Freiburger historische Bestände - digital

eher in die Neugründung mit einbringen können, dennoch muß als der eigentliche Anreger
und Begründer Friedrich Koch angesehen werden, denn die Trägerschaft, die »Er-
sparnißgesellschaft«, bestand ja offenbar schon zu Beginn des Jahres 1832. Es ist auch,
wie wir sehen werden, Koch, der sich noch nach seiner Versetzung nach Grötzingen um
die Entwicklung der Lörracher Sparkasse gekümmert hat.

Sehr rasch nach der Gründung erteilte der Stadtrat, wohl im Sinne der oben dargelegten
Gründe, das Vertrauen der Einleger zu stärken, eine Gemeindegarantie. Schon am
20. Mai 1834, nach IV2 Monaten, wurde sie beschlossen. - Wir kennen nun den Kreis der
Gründungspersonen. Die heutige Form der öffentlich-rechtlichen Anstalt ist schon zu
Beginn durch den starken Einfluß von in Kirche und Kommune maßgebenden Persönlichkeiten
vorgebildet. Woher aber kam der erste Anstoß zu dieser Gründung?

Damals spielte in Basel die ideenreiche Basler Gemeinnützige Gesellschaft (die heute
noch bestehende GGG, Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen)
mit der Gründung einer fast unglaublich großen Zahl sozialer Einrichtungen eine bedeutende
Rolle. Nicht zuletzt durch ihre Gründung wurde Isaac Iselin, der Basler Ratschreiber
und Philanthrop, eine der berühmtesten Persönlichkeiten der Sozialgeschichte
, ein würdiger Vorläufer Henri Dunants, des Gründers des Roten Kreuzes. Von den
durch die GGG errichteten Anstalten seien nur einige genannt: Mehrere öffentliche Bibliotheken
(1807 ff.), eine Mädchenschule (1812), Einrichtungen des Gesundheitswesens
und der Berufsförderung. In unserem Zusammenhang ist vor allem zu nennen die
1808 erfolgte Gründung der »Zinstragenden Ersparniskasse«, heute Basler Sparkasse.
Deren älteste Statuten sind leider heute nicht mehr erhalten. Aber auch ohne daß man es
durch vergleichbare Wortlaute nachweisen kann, dürfte es sicher sein, daß wir in dieser-
erfolgreichen — Basler Gründung das Vorbild für unsere Lörracher Sparkasse zu sehen
haben. Daß erst 1848 noch die Gründung eines »Allgemeinen Sparvereins« folgte, hatte
wohl »volkserzieherische« Gründe. In Basel bildeten sich damals schon ausgesprochene
Arbeiter-Wohnquartiere, in denen man mit populärer Werbung für das Sparen dem aufkommenden
Alkoholismus entgegentreten wollte.

In Lörrach war die Gründung des »Ersparnißvereins« der Gründung der Kasse vorausgegangen
. Aber schon der Name des Vereins deutet auf das Vorbild der Basler »Ersparniskasse
«. Ein Blick auf den Industrieplatz Mülhausen zeigt, daß die Anregung von
dort nicht gekommen sein kann. Dort waren ähnliche Versuche erfolglos gewesen, (s.
Anmerkung) erst 1871 konnte eine Sparkasse nach deutschem Vorbild mit Erfolg eingerichtet
werden.

Erste Statuten und Organisationen

Die Personen, die in der Anfangszeit dem Verwaltungsrat vorstanden, waren die beiden
schon genannten Diakone, der Kaufmann Carl Robert Gebhardt, der später Bürgermeister
wurde, und der Fabrikant Nikola Koechlin. Nach 1895 war es jeweils der Bürgermeister
, der den Vorsitz hatte. Kassierer und gleichzeitig Geschäftsführer waren die
Fabrikanten Peter Koechlin, der Vater, später der gleichnamige Sohn, wie überhaupt
auch die praktische Mithilfe der Frauen Koechlin in der Frühzeit hervorgehoben wird.
Als Revisoren fungierten Lörracher Kaufleute und vor allem Buchhalter und Kassierer
der Manufaktur Koechlin, Baumgartner & Cie.

Die älteste Satzung bestimmte, daß nur in Lörrach wohnende volljährige Personen
(ohne Unterschied des Standes, der Religion und des Geschlechts) Mitglieder werden
konnten. Minderjährige konnten bei gleichzeitiger Miteinschrift eines volljährigen Angehörigen
Mitglied werden. Gemeinnützige Anstalten konnten durch ihren Verwalter
vertreten werden. Die monatliche Pflichteinlage betrug 12 Kreuzer (= knapp 21,5 Pfennig
), die Höchsteinlage war auf 5 Gulden (Mk. 8.55) begrenzt. Die Ersteinlage beim Eintritt
durfte 30 fl. (Mk. 51.30) nicht übersteigen. Die Gesellschaft konnte die Zahl der
Mitglieder beschränken. Zwei Gründe können für diese Beschränkungen, die wir heute

87