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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 92
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nis und Anwendung zu bringen, die vorhandene Armuth zu vermindern und die drohende
zu verhüten. Daß dies ein rein christlicher Zweck ist, daß dieser Zweck insbesondere
demjenigen zur Lösung eine wichtige Aufgabe wird, welcher ein Diener Christi und
seiner Gemeinde sich nennt, geht daraus hervor, daß der Zweck des Christentums
hauptsächlich in der Erhaltung und Erreichung geistiger und leiblicher Wohlfahrt aller
Gemeindeglieder besteht und die eine durch die andere fast durchgehends bedingt ist.
Am besten aber lassen sich die meisten Menschen an ihrer irdischen Seite fassen. . . .Wie
weit wir nun diesen Zweck schon in 5 Jahren erreicht haben, liegt zwar nicht in meiner
Kenntnis, weil ich nicht in die Verhältnisse der einzelnen Einleger eingeweiht bin und
daher nicht den Grad erkennen kann, in welchem die Wirksamkeit unserer Anstalt schon
auf die Vermögensverhältnisse der Betheiligten Einfluß gewonnen hat. Auch ist die Zeit
noch zu kurz, um auffallende Resultate erzeugen zu können. Aber zweierlei gibt doch
hierfür eine freundliche Befriedigung: Einmal befinden sich manche beträchtliche Sparsumme
auf den Konten solcher Personen, von denen fast sicher vorausgesetzt werden
darf, daß in ihren Verhältnissen diese Ansammlung unter eigener Verwaltung sich nicht
würde gebildet haben, und dann ist es durch unsere Erfahrung bestätigt, daß sich durch
unsere Anstalt ein gewisser Sparsinn zur Gewohnheit stempelt..., nach welcher sie wie
einem Gesetze folgsam ihre Ersparnisse sich selbst fast wie abringen, ohne ihren notwendigen
Bedürfnissen Abbruch zu thun, indem sie sich nur unnötige Genüsse versagen,
ohne daß sie die Uberwindung allzu schwer ankommt.

Eine Bemerkung ist die, daß sich durch die Art und Weise der Verwaltung unserer
Kasse ein weiteres festes, sittlich schönes Band um die Glieder der Gemeinde legt. Ist es
schon edel und schön, wenn in eine Anzahl Mitbürger ein solches Vertrauen gelegt wird,
daß nicht unbeträchtliche Summen ihrer Ehrlichkeit und Redlichkeit ohne Furcht anvertraut
werden... und den Sinn erweckt und stärkt für öffentliche Treu und Glauben und
die Tugend und Biederkeit, die Zuverlässigkeit und Ehrenfestigkeit des Charakters...,
daß gerne sich uneigennütziger, gemeinsinniger Geist findet, welcher sich Verdienste
um das gemeine Wohl zu erwerben sucht.« Koch rechnet dann noch vor, daß bei weiterer
Einrichtung vieler solcher Kassen im Lande eine jährliche Sparsumme von 150'000 fl.
und in 20 Jahren ein Kapital von 3 Millionen Gulden von etwa 12'000 Individuen angesammelt
werden könnte. Das bedeutet, daß er mit einer durchschnittlichen Sparsumme
von 250 fl. in dieser Zeitspanne rechnete, was umgerechnet ca. 450 Mark wären. Die
Zinsersparnisse hat er dabei gar nicht berücksichtigt. In Wirklichkeit war dieses Ziel
dann nach nur 9 Jahren schon beträchtlich überschritten. Koch war offensichtlich ein
vorsichtiger Mann mit eher zurückhaltendem Urteilsvermögen.

Es ist durchaus erlaubt, in diesem Zusammenhang die Frage zu stellen, ob der Erfolg
des Imbach'schen Arbeiterwohnungsbaues nicht wenigstens zum Teil auch durch den so
raschen Aufschwung des Sparkassengedankens in Lörrach gefördert worden ist. Im Beitrag
über den »Lörracher Arbeiterwohnungsbau im 19. Jh.« wird die Frage bei der Schilderung
der Kauf- und Zahlungsbedingungen kurz erörtert.

Anmerkung:

Das hat Veron betont, der 1866 - ungefähr als Zeitgenosse - über die wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnisse im Zusammenhang mit dem Arbeiterwohnungsbau in Mülhausen geschrieben hat. Er
selbst erwähnt in einem Kapitel seines Buches (Quellenangabe), daß am 30. Mai 1827 durch Ga-
spard Dollfus und Nicolas Koechlin in Mülhausen eine »Centralcasse« gegründet worden war, die
der ganzen Bevölkerung zugänglich sein sollte. Sie habe sich aber bei Einführung der kommunalen
Sparkassen (ein Datum nennt er nicht, wahrscheinlich eben 1871) wieder aufgelöst. Deshalb ist anzunehmen
, daß diese Institution keine besondere Bedeutung erreicht hat.

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