicherheit
, Gerechtigkeit die Grundpfeiler des Zusammenlebens wieder werden sollen...«111.

Allerdings hat die BCSV die Prioritäten anders gesetzt. Bei der Suche nach den Gründen
, warum die Entwicklung der vergangenen Jahre so gekommen ist, wie sie gekommen
ist, ist sie weit über die Betrachtung dieser Frage allein unter wirtschaftspolitischen
Gesichtspunkten hinausgegangen. Sie hat, wie übrigens auch die DP112, die Lebensverhältnisse
des Menschen bzw. der Menschen untereinander nicht allein auf die wirtschaftlich
materialistische Seite reduziert, vielmehr hat sie versucht, die ganze Breite der dem
Menschen je möglichen Erfahrungswirklichkeit bei der Gestaltung seiner Lebensverhältnisse
miteinzubeziehen. Von daher gesehen mußte die Antwort allgemeiner ausfallen
. Und dennoch - oder vielleicht auch gerade deswegen - dürfte unmißverständlich
verstanden worden sein, was Dr. Wolfgang Hoffmann am 10. April 1947 als Antwort
auf diese Frage gesagt hat: »Uns gab dieses durch den Krieg und seinen Ausgang so
schwer getroffene geliebte badische Volk einen ganz bestimmten Auftakt: er lautet in seiner
Mehrheit: Seid Christen! Der Teufel hat uns in den Abgrund gerissen, Christus allein
und ein unerschütterlicher Glaube an seine Heilslehre kann uns aus dem Abgrunde retten
, wieder zu lichten Höhen führen«113.

So bleibt festzuhalten, daß die Ubereinstimmung der Parteien in der Ablehnung des
nationalsozialistischen Greuels ihre eindeutige Mitte in der gemeinsam erlebten Erfahrung
von Unfreiheit, Zertreten der Menschenwürde und Willkürherrschaft hatte. Die
daraus gezogenen Schlußfolgerungen lassen sich etwa wie folgt umschreiben: Einleitung
des Gesundungsprozesses, »der allein das Wiedererstehen eines gesunden Gemeinschaftslebens
sichert«114 durch Stärkung grundlegender sittlicher Werte; Notwendigkeit
, dem Volk einen Ausweg aus seiner furchtbaren Notlage zu weisen durch bewußte
Wendung der moralischen Wertvorstellungen hin zum Besseren; gemeinsame Mitarbeit
an einem »edleren, freiheitlichen und sittlich wahren Menschentum« und an »wahrer
Humanität«113. Der harte Anschauungsunterricht der vergangenen zwölf Jahre solle allen
Warnung genug sein. Für einen gesunden Neuaufbau gebe es nur einen Weg: »Der
Geist des Friedens muß gefördert werden, der Geist der Vernunft, der Geist der Sittlichkeit
, der Ethik und der Moral muß gefördert werden«116. Die Einsicht in diese Notwendigkeit
- sie wurde in der Landesversammlung immer wieder einhellig betont - war der
Ausgangspunkt auf dem Weg hin zu einem mit lebendigem demokratischen Geist zu erfüllenden
Staatsneubau. Und ganz in diesem Sinne hat jede der in der Landesversammlung
vertretenen Parteien auf je ihre Weise erklärt, daß sie sich dem Wohle des Menschen
verpflichtet fühle - entweder dem Wohle des Einzelmenschen oder dem Wohle des in der
Gemeinschaft/Gesellschaft aufgehenden Menschen - je nach Parteienstandort verschieden
-, und daß allein diesem Wohle zu dienen ihre Absicht sei. Allerdings hat dann die
Analyse der Gründe, warum es überhaupt zur fatalen Entwicklung der vergangenen Jahre
hat kommen können, und haben die daraus gezogenen Konsequenzen im Blick auf die
Grundlagen eines demokratischen Neuaufbaus den divergierenden Kräften Raum gegeben
. Dessen nun ungeachtet, wurde immer wieder die Verwirklichung demokratischen

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