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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 010
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III. Bevölkerungsentwicklung im Kreis Lörrach

1) In seinem Buch »Lörrach - Geographie einer Grenzstadt« stellt Wolf Kirchberg u. a.
folgendes zur Herkunft, Struktur und der Verteilung der Bevölkerung in Lörrach fest
(S. Iii.):

Die Beobachtung der Bevölkerungsbewegung eines Ortes über einen längeren
Zeitraum hinweg kann den Grad der Bedeutung erkennen lassen, den politische und
wirtschaftliche Ereignisse für die Entwicklung des Ortes erlangten. In Vorkenntnis
der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung war für Lörrach von vornherein zu
erwarten, daß die Kurve der Bevölkerungsbewegung ein sehr präzises Spiegelbild der
für die Stadtentwicklung entscheidenden Ereignisse ergeben mußte.

Die frühesten uns überlieferten Einwohnerzahlen reichen nicht über den 30jähri-
gen Krieg zurück, doch dürfen wir annehmen, daß Lörrach vor diesem Zeitpunkt auf
keinen Fall mehr als 1000 Einwohner hatte. Wenn wir auch über frühe Zuwanderungen
und deren evtl. Einfluß nichts Genaueres aussagen können, so wissen wir doch
aus Parallelentwicklungen einiger Nachbardörfer, daß durch die Kriegs- und Pestzeiten
des 16. und 17. Jahrhunderts eher mit einem allgemeinen Rückgang der Einwohnerzahl
in diesem Zeitraum zu rechnen ist. Der Ansatz der Lörracher Einwohnerkurve
zeigt jedenfalls noch bis 1710 diese Tendenz, die auch noch nicht einmal durch das
erste große politische Ereignis der Stadterhebung von 1682 durchbrochen wird. Erst
am Ende des Spanischen Erbfolgekriegs, auf den eine längere Friedensperiode folgt,
können wir ein deutliches Ansteigen der Kurve bis zum Jahre 1756 feststellen, nachdem
der Ort um 1740 zum ersten Male die Schwelle der 1000 Einwohner überschritten
hat. Der erste Industrieansatz in Lörrach, aus dem die heutige Manufaktur Köch-
lin, Baumgartner & Cie. hervorging, fällt mit dem Zeitpunkt der Bestätigung der
Stadtrechte von 1756 zusammen und bestärkt die stetige Aufwärtsbewegung. Auch
die für Lörrachs Entwicklung entscheidendste Spanne zwischen 1830 und 1870 tritt
deutlich hervor. In diesem Zeitraum finden nach dem Beitritt Badens zum Deutschen
Zollverein die wichtigsten Schweizer Neugründungen in Lörrach statt und erzeugen
rückwirkend eine starke Zuwanderungsbewegung nach Lörrach. Die Kurve richtet
sich daher aus dem bisherigen Verlauf in der Horizontalen in die Vertikale auf und erreicht
im Jahre 1940 mit etwa 21.000 Einwohnern ihren ersten Gipfelpunkt. 1200
Einwohner gehen der Stadt durch die Ereignisse und Folgen des Krieges verloren,
doch der neue Bevölkerungszustrom bringt schnellen Ausgleich und bewirkt zusammen
mit den unvermindert andauernden Arbeiterzuwanderungen den steilen Aufstieg
der Einwohnerzahl bis heute (Ende 1957 ca. 30.000 Einwohner).

Wir haben jetzt die Frage nach der Herkunft des Bevölkerungszustroms nach Lörrach
zu beantworten, nachdem uns die starke Industrialisierung der Stadt im Laufe
des 19. Jahrhunderts als auslösende Ursache bekannt ist. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
war die Bevölkerung im Wiesental ziemlich gleichmäßig auf Stadt und Land
verteilt. Zwischen Dorf und Stadt bestanden keine großen wirtschaftlichen Unterschiede
. Hier wie dort wurde Landwirtschaft und ländliches Gewerbe betrieben.
Dieses ausgewogene Verhältnis wurde durch den Eintritt der Industrie gestört. Von
ihren Ansatzpunkten ging eine starke Sogwirkung aus, die zu großen Verlagerungen
innerhalb der bisherigen Verteilung führte. Erfaßt wurden zuerst solche Bevölkerungsschichten
, die in den Fabriklöhnen eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage
sahen. Das waren vor allem die Kleinbauern von den Südhängen des Schwarzwaldes
, vom Dinkelberg und Hotzenwald, die wegen der ungünstigen natürlichen Bedingungen
in diesen Gebieten die mühselige und kümmerlich ernährende Landarbeit
aufgaben und in die Industriegemeinden des unteren Tales zogen. Dazu kamen infolge
des Niederganges der alten Heimindustrie zahlreiche Menschen aus den Berggemeinden
des oberen Wiesentales, denen diese Beschäftigung bisher Lebensgrundlage
gewesen war. So kam es zu einer Bevölkerungskonzentration in den Industriege-

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