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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 8
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0010
warte größere Berufstreue und geistig-sittlich und gesundheitlich gefestigte Arbeitskräfte
. Andererseits wäre es »eine grobe Verkennung des edeln Sinnes, der den hiesigen Handelsstand
beseelt, wenn man an seiner Bereitwilligkeit, zum Guten willige und hülfreiche
Hand zu bieten, zweifelte«.

J. Balmer hob hervor, daß in den Fällen eigens gegründeter Gesellschaften als Bauträger
von Seiten der Städte oder des Staates manche Vergünstigungen zu erwarten seien,
die dem Einzelnen nicht gewährt werden könnten. In Frage kämen dafür Erschließungsanlagen
beim Bau kolonieartiger Siedlungen, wie die Überlassung von Brunnen, Straßenbeleuchtung
, teilweiser oder gänzlicher Erlaß von Grundsteuern u. ä. Ganz besonders
sei es der Besitzerwerb, welcher durch eine Gesellschaft leichter angebahnt und geleitet
werden könne. »Die Erfüllung der Voraussetzung eines niedrigen Zinsfusses für
das Baukapital (zur Erleichterung der Amortisation, d. Verf.) können wir getrost von
dem gemeinnützigen Sinne der hiesigen Kapitalisten erwarten«.

Balmer nannte als günstige Amortisationsdauer 25 Jahre bei einer Jahresmiete von
6V2 % des eingesetzten Kapitals einschließlich seiner Verzinsung. Wir können uns hier
die Schilderung der Ergebnisse des Wettbewerbs sparen. Balmer erörtert sie ausführlich.
Wesentlich ist, daß die Preisträger, die Architekten Zschokke in Aarau, einen etwas größeren
Grundriß vorschlugen, als die Bedingungen vorgesehen hatten, nämlich:

Wohnzimmer mit 168 Quadr. Fuß = 15,1 qm

Schlafzimmer mit 108 Quadr. Fuß = 9,7 qm

Küchen mit 81 Quadr. Fuß = 7,3 qm

Die Kosten eines solchen steinernen Doppelhauses errechneten sie mit Fr. 4'074 (Aarauer
Preise). Wesentlich teurer waren die anderen Projekte.

2.2 Beriebt über ausgeführte Bauten

Der gleiche Verfasser, inzwischen Dr. J. Balmer-Rinck, brachte im Auftrag wiederum
der GGG im Jahr 1883 eine Schrift über inzwischen ausgeführte Projekte heraus4^. Darin
sind 22 Grundrisse wiedergegeben und erläutert. Vertreten sind dabei die beiden Typen
»Einfache Reihenhäuser« bzw. Doppelreihenhäuser und »Kosthäuser«, also Wohnblocks
. Es handelt sich um mehrere Grundrisse von schweizerischen und süddeutschen
Bauten und um eine Berliner Blockbauweise von 1851, die durch die »Berliner Gemeinnützige
Baugesellschaft« von 1848 (man beachte diese Jahreszahl!) errichtet worden war.
Wichtig für unser Thema ist, daß die Vorbilder für die ersten Lörracher Arbeiterfamilienhäuser
von 1864 in Mülhausen in den Jahren 1853, 1854 ff. von der »Societe des cites
ouverieres« gebaut worden sind. Geplant und wohl auch gebaut wurden sie vom Architekten
Emile Müller. Die jüngste Variante, nach den Erfahrungen mit den ersten Bauserien
etwas verändert und unterkellert, wurde offensichtlich mit ganz geringfügigen Änderungen
in Lörrach übernommen. Die Wiedergabe des Lörracher Grundrisses nennt
freilich keinen Architekten, sondern als Bauherrn »Hr. Imbach, seit 1857«. Unter diesen
Umständen sollten wir auch einen Blick auf die Verhältnisse in Mülhausen werfen.

2.3 Industrialisierung und Arbeiterwohnungsbau in Mülhausen.3^

In der Zeit zwischen 1746 und 1792 sind in Mülhausen 135 Fabriken gegründet worden
, von denen freilich 54 bis 1798 wieder verschwanden, weil sie entweder technisch
oder finanziell der Konkurrenz nicht gewachsen waren. Es waren ausschließlich Textilbetriebe
, die Stoffdruckereien natürlich eingeschlossen. Gerade letztere waren gegenüber
dem alten Zunftgewerbe der Färber dadurch im Vorteil, daß sie keiner die Produktion
reglementierenden Zunftordnung unterlagen. Mülhausen gehörte damals als »zugewandter
Ort« bis 1798 zur schweizerischen Eidgenossenschaft, war aber wegen der wirtschaftlichen
Erdrosselung durch das französische Umland in diesem Jahr zum Anschluß
an Frankreich gezwungen.

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