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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 102
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0104
Die Hebammen

In diesem Zusammenhang dürfen wir noch einen Personenkreis nennen, der von jeher
aus Frauen bestand, es sind die Hebammen. Man nannte sie weise Frauen, nicht nur weil
sie in alle Familien kamen, deren Verhältnisse und häuslichen Umstände kannten, große
Menschenkenntnis gewannen, sondern auch der Bildung wegen, die man von ihnen
wohl seit frühesten Zeiten verlangt hat. Bei uns unterstanden sie der Aufsicht der Land-
physici, also der Amtsärzte, von denen es je nach Größe der Herrschaften 1 oder 2 gab.
Von ihnen wurden sie zuerst unterrichtet und erhielten ihre Anweisungen anhand dicker
Bücher über Geburtshilfe, Verhalten in Notfällen, Wochenpflege. Uber diese Bücher,
die zu ihrer Ausstattung gehörten, und über die praktischen Fragen wurden sie von den
Ärzten »examiniert«. Sie wurden aber nicht einfach bestellt, sondern von den Frauen jeder
Gemeinde gewählt und danach wohl erst ausgebildet. Von ihnen wurde also, wie im
ganzen 17. Jh. z.B. von Jeremias Gmelin, dem Pfarrer und Superintendenten zu Auggen
, überliefert wurde, verlangt, daß sie Lesen und Schreiben und die Materie ihrer Bücher
beherrschen mußten. Nicht vergessen sei, daß sie zur Nottaufe der Neugeborenen
berechtigt waren, wenn kaum Aussicht bestand, daß ein Kind die ersten Stunden überlebte
, bevor der Pfarrer kommen konnte. Man muß sogar annehmen, daß Kinder
manchmal so eilig getauft wurden, daß sie noch nicht einmal einen Namen bekamen.
Man wird wohl annehmen dürfen, daß es sich hier manchmal in Wirklichkeit um Totgeburten
gehandelt hat.

Die Reihe dieser Frauen sei hier noch angeführt, soweit sie uns bekannt ist. Hier stehen
uns nur die Angaben der KiBü zur Verfügung, die natürlich in den häufigen Kriegszeiten
große Lücken aufweisen, weil Bevölkerung und Pfarrer geflohen und die KiBü in
Sicherheit gebracht waren.

1616-1621 mehrfach als Patin genannt Eis Wölffin, Dict (Benedict)

Morder's Frau, die hebam,
1616 gen. Eichelin David, der Hebammen Sohn,
1645 gen. Margreth, Bastian Hagist's sei. Witwe, war die Hebam,
1699 gen. Susanna, Hr. Böringer sei. Witwe, 56 J. alt,
1706 gen. Hundtsinerin (Hunzinger) Maria, die^/feHebam, 89 J. alt,
1702 gen. Huber Elisabeth, dieeinte Hebam, 40 J. alt,
1712 gen. Margareth, Rudin Reinachers Frau, von ihm boshaft verlassen,

unsere Hebam, 56 J. alt,
1743 gen. Sibilla Glatt, Conrad Hagist d. Gerichts Ehefr., 72 J. alt,

sie war 20 Jahre lang Hebamme,
1741 gen. CatharinaHuntziger, 21/2 J. im Hebammenamt, 60 J. 10 Mon.
1781 gen. Barbara Spobn, Jacob Dietz d. Turmwächters Witwe, die alte Hebamm,

80J. alt,

1785 gen. Anna Müller, Thomas Utz, des Burgers und Schuhmachers Ehefrau,
die bisherige Hebamm, 69 J. alt.

Zur Berufsbezeichnung »Hebamme'
sei noch eine kurze Bemerkung erlaubt. Das Wort hat nichts zu tun mit dem Begriff
»Amme«. Es bedeutet ursprünglich »Hebahne«, vielleicht weil die Geburtshilfe ursprünglich
Sache der alten Frauen der Familie gewesen ist. Jedenfalls ist die Heb-Ahne
mit diesem Wort in den Kreis der Familie einbezogen. Sie waren meist hochangesehene
Frauen, was sich oft daran zeigt, daß sie als Patinnen sehr gefragt waren. In Basel z. B.
sieht man sie im 16. Jh. in dieser Eigenschaft zu sehr vielen Taufen bekannter und bedeutender
Familien gebeten.

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