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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 58
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der Gesamtzone zurückblieben. Durch die Unterversorgung mit Kohle kam es im 4.
Quartal 1948 gar zu Betriebseinschränkungen (Baustoffe, Keramik, Chemie, Papiererzeugung
), obwohl die Kohlenversorgung 1948 insgesamt um 22 % höher lag als 1947.50)
Eine nur zögernde Anpassung der Bewirtschaftung sowie der Preise führte gar zu einem
Abfluß bestimmter Rohstoffe (Holz, Papier)."11 Eindeutiger erscheinen die Auswirkungen
der Währungsreform auf dem Arbeitsmarkt faßbar, wo sich eine deutliche Verschiebung
der Beschäftigung hin zum industriellen und handwerklichen Sektor vollzog.
Auch das Auftauchen von bis dahin »unsichtbaren« Arbeitskräften, für die es sich nun
wieder zu arbeiten lohnte, muß als direkte Auswirkung der Währungsreform gewertet
werden.

Vergleicht man die (korrigierte) industrielle Produktionsentwicklung der französischen
Zone mit jener der südbadischen Industrie, so erweist sich, daß letztere 1948 um
einiges hinter der Entwicklung der Gesamtzone zurückblieb, im ersten Halbjahr 1949
jedoch, als dann die Marshallplaneinfuhren auch für die Industrie stärker zur Geltung
kamen, die Entwicklung der französischen Industrie übertraf (1. Halbjahr 1949:
+27,2% zu +19,7% gegenüber2. Halbjahr 1948).52) Die Bedeutung der ERP-Lieferungen
wird vor allem am Beispiel der südbadischen Textilindustrie deutlich. War es bei diesem
Industriezweig im Oktober 1948 noch zu Stillegungen von Spinnereien gekommen,
weil die Koordinierung von Marshallplan und Währungsreform Lücken aufwies, so
konnte aufgrund der 1949 hereinströmenden Rohstoffe - darunter allein Baumwolle im
Wert von 13,7 Mio. DM - die südbadische Textilindustrie bis zum 2. Halbjahr 1949 gewaltige
Fortschritte machen: im Vergleich zum 2. Halbjahr 1948 stieg die Beschäftigung
um 38,7%; der Bruttoproduktionswert erhöhte sich um 114,6%.33j

Stellten die Marshallplan-Lieferungen ab 1949 die Rohstoffversorgung der Industrie -
wenn auch in unterschiedlichem Maße — sicher, so boten die Mittel aus den ERP-Coun-
terpart-Funds eine erste Möglichkeit, der südbadischen Industrie langfristige Kredite
zukommen zu lassen,34' wovon bereits von der ersten sogenannten trizonalen Tranche
(Dezember 1949) 9,65 Mio. DM auf die Industrie des Landes entfielen.3" Dies war umso
bedeutsamer, als das Land Baden infolge der eminent hohen Besatzungslasten, die noch
1949 nahezu 50% des gesamten Steueraufkommens verschlangen und eine immense
Verschuldung verursachten,3 ) bis dahin nicht in der Lage gewesen war, der Industrie mit
langfristigen Krediten unter die Arme zu greifen. Derartige Anstrengungen waren von
Seiten General Koenigs - in eindeutiger Benachteiligung gegenüber Württemberg-Ho-
henzollern übrigens - bis Januar 1950 verzögert worden.37.

Nach der Bildung der trizonalen Wirtschaftseinheit, dem Wegfall der diskriminierenden
Import-, Export- und Bewirtschaftungsverfahren in der französischen Zone hatte
auch das Land Baden teil an dem wirtschaftlichen Aufstieg der Westzonen, obgleich sich
für den Südwesten die spezifischen Probleme der westdeutschen Wirtschaft wie Kapitalmangel
, Engpässe in der Versorgung mit Rohstoffen usw. vielfach noch immer
schwieriger gestalteten als in der ehemaligen Bizone.

Anmerkungen

1) Statistisches Landesamt Baden: Statistische Mitteilungen für Baden, Jahresheft 1947, S. 1, und:
Stat. Landesamt Baden-Württemberg: Statistisches Handbuch Baden-Württemberg, Stuttgart
1955, S. 24

2) Statistisches Landesamt Baden. Jahresheft 1948, S. 11

3) Ebenda, S. 19

4) Staatsarchiv Freiburg: A2-52/675, Denkschrift des südbadischen Gewerkschaftsbundes zur
Demontage von Werkzeugmaschinen, vom 30.3.1947

5) Staatsarchiv Freiburg: Badisches Ministerium der Wirtschaft und Arbeit 573.3 betr. »Laufende
Zinsverpflichtungen aus Auslandsbeteiligungen«, vom 18.1.1949

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