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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 41
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sten Vertreter ihres Geschlechts. Sie wurden die Erbauer des Blauen bzw. des Weißen
Hauses am Rheinsprung, Männer von aufgeklärter Denkart und große Kunstmäzene.
Lucas Sarasin-Werthemann lebte von 1733 bis 1802, Jacob Sarasin-Battier von 1742 bis
1802. Nur Jacob hinterließ Söhne, die Firma ging aber 1802 an Lucas' Schwiegersohn Peter
Vischer über. Jacob Sarasins Sohn, Felix Sarasin-Burckhardt (1771-1839), wandte
sich lieber den Staatsgeschäften zu und wurde Deputat, also ehrenamtlicher Pfleger des
Schul- und Kirchengutes.

Jacobs anderer Sohn, Carl Sarasin-Heusler (1788-1843), der nachgeborene, mußte
sich auf eigene Füße stellen. Zweimal hatte er jedoch bei Firmengründungen zusammen
mit Verwandten Unglück, so daß es fast bis zum gänzlichen Vermögenszerfall kam. Erst
am 15.10.1837, nach einer enttäuschungsreichen, glücklosen Zeit, die Carl Sarasin wohl
innerlich und körperlich zermürbte, gelang es dem Sohn Carl-Sarasin-Vischer unter Beteiligung
des schon kranken Vaters, eine neue Firma zu gründen, diesmal eine Seidenbandweberei
unter der Fa. Sarasin & Cie. Der junge Carl hatte 1832 eine offenbar sehr
tüchtige Lehre in der Seidenbandfabrik Dietrich Preiswerk & Comp, begonnen, während
der er alle Fabrikationszweige von Grund auf kennenlernte. Das eigentliche Weben
erlernte er bei einem Posamenter in Ramlinsburg, der, wie damals auf der Basler Landschaft
üblich, als Heimarbeiter für die Preiswerk'sche Fabrik tätig war. Jedenfalls scheint
die Verwandtschaft dem jungen Carl S. etwas zugetraut zu haben. Sie war es, die zusammenlegte
, um dem jungen Mann die Geschäftsgründung zu ermöglichen. Als Komman-
ditkapital wurden ihm fl. 70'000 zur Verfügung gestellt. Er begann mit der Produktion
von Satins und Faconnes. Der Erfolg stellte sich bald ein, und Carl Sarasin zeigte, daß er
auch charakterlich des Vertrauens würdig war. Er erwies sich nun seinerseits großzügig
gegenüber den Mitgliedern seiner Familie. Bereits 1845 wurde Carl Sarasin in den Großen
Rat gewählt, zweimal war er Mitglied des Verfassungsrats. Von 1848-1865 gehörte
er dem Großen Stadtrat an. Dabei wandte er sein Interesse vor allem den sozialen und gewerblichen
Verhältnissen zu, denen des Handwerks und der Fabrikarbeiter. Er galt als
Konservativer, was die Innenpolitik betraf, wirtschaftlich trat er für den Freihandel
ein24'.

Früh stellte er sich der Gemeinnützigen Gesellschaft (GGG) zur Verfügung. In den
Jahren 1840 und 1841 gehörte er deren Vorstand als »Schreiber«, also als Schriftführer,
an und seit 1841 auch der Kommission für Fabrikarbeiterverhältnisse, in der er sich für
den Bau von Arbeiterwohnungen einsetzte. 1848/49 konnte er an den Bau eines neuen
Fabrikgebäudes gehen (an der Äußeren St. Alban-Vorstadt). In den 50er Jahren betrieb
die Firma bereits 500 Bandstühle, eine Zahl, die später noch verdoppelt wurde.

Nachdem Carl Sarasin 1856 in den damaligen Kleinen Rat, das ehrenamtliche
Exekutivorgan, gewählt worden war, übernahm er dort das Ressort Sanitätswesen und
die Bausachen, wobei beim Bau der Kanalisation das eine vom andern kaum zu trennen
war. In seine Zeit fällt der Beschluß zur Basler Stadterweiterung (Niederreißen der alten
Schanzen und Stadtmauern für die Anlegung von Straßen und Eisenbahntrassen).
Grundzüge des heutigen Straßennetzes von Basel gehen somit auf ihn zurück. Zu Beginn
der 1870er Jahre soll er sich auch an der Gründung der Zeitschrift »Concordia« beteiligt
haben, die ein Forum zur Diskussion von Sozialreformen war. 1868/69 war er Initiant
eines Basler Gesetzes, das Fabrikkontrollen und Mindesttaglöhne vorsah. Nach der Verfassungsrevision
von 1875 trat er schließlich in den festbesoldeten neuen Regierungsrat
über, um den Bau der Kanalisation beenden zu können. 1878 nahm er dann seinen Rücktritt
. Seine Biographen stimmen mit seinen Zeitgenossen überein, die ihm das Zeugnis
ausgestellt haben, daß er sein Denken mit seinem Handeln »in einen seltenen Einklang«
zu bringen gewußt habe. Kurz: Idealistisches Denken und praktisches Handeln waren
bei ihm dasselbe.

Daß Carl Sarasin diese unerhört reiche Tätigkeit ohne Schaden für die eigene Firma
entfalten konnte, verdankt er dem Umstand, daß 1855 sein jüngerer Bruder Rudolf Sarasin
(-Stehlin) in die Firma eintrat; dieser konnte sich mit voller Kraft dem Betrieb wid-

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