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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 6
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0008
oberflächliche Betrachtung angesichts der Tatsache, daß am Ende des 18. und in der 1.
Hälfte des 19. Jh. die von Isaac Iselin, dem Basler Ratschreiber und großen Philanthropen
, gegründete »Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen«, heute
allgemein bekannt unter der Abkürzung GGG, eine, im Denken der Basler Öffentlichkeit
und ihrer führenden Schichten, man kann schon sagen: richtungweisende, ja geradezu
beherrschende Stellung eingenommen hat. Der Wirksamkeit dieser Gesellschaft wird
hier ein eigenes Kapitel gewidmet sein. Viele ihrer Mitglieder folgen ihren Ideen bei zahlreichen
eigenen Unternehmen. Wir finden bei ihnen eine Reihe sozialer Gedanken verwirklicht
, die für jene Zeit neu sind, und dies trifft auch im Zusammenhang mit dem Arbeiterwohnungsbau
in Lörrach zu.

Ähnliches gilt, wie wir sehen werden, auch für Mülhausen.

2.1 Theoretische Vorarbeiten in Basel

Es gibt einige wenige Basler Publikationen aus den Jahren 1853 - 1883, die sich mit
dieser Frage zuerst theoretisch, später auch praktisch anhand der gemachten Erfahrungen
beschäftigen. Träger der Idee und ihrer Verbreitung für Basel war eben die »Gesellschaft
zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen« in Basel. 1844 bildete diese Gesellschaft
eine »Kommission für Fabrikarbeiterverhältnisse«. Von dieser wurde im Oktober
1851 ein Preisausschreiben veranstaltet mit dem Ziel, Pläne für Wohnungen für
Arbeiterfamilien zu erhalten, die einerseits preiswert auszuführen sein sollten, andererseits
aber einer Reihe von Forderungen baulicher, technischer und hygienischer Natur
genügen mußten. Uber das Ergebnis des Preisausschreibens, insbesondere die beiden
preisgekrönten Arbeiten, hat 1853 J. Balmer in seiner Schrift »Uber Arbeiterwohnungen
in und um Basel«2' berichtet. Den ersten Preis des Wettbewerbs erhielten die Architekten
Gebr. Zschokke in Aarau, den 2. Preis die Architekten Burckhardt und Bernoulli-
Oswald^' in Basel. Lobend erwähnt waren die Entwürfe von Architekt Häbler aus Bern
und eines Architekten Sartorius, über den weitere Angaben fehlen.

Der Zweck des Wettbewerbs war nach dem Vorwort, ein Bauprogramm zu gewinnen,
das »außer den passenden Räumlichkeiten für die einzelnen Familien möglichste Trennung
der Wohnungen, und solche Anforderungen für dieselben (bringe), daß sie der Gesundheit
und der Entwicklung des häuslichen Sinnes der Bewohner günstig seien, (und)
daß zugleich der Kostenpreis der Wohnungen den Verhältnissen der Arbeiterklassen angemessen
sich zeige.«

Das Motiv, hieß es, sei die Erkenntnis der sozialen und familiären Bedeutung geordneter
Wohnverhältnisse und Wohnmöglichkeiten: »Angetrieben von warmer Nächstenliebe
, vereinigten sich in neuester Zeit in den verschiedensten Gegenden Europas, namentlich
in großen Städten, Männer, denen das Wohl ihrer Nebenmenschen am Herzen
lag: um auch den unbemitteltem Klassen zur Verbesserung ihrer Wohnungsverhältnisse
hülfreiche Hand zu bieten. Es bildeten sich Vereine . . .«

Bei der Beschreibung bestehender Mängel relativ billiger und von Arbeiterfamilien bewohnter
Häuser und Wohnungen wurde auf die Enge, unzweckmäßige Grundrisse,
Kälte, Feuchtigkeit oder fehlende Lüftungsmöglichkeiten und mangelhafte Belichtung
hingewiesen. »Gar manche der Vermiether knüpfen an ihre Logis die unfreundliche Bedingung
: an Leute ohne Kinder«. Hier wurde auch nicht versäumt, auf ein abscheuliches
Beispiel in Kleinbasel hinzuweisen. Es wurde auf die Forderungen erfahrener Ärzte Bezug
genommen, die die gesundheitlichen Anforderungen an das Wohnungswesen betonten
. »Es ist eine Tatsache, daß in ganzen Gassen, selbst in einer Hauptstraße hiesiger
Stadt die Abtritte gänzlich fehlen«. Als besonders zu vermeidende Mängel waren genannt
: zuviele gemeinsam zu benützende Einrichtungen wie Toiletten, Keller, Holzplätze
, Dachböden usw., da sie Ursachen ständiger Reibereien zwischen Mietparteien seien.
Deshalb sollte man sich auf möglichst wenige solcher gemeinschaftlicher Einrichtungen
beschränken.

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