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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 59
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0061
14.7.1885 das Vertretungsrecht hatte. Gleichzeitig ging das Eigentum an der ganzen
Liegenschaft, einschließlich der Arbeiterwohnungen, einem zweistöckigen Wohnhaus
als Meisterwohnung und einem zweistöckigen Wohnhaus mit Veranda und Wohnungsanbau
, an den neuen Teilhaber über.

Anfang 1887 schied Wilhelm Conrad aus, und die Firma wurde geändert in »Conrads
Nachf. Baumwollweberei in Lörrach«. Alleininhaber war Rudolf Dejosez, ledig in Lörrach
. Als neuer Prokurist wurde zum 1.4.1890 bis 30.6. 1894 Kaufmann Carl Cleis von
Schopfheim bestellt. Am 4.12.1894 folgt die Erteilung der Prokura an Kaufmann Wilhelm
Voigt. Das wichtigste Bauvorhaben jener Zeit war der Neubau eines Webereigebäudes
und einer Schlichterei, wofür die Baugenehmigung am 6.4.1902 erteilt wurde.
Architekten und möglicherweise auch Bauunternehmer waren Preiswerk & Cie. in Basel
. Durch den Eintritt von Wilhelm Voigt als Gesellschafter wurde die Firma 1910 eine
Offene Handelsgesellschaft. Prokuristen wurden nunmehr die Kaufleute Georg Dahinten
und Emil Hügin von Lörrach sowie der Techniker Hans Kukuk in Lörrach. Alleininhaber
wurde später Herr Wilhelm Voigt. Die Firma Conrads Nachf. war ein einstufiger
Betrieb mit dem Schwerpunkt auf weißer Stückware, vor allem für Bettwäsche. Nach
dem 2. Weltkrieg versuchte sie die Ausweitung ihres Produktionsprogramms in die modische
Kleiderstoffweberei, ein Programm, für das ihr offenbar die Erfahrung fehlte.
Dabei versäumte sie den Übergang auf bunte Bettwäsche, die immer mehr auch konfektioniert
wurde. So mußte sie liquidieren. Lt. Handelsregister wurde die Gesellschaft am
10.2.1967 aufgelöst, die endgültige Löschung erfolgte am 9.4.1968. Herr Fritz Voigt,
der letzte Inhaber, nach firmen- und baugeschichtlichen Unterlagen befragt, beschied
uns leider abschlägig, so daß unsere Darstellung auf Bauakten als Quellen beschränkt ist.

3.6.2 Conrads Nachf., deren Wohnungsbau.

1875 übernahm, wie berichtet, die Fa. Wilhelm Conrad das Arbeiter-Wohnhaus an
der Brombacherstr. 7—13 von der Fa. Bischoff & Söhne. Das dazugehörige Gelände ermöglichte
zunächst die Fortsetzung dieser Baureihe bis zur Bahnlinie an der neuen Unterführung
, die Hausnummern 15-19. Die Ausführung erfolgte 1899 durch die Fa. Conrads
Nachf. bzw. deren Inhaber Rudolf Dejosez. Im Jahr 1900 wurde im Gebiet Untereck
das Gelände für ein weiteres großes Programm von 12 Häusern mit etwa 74 Wohnungen
gekauft, 1902-1909 wurden hier die Häuser Untereckstr. 3-9 und Hartmat-
tenstr. 1-11 gebaut. Planung und Bauleitung mindestens zu Beginn hatte der Architekt
Heßner. Der erste Bauabschnitt wurde der Stadt am 27. 8.1902 zur Genehmigung angezeigt
mit dem Bedenken, es solle der Bau »diesen Herbst noch unter Dach gebracht werden
«. Die Baugenehmigung wurde am 30.9.1902 erteilt. Die ganze Anlage bildet einen
einzigen unförmigen Block, der in seiner Massierung und Enge die ungünstigste Lösung
im Lörracher Arbeiterwohnungsbau darstellt. Immerhin hatte die Lage am Rande der
Stadt den Vorteil, der dortigen Jugend einen ungehinderten Auslauf zu bieten, und in der
Nähe entstand dann auch einer der ersten Lörracher Sportplätze. Abb. 31.

Anläßlich des Bauvorhabens für eine weitere Waschküche an der Brombacherstraße
fragte das Bezirksamt die Firma wiederholt (1905/07) an, »ob nicht ein für die drei
Wohnhäuser gemeinsamer Baderaum etwa im Anschluß an die Waschküche erstellt werden
könnte«. Die Firma hat darauf nicht reagiert. Dafür wurden dort am 22. 8.1908 die
Baupläne für einen Backraum mit Backofen genehmigt (Planung: Architekt. Heßner).
Am 27. 8.1908 wurde mit dem Bau begonnen und am 4.2.1909 die Fertigstellung gemeldet
. Es kann als sicher angenommen werden, daß der Bau dieser Backanlage hier auf
Wunsch der Bewohner, und nicht auf Initiative des Betriebs unternommen wurde. Sie
symbolisiert etwa eine zweite Stufe des Stätdtischwerdens der Arbeiterbevölkerung in
unserer Gegend. Als Bestandteil des Arbeiterwohnungsbaus ist sie für Lörrach einzigartig
geblieben.

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