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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 162
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0164
Der gesamte Befund weist deutlich auf einen frühmittelalterlichen Kirchenbau hin - einen
Kirchenbau, der älter als die gefundene Steinkirche ist. Im Bereich der ergrabenen
Kirche konnten aber keine Spuren dieser ersten Kirche festgestellt werden. Da an der
Südseite der Kirche bereits Grubenhäuser beobachtet wurden, muß diese erste Müllhei-
mer Kirche auf der Nordseite, außerhalb des Grabungsgebietes gesucht werden.

Die Schenkung von Müllheimer Gütern Karls III. an eine Beretheida 87719) zeigt, daß
hier Königsgut lag. Daher ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sich das römische Ruinenareal
auch schon in fränkischer Zeit in Königsbesitz befand.

Da der Hl. Martin von Tours der Nationalheilige der Franken war, wurde er vorzugsweise
als Patron für deren Kirchen gewählt.

Es ist also anzunehmen, daß ein fränkischer Lehensmann das ehemalige ruinöse römische
Gut, das in die Hand des Fiskus übergegangen war, zur Festigung der fränkischen
Herrschaft erhalten hat und dort einen Hof oder eine kleine Ortschaft mit einer Eigenkirche
erbaut hat. Wie diese erste Müllheimer Kirche, in der der Stifter in dem freistehenden
Sarkophag bestattet wurde, ausgesehen hat, ob es eine Holz- oder Steinkirche war,
wissen wir nicht. Der Fund des Sarkophages wie auch die frühe Nennung des Ortes
75g-0) _ 12 Jahre nach dem Strafgericht von Cannstatt - zeigen, welche herausragende
Bedeutung die Bestatteten wie auch Müllheim und die Martinskirche im 8. Jahrhundert
gehabt haben müssen.

Die mittelalterliche Kirche (Phase lila)

Der erste erfaßte Kirchenbau konnte bis auf die Südmauer, die beim Bau der nachmittelalterlichen
Kirche abgetragen und bis in die untersten Fundamentlagen ausgesteint
wurde, vollständig ergraben werden. Es handelt sich um einen knapp 16 m langen und
7,60 m breiten, geosteten Saal mit halbrunder, um Mauerstärke eingezogener Apsis (Innenmaße
). Zählt man zu den angegebenen Innenmaßen die Mauerstärken hinzu, so erhält
man ein Außenmaß von annähernd 18,60 m auf 9,40 m, wobei in Anbetracht der variierenden
Mauerstärken von einem einfachen Verhältnis von 1:2 sprechen kann. (18,82
m auf 9,41 m entspräche einem Verhältnis von 64 zu 32 karolingischen Fuß.)

Der Fußboden des Kirchenraumes war ein brauner, fetter, gestampfter Lehm, der
stellenweise durch Brand gerötet war. Eine Schranke, die bis in eine Höhe von 0,58 m
über dem Lehmboden erhalten war, trennte das Kirchenschiff quer in einen Altarbereich
und einen Bereich für die Gemeinde. Auffallend ist hier das genaue Maß von 9 karolingischen
Fuß für den Altarraum.

t

Abb. 7: Grundriß der ersten

-MÄ mittelalterlichen Kirche,

Phase lila

162


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