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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 148
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0150
»Aus dem Leben eines Glücklichen« sowie »Kleine Geschichten« oder die Familienchronik
»Meine Madonna«. 1902 erschien der erste Band eines nachmalig fünfbändigen
Reisetagebuchs: »Letzte Fahrten. Erinnerungen«, gefolgt von »Verlassene Wege« (im
selben Jahr), »Sommerfahrten« (1904), »Alpenrosen mit Dornen« (1905 von Liebich illustriert
) und »Sonnige Tage« (1906), in einer Volksausgabe 1908-09 zusammengefaßt.
Freilich hatte Hansjakob bereits in den beiden Bänden »Dürre Blätter« (1889-90) vereinzelt
kleinere Reisen vorab im süddeutschen Raum aufgezeichnet. Doch sein Bestes gab er
diesbezüglich gewiß in jenen 1902-06 herausgegebenen Tagebuchblättern bzw. Reiseerinnerungen
.

Wie hat man Hansjakob zu apostrophieren? Katholischer Geistlicher, Volks- und
Reiseschriftsteller, zeitweilig auch politisch tätig. Im Geistlichen und Volksschriftsteller
mag das theologisch-religiöse Engagement mit enthalten sein, im Reiseschriftsteller mitunter
auch das Historische. Freilich besitzen die eigentlich geschichtlichen Werke darüber
hinaus einen eigenen Stellenwert (etwa auch »Heriman, der Lahme von der Reichenau
« oder »Der schwarze Berthold, der Erfinder des Schießpulvers und der Feuerwaffen
«), ähnliches gilt für Topographisch-Monographisches (etwa »St. Martin zu Freiburg
als Kloster und Pfarrei« und »Mein Grab«). An seiner Vita lassen sich mühelos die jeweiligen
Themen mitablesen: der 1837 in Haslach im Kinzigtal Geborene begeistert sich als
Schüler für die 48/49er Revolution, er besucht das Rastatter Gymnasium, anschließend
das Freiburger Konvikt und das Seminar in St. Peter, wird 1863 zum Priester geweiht
und unterzieht sich noch im selben Jahr einem philologischen Staatsexamen in Karlsruhe
, tritt eine Lehrerstelle am Donaueschinger Gymnasium an und wird im Frühjahr 1865
als Vorstand der höheren Bürgerschule nach Waldshut versetzt. Nachträgliche Promotion
mit der Schrift »Die Grafen von Freiburg...« (Tübingen 1867). Nach Zwistigkeiten
mit dem liberalen Ministerium Jolly als Vorstand abgesetzt, entsagt er dem Staatsdienst,
betätigt sich politisch (mehrfach in Haft), wird 1869 Pfarrer in Hagnau am Bodensee,
gründet dort 1881 die erste badische Winzergenossenschaft (Winzerverein), wird 1871
von den Kinzigtäler Bauern in den Landtag gewählt, absolviert in den folgenden Jahren
Reisen nach Frankreich und Italien, fällt 1877 als Reichstagskandidat durch, beendet
1878 seine politische Tätigkeit, reist im folgenden Jahre nach den Niederlanden (»In den
Niederlanden«, 1881) und tritt 1884 seine Stelle als Pfarrherr von St. Martin in Freiburg
an. 1897 übersiedelt er zeitweilig nach der nahe der Stadt gelegenen Kartause, um hier in
Muße seinen schriftstellerischen Arbeiten nachzugehen. In Hofstetten über Haslach
wird 1903 seine Grabkapelle eingeweiht (darüber »Mein Grab. Gedanken und Erinnerungen
«, 1905). 1913 schließlich hält er in seinem eigens erbauten »Freihof« in der Heimatgemeinde
Einzug, am 23. Juni stirbt er dort und wird in Hofstetten beigesetzt.

Weitere »kleinere« Reisen hat Hansjakob vor allem im ersten Jahrzehnt des neuen
Jahrhunderts unternommen. Das oben erwähnte fünfbändige Reisewerk gibt darüber
Auskunft und Rechenschaft. Uns interessiert im Zusammenhang mit dem badischen
Oberland, dem er bis dahin weitgehend fremd gegenüberstand, der Band »Alpenrosen
mit Dornen«. Freilich ist unsere Gegend für ihn in gewisser Weise nur ein Transit, doch
hat er sich sowohl auf der Schweizer An- wie Rückreise durchaus mit seiner Route auseinandergesetzt
. Im Vorwort dazu berichtet er in heiterer Weise davon, wie er sich durch
eine Schweizer Sommerfahrt an dem strengen Winter 1903/04 »rächen« wollte: »So kam
ich auf den Gedanken... eine Rachefahrt zu machen...«.

Am 17. Juni 1904 startet er nach intensiven Vorbereitungen in eigener Chaise: »Ich
wollte bis Basel den Weg über die mir bisher unbekannte alte Rheinstraße nehmen...«.
Über St. Georgen erreicht er Tiengen und Munzingen, in Feldkirch gedenkt er der Freiherren
von Wessenberg und inszeniert in diesem Zusammenhang einen mehrseitigen
»Schlenkerer« (so bezeichnete er selbst längere historische, kulturhistorische oder auch
persönliche Abschweifungen und Auslassungen innerhalb seiner Erinnerungen bzw.
Reisetagebücher). Toleranz gibt sich hier in für einen katholischen Geistlichen durchaus
bemerkenswerter Weise: »Ich bin sicher kein begeisterter Anhänger der heutigen Rich-

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