Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 74
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0076
mehrt, während die Zahl der Einwohner nur um 87 % zugenommen hat. Dadurch ist erwiesen
, daß gerade durch die Blockbauten überdurchschnittlichviele junge Leute heiraten
und eine Wohnung finden konnten. Es ist keineswegs überflüssig zu sagen, daß sich
diese Entwicklung auch in auffälliger Weise im Kirchenbuch dadurch niederschlägt, daß
vorehelich geborene Kinder nunmehr legitimiert werden.

Die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie stieg von 700-800 für 1846 auf etwa 2100-
2200 im Jahr 1880, d. h. um rd. 200 %. Dabei sind in der Zwischenzeit keine neuen, größeren
Fabrikbauten hinzugekommen, und Suchard beschäftigte damals erst 40 Personen
. Einen Teil dieser Arbeitsplätze nahmen die »Köchlianer« in Neustetten ein. Die
dortigen 140 Häuser beherbergten 227 Haushalte. Die Gesamtzahl der Bewohner wird
mit 1075 angegeben, so daß auf 1 Haushalt im Durchschnitt 4,7 und auf ein Wohnhaus
fast 7,7 Personen kamen. Im Vergleich dazu betrug die durchschnittliche Kopfzahl pro
Haushalt in der Stadt 4,55 (Neustetten zählte ja noch zu Stetten).

Aus dem Unterschied der Zunahmequoten von Einwohnerschaft (87 %) und Arbeitsplätzen
(ca. 200 %) ergibt sich, daß - auch unter Berücksichtigung von Neustetten, das
noch zur »Umgebung« zählte - die Zahl der Einpendler aus der übrigen Umgebung immer
noch beträchtlich groß gewesen sein muß.

5.2.2 Kommunalpolitische Folgen

Der erste Lörracher Straßen- und Bebauungsplan wurde im Februar 1864 aufgezeichnet
und am 7. Juni 1864 festgestellt und damit rechtskräftig. (S. auch den Aufsatz »Markus
Pflüger und neue Methoden...« in desem Heft). Es ist gar kein Zweifel, er ist eine
unmittelbare Folge der Bauten von Sarasin, aber auch von Bischoff & Söhne und der
Probleme, die sich bald auch für das große Neustettener Wohnquartier stellten. Zudem
reizte die preisgünstige Serienbauweise Imbachs zur Nachahmung. Baumeister und
Handwerk haben dabei eine ganze Menge gelernt, und auch die Stadtverwaltung. Der
»Oberländer Bote« vom 25. März 1864 berichtete: »Ein erst vor kurzem von der Gemeindeverwaltung
versteigertes Bauquartier mit 25 Bauplätzen, auf denen in zwei Jahren
Häuser stehen müssen, wird die Stadt abermals um eine schöne Straße bereichern«.
Bemerkenswert ist die Bestimmung, daß damals schon die Bedingung gestellt wurde, innerhalb
bestimmter Frist zu bauen.

In diesen Zusammenhang gehört auch die Bemerkung in einem späteren Bericht der
Stadt an das Bezirksamt: »... haben sich Bauunternehmer mit dem Bau von kleinen Häusern
für 2-4 Familien befaßt, welche in einer größeren Anzahl in den Besitz von Arbeitern
übergegangen sind«.

Die Anlage ganzer Wohnquartiere hatte vor allem Einfluß auf die Tiefhauplanung,
insbesondere einen schnelleren Ausbau der Kanalisation34'. (Die Verlegung der alten
Dolen wurde aufgegeben). Das galt für die erste Suchard-Siedlung an der heutigen Stettengasse
. Vorher war es noch gelungen, die Bebauung vom ersten Wasserwerk aus Gewässerschutzgründen
fernzuhalten.

Beim Bau von Neustetten hatten die Probleme von Versorgung und Abwasser noch
keine Rolle gespielt. Die dortigen Bewohner sahen sehr wohl bald die Schwäche der Gemeinde
Stetten, die nicht in der Lage war, den weit entfernten Ortsteil z.B. mit Wasser
zu versorgen. Stetten litt zeitweise selbst an Wassermangel. Auf der Lörracher Seite
lockten Wasser- und Lichtversorgung (zuerst mit Leuchtgas) der Stadt, die Einkaufsmöglichkeiten
, der Arbeitsplatz lagen dort. Dazu kam die von Alt-Stetten völlig verschiedene
soziologische und konfessionelle Struktur des Ortsteils. Da aber auch damals
die gemeindliche Kooperation keine schnelle Gangart hatte und keine Lösung weder von
Stetten noch von Lörrach als Nachbargemeinde zu erwarten war, wurde vor allem das
Problem einer Wasserversorgung immer dringlicher. Zum Glück mußten aber die Neu-
Stettener nicht warten, bis sich die Gemeinden einigten, wenigstens nicht alle. Es fand

74


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0076