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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 147
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0149
Hansjakob im Markgräflerland

von Helmut Bender

Daß es in den jüngsten Jahren zu einer wahren Hansjakob-Renaissance kam, beweisen in
erster Linie Antiquariatserfahrungen. Kurioserweise hält die Nachfrage nicht nur in unserer
südwestdeutschen Ecke, sondern mehr oder weniger in der gesamten Bundesrepublik massiv
an. Vor allem werden die meist von Curt Liebich, vereinzelt auch von Wilhelm Hasemann
und Hugo Engl illustrierten Originalausgaben gesucht. Doch selbst Nachkriegsausgaben
sind oft vergriffen und erzielen sogar nach momentaner Verramschung erneut erstaunliche
Preise. Nach wie vor fehlt zudem eine (kritische) Gesamtausgabe. 1986 werden
die von der Gemeinde Haslach i. K. wahrgenommenen Rechte nach dem derzeit gültigen
Urhebergesetz frei, was sich dann tut, steht noch offen, und auch die Hansjakob-Gesellschaft
sieht dieser Tatsache mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen
(Nutzung bzw. Realisierung oder Mißbrauch?).

Die Frage, weshalb die Hansjakobschen Werke (weniger die religiösen und geschichtlichen
als die erzählerischen und Reisetagebuchschriften) so gesucht und gelesen sind, ist
nicht ohne weiteres eindeutig und erschöpfend zu beantworten. Gewiß spielt Nostalgisches
im besten und positiven Sinn des Begriffs mit herein. Volkskundliches ist heute
schon zur Dokumentation geworden. Die dauernde und oft kritische, ja überspitzte
Auseinandesetzung mit der damaligen Zeit und ihrem Zeitgeist läßt immer wieder aufhorchen
. Auch das Tagebuchhafte kommt dem heutigen Leser attraktiv entgegen. Sowohl
der grundsätzlich »republikanische« als auch der dann und wann keinesfalls vorurteilslos
katholische Standpunkt interessiert. Hansjakobs unentwegtes Thema Land und
Leute liest sich für den Einheimischen wie für den aufgeschlossenen Fremden mit Gewinn
.

In Wilpert-Gührings »Erstausgaben deutscher Dichtung« (Stuttgart 1967) finden sich
74 Nummern Hansjakobscher Erstveröffentlichungen. Das setzt 1867 mit den »Grafen
von Freiburg im Kampfe mit ihrer Stadt« ein und endet 1918 mit den aus dem Nachlaß
herausgegebenen Tagebuchblättern »Feierabend« (Hansjakob war 1916 verstorben).
Nach vorwiegend historischen Titeln (etwa über den Waldshuter Krieg und über die Salpeterer
) gibt es zunächst zeitgeschichtlich-politische und kulturpolitische Themen, oft
auch autobiographisch gesehen (so »Auf der Festung. Erinnerungen eines badischen
Strafgefangenen« oder »Im Gefängnisse. Neue Erinnerungen eines badischen Strafgefangenen
«). Zwischendurch (1874 bzw. 1877) die ersten Reisebücher (»In Frankreich«
und »In Italien«). Fernere persönliche Aufzeichnungen schließen an (»In der Residenz.
Erinnerungen eines badischen Landtagsabgeordneten« und »Aus meiner Jugendzeit«
sowie »Aus meiner Studienzeit«). Mit den »Wilden Kirschen« (1888) gelingt dem Erzähler
der Durchbruch, von den drei Bänden »Schneeballen« (1892-94) gefolgt. Dazwischen
erneut Historisches bzw. Lokalhistorisches und Theologisches, vorwiegend Predigten
und Vorträge. »Ausgewählte Schriften« erscheinen in acht Bänden 1895-96. Besonders
erfolgreich »Der Vogt auf Mühlstein. Erzählung aus dem Schwarzwald« in der Einzelausgabe
von 1895 (den »Schneeballen« entnommen). Danach eine stattliche Reihe weiterer
Erzählprosa, so »Bauernblut«, »Der Leutnant von Hasle« und »Der steinerne Mann
von Hasle«, »Waldleute« und »Erzbauern«, um nur die bedeutendsten zu nennen. Aufsehenerregend
die Erinnerungen »Aus kranken Tagen« (1895), in denen Hansjakob von
seinem freiwilligen Aufenthalt in der Illenau-Nervenheilanstalt berichtet (er hatte sich
wegen Depressionen und Schlaflosigkeit dorthin begeben). Mehr und mehr überwiegen
um und nach der Jahrhundertwende (oft weitschweifige) tagebuchartige Aufzeichnungen
, etwa »Abendläuten«, »In der Karthause«, »Stille Stunden«, »Allerseelentage« sowie
»Allerlei Leute und allerlei Gedanken«. Wertvoll aus dieser Zeit u. a. auch Kurzbeiträge
über Volkstrachten und Novellen ä la »Aus dem Leben eines Unglücklichen« und

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