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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 57
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0059
tionshiebe - gegenüber. Wenn Manz für die Gesamtzone die mangelhafte Zwischenproduktversorgung
als wesentliche Produktionsschranke betrachtet, so trifft dies mit Sicherheit
auch für Südbaden zu. Ein knapper Uberblick über die Produktionsentwick-
lung 1945-47 mag dies verdeutlichen.

Mit einer zunächst beschränkten Arbeitszeit von ca. 18 Stunden wöchentlich wurde
Ende Mai 1945 von den Betrieben, die eine Erlaubnis dazu erhielten, die Produktion
wieder aufgenommen. Hierzu zählten in erster Linie die Holz- und Tabakindustne, welche
vornehmlich für die Militärregierung arbeiteten. Einen gewissen Gradmesser für die
industrielle Tätigkeit mag der Stromverbrauch abgeben, der im Oktober 1945 ca. 9 % des
durchschnittlichen Monatsverbrauchs der südbadischen Industrie von 1936 erreichte.^

Als Folge größerer französischer und schweizerischer Lohnaufträge sowie einer Ausweitung
des Interzonenhandels soll die südbadische Industrie, folgt man einer amtlichen
Statistik, 1946 bereits einen Produktionsstand von 35 %, verglichen mit 1936 (arbeitstäglich
), erreicht haben,43) wobei insbesondere die Holzindustrie (Barackenbauprogramm),
die Druck- und Papierindustrie, die Industrie der Steine und Erden sowie die Textilindustrie
(Spinnereien, Veredelung) an dieser Entwicklung teilhatten. Eine merkliche Verringerung
der Kontingente an Roh-, Hilfsstoffen und Energie, die Verminderung der Lagerbestände
und der starke Rückgang des Interzonenhandels ließen die Produktion im 4.
Quartal 1946 stark zurückfallen. Konnten die Probleme des Interzonenhandels, von
dem die Tabakwaren als wichtigstes südbadisches Kompensationsgut infolge des sogenannten
Steuerkonflikts vorübergehend praktisch ausgeschlossen waren, durch das Emser
Interzonenhandelsabkommen Mitte 1947 überwunden werden, so bildete die ab 2.
Quartal 1947 erheblich verbesserte Kohlenversorgung die Voraussetzung für einen Produktionsanstieg
auf 44 % im Vergleich zu 1936,461 an dem neben der Textilindustrie trotz
Maschinenentnahmen auch die eisen- und metallverarbeitende Industrie, die Feinmechanik
/Optik sowie die Eisen- und Stahl-Gießereien partizipierten.

Währungsreform und Marshallplan

Gegen die Einschätzung der Währungsreform als entscheidendes Ereignis für den raschen
wirtschaftlichen Wiederaufstieg Westdeutschlands in der Nachkriegszeit haben
für die Bizone W. Abelshauser und für die französische Zone M. Manz erhebliche Zweifel
angemeldet und die hohen Wachstumsraten nach der Währungsreform auf einen statistischen
Irrtum zurückgeführt.47 Gewisse Tendenzen, die für die Thesen der beiden
Autoren sprechen, sind auch in Südbaden zu erkennen. So wurden vom südbadischen
Wirtschaftsministerium im März 1948 trotz der relativ strengen Wirtschaftskontrolle
Hortungstendenzen festgestellt. Trotz eines kontinuierlichen Anstiegs des Energieverbrauchs
, der Beschäftigtenzahlen und der geleisteten Arbeitsstunden soll nach der amtlichen
Statistik die industrielle Produktion im Mai 1948 um 6,7% zurückgegangen sein.48^
Die Vermutung, daß es sich hier um eine Vorauswirkung der Währungsreform gehandelt
hat, liegt nahe. Der überaus starke Anstieg der Bruttoproduktionswerte nach der
Währungsreform entspricht ebensowenig der tatsächlichen Entwicklung der Industrie,
da nun unter dem Druck, liquide zu werden, nicht nur gehortete Waren abgegeben wurden
, sondern auch Halbfabrikate und Rohstoffe ohne Rücksicht auf die Lagerbestände
in die Produktion gingen. Außerdem wurden nun auch Produktionsanteile statistisch erfaßt
, die zuvor für zwischenbetriebliche Kompensationsgeschäfte oder für den Schwarzen
Markt abflössen.

Allerdings muß Manz' These, daß allein das Anschwellen des Zwischenproduktionsstroms
ab 2. Quartal 1948 den anhaltenden Aufstieg initiiert habe,49 J für Südbaden modifiziert
werden. Selbst wenn man davon ausgeht, daß Südbaden an den steigenden Importen
aus dem Ausland im gleichen Ausmaß teilhatte wie die französische Zone, so fällt
doch auf, daß die Ausweitung der Einkäufe im Interzonenhandel erheblich hinter denen

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