Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 103
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0105
F. Von Lörrach und Rötteln gebürtige Studenten.

Schon der erste Name, der uns 1439 in Wien begegnet, macht die Schwierigkeit einer
zuverlässigen Lokalisierung von Ortsnamen, von denen es mehrere gleiche oder ähnliche
gibt, deutlich. In dem von uns untersuchten Zeitraum hat es noch keine »Rechtschreibung
« gegeben und schon gar keine amtlichen Vorschriften, wie man Ortsnamen
zu schreiben habe, geschweige denn Ämter, die in das Namenrecht von Gemeinden hätten
eingreifen dürfen, indem sie tausendjährige Ortsnamen etwa durch Nummern ersetzt
hätten. Solche Barbarei ist unserer Zeit vorbehalten.

Die Wiener Matrikel unterscheidet nicht, wie fast alle anderen, nach Diöcesen, sondern
nach Nationen. Schon Bayern und alles Deutschsprachige westlich und nördlich
davon zählte dort zur »rheinischen« Nation. (Dazu wurden damals auch die Niederländer
, Nordländer und die Völker des Ostseeraums gerechnet). Wenn also der erste, den
wir 1439 in Wien finden, als Jacobus Vech de Dillingen bei der rheinischen Nation erscheint
, denkt man zuerst an Dillingen a. d. Donau, das den Wienern vielleicht am ehesten
bekannt war. Außerdem gibt es aber noch ein Dillingen a. d. Saar und ein rheinisches
Dülken und unser Tüllingen, das im Dialektton als Düllige und als Dillige klingen
konnte. Diese Form haben wir später auch in Basel. Es ist zunächst Vermutung, es sei
unser Tüllingen gemeint. Hundert Jahre später begegnet uns aber der gleiche FN Fech -
F und V sind im Altdeutschen dasselbe - gleich zweimal für Lörrach. Man darf also annehmen
, es handle sich um die gleiche Sippschaft, zumal uns ähnliches später noch zweimal
begegnen wird.

Auch zu den Herkunftsnamen am Anfang unserer Reihe, de Lorach und de Rottella,
seien einige Bemerkungen erlaubt. Heinricus und Johannes de Lorach sind möglicherweise
Angehörige des Geschlechts der Edelknechte »von Lörrach«. Daß Heinricus 1296
als Canonicus der Basler Kirche, am bischöflichen Münster, genannt ist, läßt es vermuten
. Dieser Eintrag in größerem zeitlichen Abstand von den ersten läßt auf eine zweite
Italienreise schließen. Daß der gleiche aber schon bei seinem ersten Aufenthalt in Bologna
, im 3. oder 4. Jahr seines Studiums, Procurator der deutschen Nation, unter der man
hier alle Studierenden von nördlich der Alpen verstand, wurde, läßt auf ein nicht mehr
jugendliches Alter und eben eine schon gehobene persönliche Stellung schließen. Einzig
das Fehlen jeden Hinweises auf adlige Herkunft könnte darauf hindeuten, daß »de Lorach
« einfache Herkunftsbezeichnung sein könnte. Aber zum Bestandteil eines adligen
Namens sind die Herkunftswörtchen »de« und »von« erst sehr viel später geworden. Für
das Bezeichnen adliger Herkunft sind noch im 14. Jh. direkte Kennzeichnungen üblich,
etwa »dominus« oder »Herr«, der »edle« oder »hochgeborene«. Aber eben, zu solchen
Prädikaten gab es in diesem Fall keinen Grund, denn unter freien Leuten - und dies waren
die Bewohner der italienischen Städte und erst recht die Regenz und Verwalter der
Universitäten - zählte eben ein Edelknecht, wie die »von Lorach«, durchaus noch nicht
zum Adel.

Julianus de Rottella und Johannes Roetler sind noch weniger bestimmbar. Beide
könnten Herkunftsname sein, bei Julianus wäre aber auch - da die Herren von Rötteln
bei Lörrach schon seit mehr als hundert Jahren ausgestorben waren - mit einem Angehörigen
des Geschlechts zu rechnen, das auf der Rotwasserstelz im Hochrhein saß. Johannes
Roetler ist deutlich Herkunftsname, zumal bei diesem Namen ein Herkunftsort
fehlt. Er ist als »vir« und »dominus«, ein schon erwachsener »Herr« bezeichnet, was
ebenfalls auf eine schon gehobene Stellung hindeutet. Aber da Rötteln nicht nur der Name
eines Ortes, sondern auch der einer ganzen Herrschaft ist, muß offen bleiben, was
von beiden gemeint ist. Wir werden auch später immer wieder auf diese Schwierigkeit
stoßen, wenn nicht weitere Anhaltspunkte gegeben sind.
Wir finden also:

Heinricus de Lorach in Bologna 1288

Bologna 1291 Procurator
und als canonicus eccl. Basiliensis Bologna 1296

103


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0105