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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 198
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0200
Frühjahrstagung in Basel am 16. Mai 1982

von Willy Oser

Die Vielzahl der Teilnehmer an der Frühjahrsexkursion, deren Ziel die Basler Altstadt
war, deutete wohl nur an, welches Interesse solche Veranstaltungen noch immer in der
geschichtsfreudigen Bevölkerung finden. Unter den weit über hundert Mitgliedern und
Gästen befanden sich auch Basler, die sich gern noch einmal in die Geschichte ihrer schönen
Hochrheinmetropole einführen ließen, die geradezu einen nie auszuschöpfenden
Fundus historischer Vorgänge stellt.

Das Verdienst, daß die Führung durch Basels Altstadt einen gründlichen Einblick in
das Wachsen und Werden dieses überaus reichen Gemeinwesens weit mehr wurde als
nur das Erfassen optischer Eindrücke, fällt den Mitgliedern Dr. Erdin, Dr. Keller und
Dr. Richter zu, die sich als herausragende Kenner der historischen Vorgänge erwiesen.
Am Totentanz bei der alten Predigerkirche hatte der Vorsitzende Christian Martin Vortisch
die vielen Exkursionsteilnehmer begrüßt und in kurzen Darstellungen auf die einzelnen
Objekte verwiesen, die in das Besichtigungsprogramm aufgenommen worden
waren, wobei es dem Wunsch des Einzelnen überlassen blieb, sich an der für ihn interessantesten
Führung zu beteiligen.

Was aber unsichtbar mitlief oder im Verlauf der historischen Schilderungen durchbrach
war die geistige Potenz dieser Stadt am Rheinknie, die von der Frühzeit über das
Mittelalter bis in die Gegenwart Drehscheibe geschichtlicher Ereignisse blieb und schon
im 15. Jahrhundert, zur Zeit der Fugger, die Städte Frankfurt, Straßburg und Augsburg
mit 20000 Bewohnern zahlenmäßig übertraf .

Jene Zeit schuf auch die herrliche Innenstadt, aus der sich die enorme geistige Ausstrahlung
entfaltete, als die Holbein ihre Bilder malten, Erasmus von Rotterdam der humanistischen
Lehre ihre Basis gab und Froben - ein Nachfolger Johann Gutenbergs -
hier die ersten Bücher druckte, während Paracelsus eine neue medizinische Anschauung
entstehen ließ, die ihn allerdings später zur Flucht zwang. Im vorigen Jahrhundert waren
es die Philosophen Nietzsche, Jacob Burckhardt, Bachofen und Overbeck, die mit dem
Maler Böcklin und vielen anderen die geistige Strömung Basels erneuerten, während in
jüngster Zeit Karl Jaspers das philosophische Weltbild erweiterte, die Stadt selbst aber
die besondere Atmosphäre lebendigen Bürgertums erhielt. Bewußt waren bei der Besichtigung
bekannte Objekte wie das Münster und das Rathaus ausgeklammert worden.
Dafür waren Tagesziele das wohlerhaltene Geburtshaus Johann Peter Hebels am Totentanz
, dessen Geburtstag in jenen Tagen in Basel und im Wiesental feierlich begangen
wurde, der Erlacher Hof, den sich ein Heerführer Bernhards von Weimar nach dem
Dreißigjährigen Krieg als Ruhesitz gebaut hatte. Hier weilte auch Goethe während einer
Schweizer Reise. Imponierend wirkte auch die prächtige Fassade des Formonter Hofes
in einer kostbaren klassizistischen Gestaltung, während der Markgräfler Hof an die unruhigen
Kriegszeiten des 18. Jahrhunderts erinnert und als Residenz eines ausländischen
Fürsten für Basel eine Kuriosität darstellt. Zu den glanzvollsten Bauten der Stadt zählt
auch das Wildt'sche Haus am Petersplatz, ein Pendant zu dem weit älteren »Schönen
Haus« am Nadelberg, einst Sitz der im nahen Herten beheimateten Ritter von Hertenberg
.

Der Rundgang wurde nach dem Mittagessen in dem herrlichen Meriansaal des Cafe
Spitz am Rheinufer mit dem Besuch der auf einem Hügelsporn gelegenen Leonhardskirche
fortgesetzt, die, einst zu einem Augustiner-Chorherrenstift gehörend, heute noch
kostbare Glasmalereien und Bilder von Konrad Witz birgt und eine der letzten Silbermann
-Orgeln besitzt. Ein weltliches Chorherrenstift war auch die Peterskirche, deren
Ursprünge sich in der Geschichte verlieren, während der Spießhof mit seinen gotischen
Bauformen und seinen malerischen Voluten über den Heuberg, vorbei am Stadthaus

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