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Und dann die Sehnsucht nach dem wahren »Glück?«:
Näume lit e Glück verborge,
weisch nit wo, so süech der's halt!
Menggmol mueß me's jo au borge,
un me bruuchts , solang' eim gfallt.
Dazwischen Besinnliches, nach außen hin real genug profiliert:
Der Mo isch rund un ohni Hof.
Er wanderet ganz still dur d' Nacht,
goht stet sy's Wegs, gährt nie kei Schlof
un luegt of syni Wulcheschof,
öb keis z' geeche Gumper macht.
(Erste Strophe »In der Vollmo-Nacht«)
Erneut Personifizierung, doch keineswegs unbeholfen naiv gesagt. Erdverbunden
auch, ohne den Beigeschmack von Blut und Boden und dergleichen:
Im Talgrund lit e Buurehof '
nooch amme flinke Bach sym Gschweid.
E Stall voll Vieh mit Chüeh und Schof
isch in de Matte-n uf der Weid.
's Huus het sy Dach as wie ne Helm
tief über d' Stirni abezoge:
Der Wind un d' Chälti sin halt Schelm,
do schüücht me's z'ruck im wite Boge.
(»E Buurehof im Schwarzwald«)
Ein Rückbesinnen auf Herkunft kann hier nicht fehlen:
An de Sache isch sie ghange,
wie's eim 's Lebe git un gunnt.
Gern in d' Rebe isch sie gange,
Herbsteri uf eignem Grund.
D' Hörnerchappe tuet's no trage!
Z' Basel über d' Wettsteibruck
goht's drin no in alte Tage
ufrecht, stet ohni Zuck.
(»Myni Markgräfler Ähni«)
Hubert Baum, selbst in alemannischen Mundartversen wohlbewandert, hat anläßlich
seiner Betrachtung »ihrer Glockengedichte« (»Hedwig Salm zum 75. Geburtstag...« in
»Badische Heimat - Badische Köpfe«, Sept. 1964) die Musikalität ihrer Sprache besonders
hervorgehoben, er spricht in diesem Zusammenhang von der »breiten, singenden
und wohltönenden Sprache des Alemannischen«, betont aber auch das »intuitive Fühlen
« der Dichterin sowie deren Symbolbereitschaft und -fähigkeit. Dennoch vermag sie
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