Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 47
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0049
3.4.4 Die Lörracher Gesamtplanung

Unter ganz anderen Voraussetzungen als die meisten anderen Firmen haben die Herren
Sarasin in Lörrach ihren Arbeiterwohnungsbau begonnen. Sie errichteten mit der
Fabrik zugleich und in einem Zuge die ersten 12 Arbeiterwohnungen, ein Meisterhaus
und eine Direktorswohnung. Auch der weitere Ausbau ging auf gleiche Weise vor sich,
planmäßig und sehr zügig. Schon beim Antrag der Firma auf Niederlassungsbewilligung
ist eine Aufstellung der beabsichtigten Bauten unter Angabe der für die verschiedenen
Zwecke aufzuwendenden Mitteln eingereicht worden. Von der Gesamtsumme der ersten
Planung im Betrag von sfr. 250'000 sind für die Errichtung von Arbeiterwohnungen
zunächst sfr. 13'000 vorgesehen gewesen.

Die großherzogl. Bewilligung ist durch Mitteilung der »Großh. Badischen Regierung
des Oberrheinkreises in Freiburg« am 21.10.1857 erteilt worden. Sie galt »den Fabrikanten
Sarasin & Comp, in Basel und Stehlin-Dobler in Schönthal« (Baselland). Stehlin-
Dobler war Rudolf Sarasins Schwiegervater, der hier mit Rat und Geld offenbar geholfen
hat. Von März bis Dezember 1859 folgten die Landkäufe; von 9 Eigentümern wurden
z. T. durch Sarasin & Co. Flächen im Gesamtumfang von ca. 18'084 qm (= 6 Juchart 3
Viertel 65 Ruthen 35 Fuß) auf der Nordseite der heutigen Palmstraße erworben. Mehr
als die Hälfte dieser Fläche, nämlich 9'600 qm wurden für die Arbeiterwohnungen samt
Nebengebäuden und Gärten vorgesehen und auch verwendet.

Der Kostenvoranschlag vom 3. April 1860 sah im ersten Bauabschnitt fl. 13'000 für die
ersten 12 Arbeiterwohnungen vor, offenbar für die späteren Hausnummern Palmstr.
7-1127). Der nächste Bau dürfte 1866 gefolgt sein, und das Gebäude mit den Nummern
23, 25, 27, dessen Grundrißpläne in Abb. 25a gezeigt sind, war das dritte in der Reihenfolge
. Dessen Abrechnungen datierten von 1870. Der erste Bauabschnitt hat von letzten
Voranschlägen im April 1860 einschließlich Baugenehmigung bis zum Produktionsbeginn
im Januar 1861 also nur 9 Monate gebraucht. Und wenn man noch eine Frist bis
zum Bezug der Arbeiterwohnungen annimmt, spätestens im März 1861, denn Schlußabrechnungen
der Handwerker liegen aus Februar und März 1861 vor, dann waren es insgesamt
höchstens 12 Monate. Das Richtfest des Fabrikgebäudes war um den 15. August
1860 herum, denn Polizeidiener Witz quittierte unterm 20. August 1860 »für Bewachung
der Bänder und Tücher an dem Baum bei Aufrichtung der neuen Fabrik während
4 Nächten 2 fl. 40 Kr.«, umgerechnet waren es sfr. 5.71. Außerdem hat der Mechanikus
Leonhard Kern von Lörrach am 23. November 1860 noch einen Auftrag bestätigt, wonach
er eine Sonderanfertigung als Zulieferung zur Montage der Kessel- und Maschinenanlage
bis Ende des Jahres (1860) genau und pünktlich liefern werde.

Die Abrechunngen sehr vieler Handwerker über die Sarasinbauten an der Palm- und
Turmstraße sind erhalten. Jedoch fehlen Belege über die Architekten- und Bauleiterhonorare
, auch diese Personen sind nicht bekannt. Wahrscheinlich waren es Basler, die
auch dort bezahlt worden sind. Meistens unterscheiden die Abrechunungen auch nicht
zwischen den Leistungen für die Fabrikations-, Wohn- und sonstigen Gebäude. Eine
Ausnahme macht die sehr übersichtliche Abrechnung der Zimmererfirma Kohler &
Bühler in Steinen vom 25. Februar 1861, der zu entnehmen ist, daß rd. 24% ihrer Zimmererleistung
auf den Bau der Arbeiterwohnungen entfielen. So war die Fa. Sarasin auch
nicht in der Lage, bei einer Umfrage im Jahr 1911, auf die später zurückzukommen sein
wird, anzugeben, wie hoch ihr Aufwand für den Arbeiterwohnungsbau insgesamt war.
Statt dessen können wir aber die Angaben zur Einschätzung für die Feuerversicherung
zu Rate ziehen. Sie betreffen den 1. Bauabschnitt und sind auch vom März 1861. Sie teilen
sich auf in:

»A Fabrike Vorderbau fl. 16'900
B Fabrike Webersäle fl. 29'650
C Maschinenhaus fl. 1'800

47


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0049