http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0072
Notwendigkeit oder der Höhe einer Ausgabe beraten. Es sollte nicht alles sofort verbraucht
werden. Neben der eigentlichen Fabriksparkasse gab es auch eine Kindersparkasse
.
Zu jener Zeit hat Suchard schon Ferien für alle Betriebsangehörigen eingeführt, und
mehrfach kamen Urlaubsvertreter eigens von Neuchätel, wenn es in Lörrach keine geeigneten
Ersatzleute gab. Ebenfalls wurde damals der freie Samstagnachmittag eingeführt
, und man kannte den Betriebsausflug. Ältere erholungsbedürftige Betriebsangehörige
konnten auf Kosten der Firma in Höhenorten der Umgebung einen Erholungsurlaub
verbringen.
Die Inflationszeit hat auch hier manche dieser Einrichtungen wieder zerstört, weil die
Kapitalgrundlage dafür vernichtet war. Erst nach dem letzten Kreig hat man an die großzügige
betriebliche Alters- und Sozialvorsorge früherer Zeiten wieder anknüpfen können
.
3.8 Gebr. Senn/J. C. Duncklenberg
Mit Vertrag vom 11. Januar 1875 hat die Gemeinde Tumringen mit Staatsgenehmigung
vom 29.5.1875 ein Wiesengelände nordwestlich der Wiesenbrücke an die Herren C. L.
Senn und Max Senn in Lörrach verkauft. Es umfaßte 1 Hektar 1277 qm, der Preis betrug
Mk. 10740,—. Der Zweck geht aus dem Kaufvertrag hervor: »Da die Käufer auf dem angekauften
Grundstück eine Fabrik (Seidenfärberei) errichten, so wird derselben gestattet
resp. sind dieselben berechtigt, das Abwasser von ihrem Gewerbe in den Waschteich unterhalb
des angekauften Grundstückes abzuleiten, unbeschadet der unterhalb demselben
liegenden Wiesenbesitzer und der im Wiesefluß bestehenden Fischzucht«. D. h. das
Wässerungsrecht der Unterlieger durfte ebensowenig wie die Fischzucht in der Wiese
durch Einleitung beeinträchtigt werden. Ob es diese Klausel war, die den Betrieb behinderte
, weil er keine eigene Kläranlage hatte, oder ob er nicht gut anlief, wissen wir nicht.
Jedenfalls trat der Färber Carl Senn aus der erst am 4. Mai 1877 im Handelsregister eingetragenen
Gesellschaft Gebr. Senn nach einem knappen Jahr wieder aus.
Im Jahr 1875 noch hatte die Firma ein Comptoir, ein Färbereigebäude, ein Färbereimagazin
und ein Dampfkesselhaus gebaut. 1876 wurde eine Packerei und ein Gebäude
mit Wohnungen begonnen, 1877 und 1880 folgten der Bau einer Werkstätte, einer Remise
, eines neuen Maschinenhauses und verschiedener kleinerer Nebengebäude. Aber die
dem Kaufmann Max Senn verbliebenen Mittel scheinen nicht ausgereicht zu haben, um
den Betrieb aufrechtzuerhalten. Ende 1881 wurde der Konkurs gegen ihn eröffnet und
der Betrieb am Altjahrabend 1881 versteigert.
Den Zuschlag erhielt Hermann Weiß, Bankier in Basel, unter Bürgschaft der Vorschußbank
Lörrach. In der Beschreibung des Objekts heißt es »neu erbaute zur Seidenfärberei
eingerichtete Fabrik an der Landstraße nach Lörrach« samt Geschäftseinrichtung
. Der Preis betrug Mk. 46000,—. Weiß führte den Betrieb offenbar selbst weiter,
denn er Heß im Lörracher Handelsregister am 8.2.1882 die offene Handelsgesellschaft
»Baumwoll- und Seidenfärberei Lörrach« mit Sitz in Tumringen eintragen. Man betrieb
also jetzt auch die Baumwollfärberei. Am 13.7.1883 wird im Handelsregister eine Firma
»Müller & Resch, Färberei zu Tumringen« eingetragen. Sie bestand seit dem 15.6.1883
und war offenbar zunächst Pächterin, denn die Weiß'sche Firma ist unterm 13.10.1883
erloschen. Genau ein Jahr später erst hat die Fa. Müller & Resch das ganze Betriebsgrundstück
von Weiß erworben. Rudolf Müller, der eine Inhaber, war ein lediger Färber
von Basel, Johann Wilhelm Resch, der andere, ein Lörracher Kaufmann. Diesmal betrug
der Preis Mk. 85'000,—. Ein Grund für diese Steigerung ist nicht zu erkennen, die Beschreibung
der Liegenschaft ist die gleiche wie zuvor. Auch aus den Bauakten sind keine
Veränderungen zu entnehmen.
Die neue Firma stellte 1885 offenbar das noch von Max Senn begonnene neue Maschinenhaus
fertig, und wieder wurden ein kleiner Schopf und ein Magazin dazwischen ge-
7€
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0072