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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 43
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fentlicher und gemeinnütziger Wirksamkeit entsprach. Wie Eduard His26) sagt, hat er
»der Verwirklichung des Prinzips der Sittlichkeit auch in Politik und Wirtschaft und einer
Verbreitung der christlichen Grundsätze von Frieden und Nächstenliebe auch im
Arbeitsprozeß uneigennützig seine besten Kräfte gewidmet«. Aus seinen eigenen Mitteln
hat er 1875 das St. Albanstift gegründet, der Diakonissenanstalt Riehen hat er sein
Gut Kilchzimmer, einen Alphof im Basler Jura, als Erholungsstätte zur Verfügung gestellt
. Persönlich wird er als wohlmeinend, herzlich, bescheiden und fromm beschrieben
.

3.4.3 Die Zeit nach der Gründergeneration.

Der erste Bau war auf 100 Bandwebstühle angelegt, diese Betriebsgröße bestand auch
noch 1882 vgl.25). Vor dem ersten Weltkrieg waren schließlich 230 Bandstühle in Betrieb,
so daß einschließlich Vorbereitungsstufen, Appretur und Versand für 450 Leute Arbeitsplätze
zur Verfügung standen. Anfang 1891 wurden die beiden Söhne Rudolf Sara-
sin-Vischer und Peter Sarasin-Alioth in die Firma aufgenommen. Gleichzeitig wurde
Prokura an die Herren Fritz Siber und Gustav Wackernagel erteilt. Der Letztere scheint
auch Teilhaber geworden zu sein. Laut Handelsregister ist am 1.7.1899 ein weiterer
Zweigbetrieb in Stetten eröffnet worden.

Nun bleibt noch über das Ende der Lörracher Sarasin-Firma zu berichten. Der Erste
Weltkrieg bedeutete eine Zäsur, die das Ende der Seidenbandindustrie, ja der herkömmlichen
Seidenweberei überhaupt ankündigte. 1916 fielen Fliegerbomben auf das Fabrikareal
. Sie gehörten zu den ersten der Kriegsgeschichte gegen friedliche Ziele (es sei denn,
man betrachte den Lörracher Bahnhof als ein militärisches Ziel von Bedeutung). Krieg,
Nachkriegsinflation, Weltwirtschaftskrise verhinderten die rechtzeitige Umorientie-
rung auf neue Produktionszweige. So war es schließlich die extreme Spezialisierung auf
ein gänzlich von der Mode abhängiges Produkt und die lange Absperrung vom Weltmarkt
, die die Firma allmählich erliegen ließen. 1933, nach mehrjährigen Verlustperioden
, wurde der schwere Entschluß gefaßt, den Betrieb stillzulegen. Die Fabrikgebäude
wurden in der Hauptsache der Stadt vermietet, die darin einen Teil der Volksschule sowie
das Stadtbauamt, das Vermessungsamt und das Wohlfahrtsamt unterbringen konnte
. 1955 wurde der östliche Teil des Areals an die Bundespost, der westliche an das Landratsamt
verkauft.

Was wir über die Betriebsentwicklung an Zahlen vorliegen haben, sei hier kurz zusammengefaßt
:

Jahre Webstühle Arbeiter/Arbeiterinnen Heimarbeiter

1861 70 108 10

1870 100 189 —

1882 100 53 168 (zus. 225) —

(+4jugendl.)

1899 Eröffnung ein es Zweigbetriebs in Stetten,

über den Zahle n fehlen.
1914 230 450 30-40

davon 90
Jacquardstühle

Diese Vorgeschichte der Lörracher Fa. Sarasin & Cie. ist etwas ausführlicher dargestellt
als ursprünglich gedacht. In diesem Fall schien es jedoch besonders sinnvoll, die
wirtschaftlich bedeutenden Namen vorzustellen und das Herkommen der beiden Lörracher
Gründer und ihre Wirksamkeit in Basel zu beleuchten, damit wir nicht nur die äußeren
Gründe für den umfangreichen Arbeiterwohnungsbau und andere Maßnahmen
dieses Unternehmens, sondern auch die inneren Motive und die in der familiären und gesellschaftlichen
Sphäre liegenden Anstöße erkennen können.

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