http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0030
oder 5 fl.) Je einmal kamen auch 8 und 10 fl. als Zahltagsrate vor. Wie die Raten verrechnet
wurden, ist auch beschrieben:
»An jedem Zahltag wird dem Käufer ein Betrag von ... vom Lohn abgezogen und auf
Kosten des Käufers dem Verkäufer gutgeschrieben. Am Ende eines jeden Jahres werden
die Zahlungen zusammengestellt und dem Käufer gutgeschrieben und was die
Zinsschuld des Jahres übersteigt, am Kaufschilling selbst abgeschrieben, welches in einem
besonderen Büchlein geschieht.«
Die Höhe der Anzahlungen dieser frühen Jahre ist besonders bemerkenswert. Natürlich
kann es sein, daß die Betreffenden als Erben über ein gewisses Kapital verfügten oder
aus einer Abfindung, wenn sie vom Hofe gingen.
Man muß aber auch daran denken, daß seit fast 30 Jahren schon die Lörracher Sparkasse
bestand, für die gerade die leitenden Herren (und die Frauen) von Koechlin mit Nachdruck
geworben haben dürften. Nur, nachweisen läßt sich diese Auswirkung der Tätigkeit
der Sparkasse leider nicht mehr.
(Vgl. den folgenden Beitrag über die Sparkassengründungen)
3.2 Die Entwicklung der Tuchfabrik.
3.21 Offene Handelsgesellschaft vom Hove & comp.
Als zweite der heute noch bestehenden Industriefirmen entstand die heutige Tuchfabrik
AG. Sie wurde 1838 von Friedrich vom Hove aus Hückeswagen/Rhld., in Basel
niedergelassen und verheiratet, begründet. Schon 1835 war vom Hove bei der Gründung
der Brombacher Tuchfabrik beteiligt, deren Firma jedoch bald wieder aufgelöst wurde.
Das Original der Staatsgenehmigung für den Lörracher Betrieb vom 4.9.1838 mit der
Unterschrift des Innenministers und bedeutenden badischen Staatsmannes jener Zeit,
Nebenius, befindet sich im Archiv der Firma. Vom Hove's Teilhaber wurde Jakob Ho-
fer-Petri von Basel, mit dem er verschwägert war, und später dessen Sohn Rudolf Hofer-
Vortisch. Dieser trat 1856 wieder aus. Von da an war vom Hove alleiniger Inhaber.
Er begann mit der Erzeugung von wollenen und halbwollenen Tuchen, letztere unter
dem Namen »Lörracher Halblein«.19) Man arbeitete am Anfang noch auf Handwebstühlen
, z.T. in der Fabrik, z.T. in Heimarbeit »auf den umliegenden Ortschaften«. Die
Garne wurden selbst hergestellt, zuerst handgesponnen, später auf halbmechanischem
Wege mit selbsttätigem Auszug des Vorgespinsts. Diese Vorspinnmaschine hieß »Mul-
Jenny«. Als Endprodukte werden später noch genannt: Cassinets, Cuir (eine Art Ledertuch
), Halbtuche und glatte und bedruckte Halblein. Außerdem lieferte der Betrieb einen
Teil seiner Garne in den Kanton Aargau. Die Entwicklung des Unternehmens ist aus
den Beschäftigtenzahlen zu ersehen:
m
w
Ki
zus.
1840/41
15
13
10
38
1849
36
24
60
120
1852
45
19
45
109
1862
50
1866
220
1869
90
Nach dem frühen Tod von vom Hove's einzigem Sohn suchte er einen Käufer in Basel
und glaubte, ihn im Architekten Gustav Bernoulli-Oswald3) gefunden zu haben. Da der
Ubernahmepreis jedoch nur zu einem Teil bezahlt werden konnte, behielt sich vom Hove
die vollen Pfandrechte für das Objekt samt Einrichtung vor. Dem Kaufvertrag sind
einige interessante Details hinsichtlich des Umfangs und der Einrichtung des damaligen
2S
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