Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 175
(PDF, 41 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0177
Grabsteine so weit eingesunken seien, daß der Weg zur Kommunion für die Gemeinde
äußerst beschwerlich geworden war.63)

Dieser heute bestehende Kirchenbau ist durch den Fenstersturz an der nördlichen
Westfassade in das Jahr 1610 datiert. Die in der Baugrube des Baues gefundene Keramik
bestätigt diese Datierung. Damit gehört die Müllheimer Martinskirche zu den frühesten
evangelischen Pfarrkirchen Deutschlands.

In den reformierten Gebieten setzten die Neubauten von Pfarrkirchen erst im letzten
Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts ein6"1 . Was den Baukörper betrifft, entwickelte sich kein
neuer Stil. Nahtlos setzten sich die Bauten der Spätgotik der katholischen Kirchen fort.
Hier ist festzustellen, daß fast ausschließlich der Typus des längsrechteckigen Saales mit
3/8-Chor in Breite des Kirchenschiffes zur Ausführung gelangte. Gerade diese Form
entsprach auch den Baugewohnheiten des südlichen Breisgaues in spätgotischer Zeit.65^
Von großen Fenstern durchbrochen, ergab dieser Tvpus einen weiten, hellen und klaren
Raum, der der protestantischen Auffassung des Kirchenraumes als Predigtsaal entsprach
. In der evangelischen Predigtkirche hat der Chor nichtmehr die liturgische Bedeutung
wie in der katholischen Kirche, wo im Chor die Wandlung vollzogen wird und
deshalb der Chor räumlich und optisch von dem Laienraum abgesetzt wird. Bis zum Ende
des 17. Jahrhunderts hielt man an diesem spätgotischen Typus fest.66' Erst gegen Ende
des 30-jährigen Krieges entwickelten sich neue Bauformen im Sinn der Renaissance.''
Im Innern des spätmittelalterlichen Baukörpers entstehen jedoch neue, protestantische
Elemente, so die Empore. Die wichtigste Neuerung gegenüber den katholischen Kirchen
war, daß jedes Gemeindemitglied an den Gottesdiensten teilnehmen und einen
Sitzplatz haben sollte. Um den dadurch entstandenen großen Platzbedarf in der Kirche
zu decken, war die Erstellung von Emporen die einfachste Lösung.

175


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0177