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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 121
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0123
sen. Das war erst in der Hochphase des Absolutismus der Fall, einer Zeit, die bei uns das
17. Jh. war, also zusammenfällt mit dem 30jährigen Krieg und seinen Folgen und den
mehrfachen französischen Invasionen Ludwigs XIV. Eine Phase, die übrigens auch in
dieser Zeit der Gegenreformation an den Jesuiten-Universitäten wie Ingolstadt und
Graz, zeitweise auch Heidelberg, zu beobachten war.

Gliederung des Themas

Nach dem bisher Gesagten ist es notwendig, unser Thema in 7 Gruppen vorzustellen.
Die erste umfaßt die Geistlichen und Praeceptoren von Rötteln. Die Reihe der dortigen
Praeceptoren, der Lehrer an der Lateinschule, geht mit der Verlegung nach Lörrach in
deren Lörracher Reihe über. Ihr voraus geht die Reihe der Lörracher Geistlichen. Danach
folgen die Tüllinger Geistlichen, die Reihe der Lehrer der deutschen Schulen und
schließlich die der Oberbeamten der Verwaltung, deren Einstellung natürlich einen besonderen
Einfluß auf Leben und Verhalten der Bevölkerung gehabt hat, auch wenn dieser
Personenkreis über längere Zeit in Basel saß und seine Funktionen von dort aus wahrgenommen
hat. Die interessanteste Gruppe ist dann die der Studenten aus unseren drei
Orten, soweit sie nicht in den vorher genannten Reihen schon erschienen sind. In dieser
Reihe ist es leider oftmals der Fall, daß wir nicht wissen, was aus ihnen geworden ist. Als
Beamte konnten sie in den nördlichen Landesteilen verwendet werden. Als Juristen und
Mediziner traten sie oft in Dienste außer Landes, sei es in anderen Territorien, an Höfen
oder in kleineren oder größeren Reichsstädten. Voraussetzung, sie irgendwo wieder zu
finden, ist natürlich, daß sie die Studienzeit überhaupt überlebt und das Berufsalter erreicht
haben. Am besten dokumentiert sind - dank der Kirchenbücher - die evangelischen
Pfarrer seit der Reformation.

Bevölkernngsgeschichtliche Veränderungen

Für die Landesgeschichte wird hier, mit Einführung der Reformation 1556, nicht nur
bildungsgeschichtlich sondern auch bevölkerungsgeschichtlich ein Einschnitt sichtbar,
der auch reichsweit seine Folgen hatte. Wir können daran nicht vorbeigehen, ohne darauf
einzugehen, zumal diese Entwicklung auch im Kleinen, bei unserem Thema, sichtbar
wird. Die lutherische und zwingli'sche Reformation, so unterschiedlich wie ihre sozialen
und politischen Wurzeln3 sind, haben neben vielen geistlichen Grundvorstellungen
vor allem die Uberzeugung gemeinsam, daß der Mensch nur in seiner eigenen Sprache
auch geistlich leben kann, daß er des Gotteswortes in seiner eigenen Sprache bedarf und
daß der Mensch frei sein muß zu glauben allein aus dem Gotteswort, der Bibel. Diese
Glaubensfreiheit war nur dort möglich, wo entweder ein Herrscher über genügend
Macht verf ügte sie durchzusetzen oder wo bürgerliche Selbständigkeit dies durch Selbstregierung
vermochte, wie fast überall in den Reichsstädten. In Klein-Territorien führte
der Versuch, sie einzuführen, sehr oft, ja meistens, zu einem schrecklichen und unerbittlichen
Kleinkrieg, der so oder so nicht nur die Lebensgrundlagen der Bevölkerung beeinträchtigte
, sondern auch zu unersetzlichen Verlusten geistiger Kultur führten. Als Beispiel
sei die Grafschaft Wertheim genannt.4

Es ist keineswegs ein Zeichen von Unentschiedenheit oder Mutlosigkeit, wenn die
Markgrafen von Baden-Durlach sich und ihre Bevölkerung nicht in ein solches Abenteuer
stürzen wollten. Persönlich hatte sich der Markgraf Ernst längst entschieden. Sein
Hofprediger Truckenbrot war lutherischer Prädikant. Gegenüber seinen Gemeinden
war Ernst tolerant. Sittenlose Priester hat er, wo er konnte, entlassen, andererseits hat er,
wenn ein Priester im Einklang mit seiner Gemeinde ein ordentliches, wenn auch nicht
kanonisches Familienleben führte, nicht gezögert, seine Kinder zu legitimieren, um ihnen
sowohl das Erbrecht31 wie ein späteres Studium zu ermöglichen.

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