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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 72
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Hermann Weiß, Bankier in Basel, erscheint erstmals im Ragionenbuch von 1876 mit
dem Domizil Freie Straße 70, später in der Kaufhausgasse 7. Hier handelt es sich tatsächlich
um ein »Bank-, Geldwechsel- und Effectengeschäft« mit einer Agentur der Lebens-
versicherungs- und Ersparnisbank in Stuttgart. Die Firma hat in Basel nur ein kurzes
Gastspiel gegeben. Sie scheint am 8.9.1888 wieder gelöscht worden zu sein. Der erste
Prokurist war Carl Reiff-Moppert von Schopfheim.

5. Schlußbetrachtung
5.1 Wirtschaftliche Gründe für den Arbeiterwohnungsbau.

Bevor wir noch die Auswirkungen des geschilderten Wohnungsbaus erörtern, müssen
wir kurz zurücksenden auf die wirtschaftliche Ausgangslage in der 1. Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Die Frühzeit der Industrialisierung war immer noch begleitet von Perioden
der Mißernten und Hungerjahre. Es gab Perioden regelrechter Landflucht. Die Auswanderung
rief einen eigenen Wirtschaftszweig hervor, der diese Lage ausbeutete: Die
Auswanderungsbüros. Deren Tätigkeit, Unternehmer, Methoden, Erfolg und weiteres
Schicksal als »volkswirtschaftliches«Phänomen und als Ganzes ist wohl noch kaum untersucht
worden, jedenfalls auch unter Historikern nicht allgemein bekannt.

Damals begann eine neue europäische Mobilität, die zunächst eindeutig soziale Nachteile
für die, welche die Heimat verließen, die neue Arbeiterschaft, hatte: wirtschaftliche
Unsicherheit, schlechte Wohnverhältnisse, Loslösung von familiären Bindungen, Verschlechterung
(oder zunächst keine Besserung) der Ernährungslage und fehlende Versorgung
im Krankheitsfall. Die allgemeinen Klagen über die Folgen dieser Entwicklung
entsprachen jedoch damals auch der Meinung fast aller Unternehmer, jedenfalls - wie
wir gesehen haben - bei uns, in Basel, im Elsaß. Gerade dies ist auch das Thema des besonderen
Beitrags über die GGG in diesem Heft.

Die wirtschaftlichen Überlegungen zur Industrialisierung im Wiesental gingen zurück
auf das Vorhandensein genügender Wasserkräfte und auf deren Qualität für bestimmte
Betriebe. Die weitere Frage war, ob in naher Umgebung genügend Arbeitskräfte vom
Angebot der Fabriken Gebrauch machen könnten. Das alles war im Vorderen Wiesental
bis Schopfheim der Fall. Der rasche Erfolg der ersten Textilbetriebe zog eine Menge Zu-
wanderer nach, vor allem vom Schwarzwald, Hotzenwald und Hochrheingebiet, wo die
bisherige Handspinnerei und Handweberei in Heimarbeit zum Erliegen kam. Die Gemeinden
und Privatleute waren damals nirgends in der Lage, Wohnungsbau zu betreiben
, also mußten es die neuen Industriellen tun, ohne Zweifel zuerst in der Absicht, die
Mieter an ihren Betrieb zu binden.

In Lörrach ist dieses Modell nicht am Anfang des Arbeiterwohnungsbaues gestanden.
Wir sehen hier nacheinander 3 verschiedene Typen von Arbeiterwohnbauten:
die Eigenheimbauten von Imbach und KBC waren die ältesten,
die Blockbauten (Kosthäuser, Laborantenhäuser) die nächsten,
und Wohnbauten, deren Bewirtschaftung durch eine eigene Rechtsstruktur wirtschaftlich
vom Wohl und Wehe des Betriebes unabhängig wurde.

Die ersten sollten diesen Zweck auch gar nicht dienen, sie mußten vertragsgemäß im
Verkaufsfall wieder an Arbeiter veräußert werden. Auf diese Weise waren die Häuschen
tatsächlich der Spekulation entzogen. Später wirkte sich der kleine Grundstückszuschnitt
in dieser Richtung aus. Daß solche Verkäufe schon in den ersten Jahren nach Fertigstellung
der frühesten Bauserien auch häufig vorkamen, ist eine Tatsache. Sie hier ausführlich
zu belegen, würde zu weit führen. Die Wohnbauten mit eigener Rechtsform
hatten bezeichnenderweise 2 Aktiengesellschaften gehört, nämlich KBC und der Tuchfabrik
. Die »Kosthäuser« hingegen, die rechtlich Firmeneigentum blieben, gehörten
oder gehören noch Familienbetrieben in der Form offener Handelsgesellschaften. Bei ei-

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