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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 86
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eingeladen. Gleichzeitig sollten die Organe der Sparkasse, nämlich der Verwaltungsrat
und der »Ausschuß«, wohl eine Art Aufsichtsrat, gewählt werden. Die Einladung an die
gewählten Vertreter der Stadt und natürlich auch der Kirche ist selbstverständlich mit
gutem Grund und in bestimmter Absicht erfolgt. Sie gehörten ja zunächst nicht zu den
an der Sache (wenn auch nur ideell) Interessierten. Aber eben das mußte man deutlich
machen. Davon, daß man diesen das öffentliche Vertrauen genießenden Personenkreis
gewann, konnte man sich Vertrauen in diese neue, völlig ungewohnte Unternehmung
versprechen. Denn es sollten ja ganz neue Schichten für das Sparen und den Umgang mit
Geld überhaupt gewonnen werden, neue Kleinstadtbürger, die vom Lande kamen, wo
das Geld rar war, und die jetzt als Arbeiter sich schwer taten, auch nur Pfennige beiseite
zu legen. Und nur mit etwas gespartem Geld war dem Arbeiter auch ein Stück Unabhängigkeit
, die Möglichkeit von Anschaffungen, die über das Allernotwendigste hinausgingen
, und ein wenig Zukunftssicherung ermöglicht. Als Garantieperson für die neue Einrichtung
wollte man den Arbeitern wohl ihren Chef, den Fabrikherrn Koechlin, bei allem
Vertrauen, das er sicher genoß und auch verdiente, nicht allein präsentieren.

In dieser Gründungsversammlung wurden nun folgende Personen in die vorgesehenen
Ämter der »Ersparnißgesellschaft« gewählt: Der Kirchenrat Hitzig (allen bekannt
als der Freund Hebels), der Fabrikant Peter Koechlin, Alt-Bürgermeister und Alt-Stadträte
(aber eben keine Amtsinhaber!), Wirte und Kaufleute (darunter der spätere Bürgermeister
Karl Robert Gebhard), auch der Stadtrechner, die damals ein ungleich höheres
Ansehen genossen als ihre heutigen mehr oder weniger anonymen Nachfolger mit dem
geschwollenen Titel »Kämmerer«, und dazu kam der Almosenpfleger. Schließlich gehörte
der Oberamtmann dazu (er entsprach damals dem heutigen Landrat) und natürlich
die Initianten, die beiden Diakone Koch und Junker. Die gewählten Bürger waren offenbar
für die gesamte Bevölkerung vertrauenswürdige Personen. Die meisten sind für die
Geschichte Lörrachs im 19. Jh. bekannte Leute.

Wer aber waren die Diakone Koch und Junker?

Bisher hat man sie in Lörrachs Geschichte kaum wahrgenommen, mehr als ihre Nachnamen
kannte man nicht. Friedrich Koch ist 1806 in Karlsruhe geboren, er studierte wie
üblich Philologie und Theologie und wurde 1827 als Kandidat in den Dienst der evangelischen
Landeskirche übernommen. 1828 war er zunächst Vikar und 1834 Praeceptor am
Lörracher Pädagogium, dem Vorläufer des heutigen Hebelgymnasiums. 1838 wurde er
nach Grötzingen versetzt, und von 1848-65, dem Jahr seines Ruhestandes, wirkte er als
Pfarrer an der Konkordienkirche in Mannheim. Er starb 1866 in seinem Heimatort
Karlsruhe.

Friedrich Junker war Dr. phil. Sein Heimatort war Weinheim a. d. Bergstraße, wo er
1803 geboren ist. Nach seinem Studium (Philologie und Theologie) wurde er schon 1824
in den Kirchendienst übernommen, zunächst als Aushilfslehrer am Lyceum Mannheim,
aber noch 1824/25 wurde er Vikar in Rüppurr und 1825-30 Vikar und 1830-32 Pfarr-
Verweser in Mannheim. 1832 kam er als Praeceptor an das Pädagogium Lörrach. 1834
wurde er hier zugleich Diakon, 1842 (nachdem dem Pädagogium eine Höhere Bürgerschule
angegliedert war) dessen Vorstand mit dem Titel Professor. Pfarrer Höchstetter
führt ihn in seiner Lörracher Chronik in dieser Position von 1842 bis 1853 auf (er ist wie
gesagt mit unserem Diakon identisch), während Neu (vgl. die Quellenangaben) seine
Versetzung als Pfarrer nach Schwetzingen fürs Jahr 1852 angibt. Dort wurde er 1862 zugleich
Dekan des Kirchenbezirks Ober-Heidelberg, 1867 Mitglied der Generalsynode.
1882 ging Junker in den Ruhestand und starb im Jahr 1886.

Es ist besonders zu bemerken, daß Junker 1832 aus Mannheim nach Lörrach kam.
Von dort brachte er offenbar eine gute Kenntnis der Lage der Arbeiterschaft und bestimmte
Vorstellungen, wie man sie verbessern könne, mit. Er hat seine Erfahrungen si-

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