Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 37
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0039
3.3 Fr. Vogelbach & Co. (Jakob Großmann & Söhne).

1847 wurde die erste Baumwollspinnerei in Lörrach von Zimmermeister Friedrich
Staub errichtet. Er hatte sie neben seiner Zimmerei am Teich »nördlich der Stadt« erbaut.
Um die Anlaufzeit zu überstehen, die in die Krisenzeit der Jahre 1848/49 fiel, fehlte ihm
anscheinend die genügende Kapitaldecke, der lange Atem. Er hatte nicht das Glück, einen
geeigneten Kapitalgeber zu finden. Das könnte wiederum damit zusammenhängen,
daß die kaufmännische Leitung des Betriebes nicht das nötige Vertrauen fand. 1850 verkaufte
Staub die Spinnerei an die Fa. Jakob Großmann & Söhne, die bereits in Brombach
und Wieslet Baumwollwebereien errichtet hatte. Jakob Großmann und seine Söhne
stammten von Aarburg/Kt. Aarau. Sie richteten den Lörracher Betrieb zunächst zweistufig
ein, gaben aber bald die Weberei zugunsten der Vergrößerung der Spinnerei wieder
auf. In der Baumwollkrise von 1866/67 kam die Firma in Schwierigkeiten und liquidierte
. Ihr ging es wie zahlreichen anderen Betrieben der Baum Wollindustrie in Europa.
Sie hatten sich nach Baumwollmißernten in Nordamerika während des amerikanischen
Bürgerkrieges zu immer höheren Preisen mit Rohbaumwolle eingedeckt, in der Erwartung
, daß die Versorgung mit diesem Rohstoff nach Aufhebung der Sklaverei in den Südstaaten
stark eingeschränkt würde. Entgegen allen Erwartungen trat nichts dergleichen
ein, im Gegenteil, die Erfindung geeigneter Maschinen für Anbau und Ernte der Baumwolle
ließ deren Kurs ins Bodenlose sinken. In der Fa. Jakob Großmann & Söhne war
das Opfer Emil Großmann, der die Spinnerei geleitet hatte und für die Baumwollkäufe
verantwortlich war. Während es seinen Brüdern gelang, mit Basler Geldgebern und zunächst
unter Zwangsverwaltung durch August Gemuseus eine Auffanggesellschaft für
die Baumwollwebereien zu bilden - es wurde daraus die Fa. Gebr. Großmann in Brombach
- ging Emil Großmann mit der Spinnerei und seinem Privatbesitz in Konkurs. Die
Fabrik wurde, wie meist in solchen Fällen, durch einen Basler Gläubiger oder Privatbankier
übernommen, um sie bei günstiger Gelegenheit wieder an den richtigen Mann zu
bringen. Hier war es die Fa. Leonhard Heusler & Comp, in Basel, die den Betrieb zunächst
unter der Firma Heusler & Söhne, Lörrach, weiterbetrieb.

Heusler & Söhne haben das Verdienst, erhebliche und richtige Investitionen gemacht
zu haben, indem sie modernste englische Seifaktoren aufstellten, nachdem bisher noch
mit Handspinnstühlen gearbeitet worden war. Das brachte eine erhebliche Ausweitung
der Produktion.

1874 fand sich der Käufer in der Person des Müllers Jakob Kaiser von Rötteln, der anschließend
mit seinen Schwiegersöhnen Friedrich Vogelbach jg., dem Dreikönigswirt in
Lörrach, und Ernst Pflüger von Schopfheim aus der dortigen Pflüger'schen Calicotwe-
berei die Firma Fr. Vogelbach & Co. begründete. Nach dem Ausscheiden von Pflüger
ging der Lörracher Betrieb ganz auf den Teilhaber Vogelbach über. Später wurde auch
der Schopfheimer Betrieb, eine Baumwollweberei, übernommen. 1890 wurde dem längjährigen
Mitarbeiter Hermann Sutter Prokura erteilt.

Dies war die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in den frühen Jahren:

m. w. jgdl. insges.

1850 34 45 13 92

1852 67 49 4 120

1862 76 102 — 178

1869 123

1932 zum Vergleich 150-170

Die beiden letzten Zahlen sind insofern vergleichbar, als sie beide zu Krisenperioden gehören
. Sie bestätigen die schwierige La^e der Baumwollspinnerei seit den 70er Jahren des
vorigen Jahrhunderts, wie sie W. Will") besonders für unsere Gegend nachgewiesen hat.

37


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0039